Namibia - Sambia - Zimbabwe - Botswana 2011

"Auf Spurensuche"

Die diesjährige Afrikareise plante unser Freund Ralf, der uns schon einige Male durch Afrika begleitet hat. Da es sein 10-jähriges Jubiläum war und seine Afrikaliebe mit einer Fahrt durch Simbabwe begann, führte uns die Tour zu seinen Anfängen zurück. So besuchten wir einige für uns unbekannte Nationalparks Simbabwes und fuhren durch ‚unsere' altbekannten und vertrauten Nationalparks Botswanas.
Simbabwe überraschte uns durch unaufdringliche freundliche Menschen, stolze Armut, gepflegte Nationalparks und einige unerwartete Tierbegegnungen. Aber auch Botswana überraschte uns, wenn auch leider nicht ganz so positiv. Moremi und Savuti waren für uns ungewohnt wasserreich und damit leider auch sehr tierarm. Wir mussten oft stundenlang suchen und fuhren meist ohne auch nur ein Bild gemacht zu haben in unser Camp zurück. Die Camps wurden ja privatisiert und damit verdreifachte sich schnell mal der Preis, das spiegelte sich leider nicht im Service wieder. So waren die neuen Duschhäuser stellenweise in einem traurigen Zustand. Waschbecken zerschlagen, die Seifenspender demontiert, aus den Toiletten sprudelte Wasser, die Duschköpfe waren zum Teil schon wieder völlig verkalkt. Stellplätze wurden an bis zu drei Autos vergeben, die sich den Platz teilen mussten. Das betraf besonders Third Bridge und Xaxanaxa. Da wir mit zwei Autos unterwegs waren, traf uns diese Maßnahme nicht, aber wir konnten auf der Campsite in Third Bridge auf den Plätzen 1-3 sechs Autos zählen, die alle einzeln irgendwo standen. Außerdem funktionierte das System leider noch gar nicht, so waren einige Stellplätze überfüllt und andere, die als gebucht galten, wurden nie besucht, so dass die Campsites meist zur Hälfte leer waren.
Der Chobe war so tierreich wie noch nie. Riesige Zebraherden, unzählige Elefantenfamilien, Hunderte von Büffeln beherrschten das Landschaftsbild. Da die Campsite von Ihaha immer wieder von der Namibiaseite überfallen wurde, befindet sich jetzt ein Soldatencamp in unmittelbarer Nähe. Abends patrouillieren die Soldaten und leuchten immer wieder das gegenüberliegende Ufer ab. Diese Maßnahme trägt zwar zur eigenen Sicherheit bei, förderte aber bei mir nicht gerade den Schlaf.
Der Titel unseres Berichts ergab sich wie immer während der Reise. Wir fanden häufig Spuren von Raubtieren auf den sandigen Wegen, denen wir zum Teil sehr weit folgten. Meistens leider vergebens, aber dafür war es immer wieder spannend. Man sitzt noch etwas schlaftrunken im Auto, die Sonne geht langsam auf, der Blick schweift umher und scannt die Landschaft. Dann bleibt er auf dem Weg haften, der vor einem liegt. Plötzlich reißt es einen. Stopp! Schnell das Fenster runtergekurbelt und den Kopf in die Kühle des Morgens gehängt. Sind das etwa Löwenspuren? Intensiv schaut man sich nach allen Seiten um. Hab ich was übersehen? In welche Richtung gehen die Spuren? Ist es ein Tier oder mehrere? In Sekundenschnelle checkt man alles ab. Die Spannung steigt und man folgt den Spuren im Sand. Die anfängliche Müdigkeit ist schnell verflogen und eine freudige Anspannung macht sich im Wageninneren breit. Auch wenn die Verursacher meistens nicht zu finden sind, sind die Sinne geschärft und man nimmt die ganze Umgebung viel intensiver wahr, sieht die Böckchen weit weg in den Büschen, ein Mäuschen am Wegesrand vorbeihuschen, eine Giraffe im Gebüsch. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl nach dem man süchtig werden kann und das einen immer wieder ins geliebte Afrika reisen lässt.

Den Flug haben wir wie immer schon Monate vorher über Air Berlin gebucht. Diese Airline ist für uns immer noch die beste Möglichkeit, direkt und möglichst schnell von München nach Windhoek zu kommen. Da leider die Toleranzen beim Gepäck sehr stark eingeschränkt wurden, besorgten wir für uns beide die Top Bonus Servicekarte mit der wir pro Person 10 kg mehr transportieren dürfen. Die Camps hatte uns ein guter Bekannter reserviert und Chris musste sie nur noch bezahlen. Auch das funktionierte per E-Mail und Kreditkarte schnell und problemlos. Da es immer wieder Probleme mit der Bezahlung der Parkeintritte an den DWNP gab, wollten wir vor Ort die anfälligen Gebühren zahlen. Über das Internet wussten wir, dass man die Parkeintritte alle auf einmal am Chobe Eintrittsgate bezahlen kann. Die Taschen waren schnell gepackt, denn nach so vielen Afrikareisen wussten wir genau, was wir brauchen. Wir waren wie immer gut vorbereitet und saßen in den Startlöchern.

Sonntag, 11.09.2011
1. Tag

Als uns am Sonntagmorgen die Sonne weckte, sprangen wir voller Vorfreude aus unseren Betten. Heute endlich geht es wieder heim nach Afrika, strahlten wir drei, denn Ralf war schon am Vortag angereist. Der Tag verging wie im Fluge, bis uns um ca. 18 Uhr Chris' Mutti zum Flughafen brachte. Unser Gepäck war schnell aufgegeben und auch unsere „kleinen“ Fotorucksäcke interessierten zum Glück niemanden. Nach einer kurzen Runde durch den Münchner Flughafen gingen wir durch den Zoll natürlich mit den üblichen Sprengstofftests und genauer Inspektion unserer Ausrüstung. Schmunzeln musste der Zöllner, als er unsere Glücksbärchen sah, die wie immer mit uns reisten und ihren Platz in unseren Fotorucksäcken schon eingenommen hatten.
Wir waren so weit, es konnte losgehen. Doch was war das? Am Gate stand eine leichte Verspätung dran. Ein Flieger aus Düsseldorf kam nicht rechtzeitig rein. Okay, dann warten wir halt.
Nach einem sonnig warmen Tag machten sich dicke Gewitterwolken am Himmel breit. Die Dämmerung war kurz und es war stockfinster draußen. Donnergrollen konnten wir bis in die Abfertigungshalle hören. Ich drückte mein Gesicht an die Fensterscheibe und beobachtete den Himmel. Von Wetterleuchten bis hin zu den schönsten Blitzen war alles geboten. Ab und zu wurde es taghell. In diesem Moment war ich richtig froh, dass sich durch den verspäteten Flieger unser Start etwas verschieben würde. Irgendwie war ich sehr unruhig und hatte kein gutes Gefühl, aber das kann man hinterher ja immer behaupten.
Endlich war es soweit und wir durften an Bord. Mit einem Stapel Zeitungen bewaffnet nahmen wir unsere Plätze ein, schnallten uns schon einmal vorsorglich an. Nachdem auch noch 4 Rollstuhlfahrer sicher in den Flieger begleitet waren, wurden endlich die Türen geschlossen. Gleich geht es los, freuten wir uns. Aber irgendwie ging gar nichts. Wir standen und warteten. Warme, fast schon heiße Luft ließ uns so nach und nach zu den Zeitschriften greifen, um uns damit Luft zuzufächeln. Es wurde immer heißer. Langsam wurde es unruhig in der Kabine, dann endlich, fühlte sich mal jemand genötigt die Passagiere zu benachrichtigen. Wir hatten keine Startfreigabe, da sich durch das heftige Gewitter die Flieger angesammelt hatten und einer nach dem anderen abgefertigt werden musste, außerdem lief die Klimaanlage nicht. Ein paar Türen wurden wieder geöffnet, aber leider nicht auf unserer Seite. Es war unerträglich heiß. Wir warteten und warteten. Dann kam wieder eine Durchsage vom Piloten, der uns mitteilte, dass die maximalen Flugzeiten der Besatzung bald erreicht sind und dass wir baldmöglichst eine Startfreigabe benötigen. Kurze Zeit später um 22.30 Uhr brach der Pilot den Flug ab und wir mussten alle wieder von Bord. Lange Gesichter reihten sich in die Schlange ein. Jeder musste sein Gepäck holen und alle aus München und Umgebung sollten wieder heimfahren. Alle anderen würden in Hotels untergebracht werden. Der neue Flug wurde für 13.40 Uhr am nächsten Tag angesetzt.
Nach einer längeren Wartezeit, in der ein leicht gestresster Air Berlin-Mitarbeiter versuchte, die Massen zu beruhigen und zu informieren, lief endlich das Gepäckband los und die ersten Koffer wurden auf das Band gespuckt. Zusammen mit Lars und Anett, zwei Berlinern, warteten wir geduldig bis auch unsere Taschen kamen. Dabei beobachteten wir die Massen und vertrieben uns die Zeit mit dem Quatschen über unsere geplanten Routen. Die zwei wollten nach Mozambique. Da bekamen wir gleich große Augen, denn dorthin wollen wir auch unbedingt einmal.
Ein Taxi brachte uns nach Hause, wo wir endlich um 0.30 Uhr ankamen. Hungrig stürzten wir uns noch auf die Käse- und Brotreste in unserem Kühlschrank, denn bis auf ein Wasser, nach fast 2 Stunden in der Bordsauna, hatten wir nichts zu essen bekommen. Danach fielen wir todmüde in unsere Betten.

Montag, 12.09.2011 - Dienstag 13.09.2011
2. - 3.Tag

Ein neuer Morgen, ein neuer Versuch. Noch in der Nacht hatte Chris erfahren, dass der Flug auf 20.40 Uhr verschoben wurde. Das war uns eigentlich ganz recht, denn sonst hätten wir uns auch noch in Windhoek eine Übernachtung suchen müssen. So würden wir zwar einen ganzen Tag verlieren, aber wenigstens entstanden nicht noch Zusatzkosten. Per Mail hatten wir schon den Autovermieter informiert, der unsere Abholung vom Flughafen auf den nächsten Tag verschob.
Wieder verbrachten wir den letzten Tag bei schönstem Sommerwetter daheim und vertrieben uns die Zeit mit gutem Essen und ausgedehnten Spaziergängen. Unsere Katzen waren etwas neben der Spur. Ich glaube fast, dass sie erleichtert aufatmeten, als wir endlich die Wohnung verließen. Chris' Mutti brachte uns erneut zum Flughafen. Ein wenig erinnerte es uns an den Film: „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Wir hofften jedoch, dass es nicht zu einer Endlosschleife käme. Von der Air Berlin erhielten wir einen 10 € Gutschein, den wir in einem Restaurant oder im Flieger einlösen könnten. Diesmal waren wir nicht so dumm wie am Vortag, an dem wir keinen Hunger hatten und gingen damit vorab bei McDonald's essen.
Wieder mussten wir durch den Zoll, der uns sogar fast schon mitleidig durchsuchte. „Ach, Ihr wart auf dem gestrichenen Flug, ihr Armen.“
In dem Bereich trafen wir auch Anett und Lars wieder und warteten zusammen skeptisch doch voller Hoffnung auf den Boarding-Aufruf.
Diesmal lief alles glatt, kein Gewitter und auch kein verspäteter Anschlussflug machten uns das Leben schwer. Pünktlich war das Boarding und wieder saßen wir im Flieger, wieder ging die Klimaanlage nicht, aber das kannten wir ja schon. Die gleiche Crew war mit uns an Bord. Sie hatten sichtlich auch keinen Spaß an der ganzen Geschichte, aber die Gemüter hatten sich beruhigt und alle wollten nur noch los.
Um ca. 21 Uhr verließen wir den Parkplatz, doch vorher brauchten wir noch Starthilfe.
Endlich rollten wir hinaus auf die Startbahn und als dann der Pilot Gas gab, wussten wir, jetzt geht es wirklich los.
Über uns leuchtete der Vollmond und rot schillerte das Bayernstadion unter uns. Kleine Diamanten von tausend Lichtern der Ortschaften leuchten zu uns hinauf.
Der Flug verlief ruhig und angenehm. Ich verschlief zum Glück die meiste Zeit und war total verpennt, als mir die Stewardess ein heißes Tuch in die Hand drückte. Kurz überlegte ich schlaftrunken, was ich damit machen soll, doch dann war der Kopf auch schon klar und eine freudige Erregung machte sich in mir breit. Pünktlich zum Frühstück dämmerte es und wir konnten so langsam die Landschaft unter uns erkennen. Oh, dicke Rauchschwaden hingen über dem Norden. Na, das konnte ja heiter werden. Es brannte wohl schon so stark, dass wir den Dunst kilometerweit über dem Boden erkennen konnten.
Beim Landeanflug sahen wir unter uns ein ungewöhnlich wasserreiches Namibia, das sonst um diese Jahreszeit verdorrt, staubig und trocken daliegt. Viele Flüsse führten Wasser, die Wasserlöcher glitzerten im ersten Licht, so dass wir erstaunt und freudig die Landschaft betrachteten.
Mit Sonnenaufgang landeten wir auf dem Windhoeker Flughafen. Geschafft!!! Das Gepäck kam diesmal sehr schnell, so dass wir schon bald durch den Zoll in die Ankunftshalle gingen. Unser Abholdienst wartete schon. Schnell noch Geld getauscht, dann ging es los in die Stadt hinein.
Unterwegs sahen wir diesmal einen Kudu und sogar ein Oryx. Schön, wir waren wirklich angekommen – zumindest physisch.
Bei Hubert warteten schon unsere Autos auf uns. Wir hatten wieder unseren Hühnerstall und ein großes Dachzelt. Wir wollten zügig los, denn am Ankunftstag gibt es immer so viel zu tun und diesmal mussten wir noch sehr weit bis zu Roy´s Camp fahren. Aber irgendwie schaffen wir das nie. Chris fielen noch hundert Sachen ein, die wir vielleicht gebrauchen könnten. So wanderten noch eine weitere Ersatzbatterie, Keilriemen, Dieselfilter und –pumpe, Werkzeug und vieles mehr in unser Auto. Unsere Kisten standen schon auf der Ladefläche, doch leider fehlten 1-2 Kisten. Mist! Wir durchsuchten alles, aber sie waren und blieben verschwunden. Es waren zwar keine megawichtigen Sachen darin, aber es ärgerte uns schon gewaltig, dass irgendjemand einfach unsere Kisten mitgenommen hat. Zum Glück hatte Hubert eigentlich alles da. So bekamen wir von ihm noch eine Solardusche, eine super gute Pfanne, Expander und Zurrgurte… - vieles von dem was in der Kiste war. Eine neue größere Espressomaschine für den Gaskocher hatten wir zum Glück dabei, denn der Verlust hätte mich sonst mächtig getroffen. Unsere Kissen und Bohnen für die Bohnensäcke waren zum Glück noch da, die hatte wohl niemand gebraucht. Naja, vielleicht war es ja ein Versehen, denn auch wir hatten ein Boden-Zelt im Auto, das nicht uns gehörte und das wir Hubert zurückgaben.
Dann ging der Einkaufs-Marathon los. Zuerst ab in den Supermarkt, wo ich mich um die Vorräte kümmerte. Chris und Ralf besorgten derweil Getränke aus dem Bottlestore. Nur nichts vergessen. Irgendwann waren mehrere Einkaufswagen voll bepackt und meine Einkaufsliste abgearbeitet. Endlich konnten wir Windhoek hinter uns lassen.
Diesmal ärgerte uns unser Navi, es zeigt keine Karten von Namibia an, obwohl Chris sie draufgeladen hatte. So musste Ralf vorfahren. Sein Navi leitete uns gleich mal falsch, so dass wir wieder Zeit verloren, aber irgendwann waren wir auf dem Weg in den Norden.
Am Polizeikontrollpunkt wurde Ralf aufgehalten, da unser Funk noch nicht installiert war, merkten wir es erst eine Zeitlang später und warteten am Straßenrand. Als wir gerade umkehren wollten um nach Ralf zu schauen, kam er angefahren. Sein Auto hatte ein südafrikanisches Kennzeichen und der Polizist erklärte ihm, dass das Permit abgelaufen ist. Nach einer kurzen Diskussion und 20 US$, die den Besitzer wechselten, durfte Ralf dann weiterfahren. Na ,das ging ja schon mal gut los. Nach einem Anruf bei Hubert erfuhren wir, dass das Permit noch gültig war. Da wollte wohl jemand sein Gehalt aufbessern und das auf ziemlich korrupte Art und Weise. Wir ärgerten uns, dass wir es nicht besser gewusst hatten und wir voneinander getrennt waren, sonst hätte Chris sicher gleich bei Hubert angerufen. Aber es half alles nichts, wir fuhren weiter. So was würde uns nicht noch einmal passieren – dachten wir.
Immer wieder sahen wir Paviane am Wegesrand. Sie ließen sich von den Autos gar nicht stören, im Gegenteil, wir hatten das Gefühl, dass sie die Autos beobachteten und es sich dafür auf den Zaunpfosten bequem gemacht hatten.
Bei Otjiwarongo machten wir um ca. 17 Uhr eine kleine Pause. Hier verspeisten wir unseren leckeren Kuchen und streckten ein wenig die müden Glieder. Dann ging es auch schon weiter, denn wir hatten noch ein gutes Stück Weg vor uns.
Chris hatte gerade kurz vor Otavi einen Lastwagen überholt, als auf einmal jemand aus dem Graben sprang und uns zuwinkte. Zuerst wollte Chris fast nicht anhalten, aber dann erkannten wir die Uniform der namibischen Polizei. „Mist, da bin ich wohl zu schnell gefahren.“ grummelte Chris vor sich hin. Er hielt brav am Seitenstreifen an und ging zu den Polizisten. Tja, ganze 12 km/h war er zu schnell. Der Spaß sollte ihn 1500 N$ kosten. Nein, hier bezahlen darf er nicht, er muss dazu in die Stadt fahren. Aber da ist jetzt niemand mehr… so der Polizist. Okay, meinte Chris, er bezahlt jetzt bei ihm. „Das geht aber nicht!“ Nach einer kurzen Überlegung „durfte“ Chris dann 600 N$ in ein Buch legen und dann weiterfahren. Anfassen wollte der Beamte das Geld auf keinen Fall, so war der Schein gewahrt und erst wenn der Touri weg war, wanderte das Geld in die eigene Tasche. Das war ganz schön korrupt dachten wir uns, aber damit nicht genug, denn als wir in Otavi hineinfuhren wurden wir wieder von der Polizei gestoppt. Da wir auf keinen Fall zu schnell waren, fuhren wir ganz entspannt an den Bordstein. Der eine Polizist kam zu uns, während der andere zu Ralf ging. Nach etwas Smalltalk kam dann die Frage, ob wir ihm vielleicht Euro in Namibia Dollar umtauschen könnten. Etwas perplex starrten wir auf das viele Geld (mindestens 10x 50€) und Chris kam fast in Versuchung  unsere letzten Nam $ gegen Euro einzutauschen und sich über den Kurs etwas zurückzuholen. Aber wir ließen es sein und waren relativ sprachlos über soviel und so dreiste Korruption der namibischen Polizei. Natürlich waren wir auch sehr froh, dass wir schnell bezahlen konnten und uns nicht durch irgendwelche Behördendokumente lesen mussten, aber das Ganze war schon eine riesige Abzocke unter dem Deckmantel der örtlichen Behörden. Hinterher würde man vieles anders machen, aber wenn man in solch einer Situation zum ersten Mal steckt, ist man irgendwie hilflos und freut sich, dass man ohne größere Probleme weiter kommen kann.
Da wir noch ein paar Kilometer vor uns hatten ging die Fahrt auch schon weiter. Es war sehr dunstig und massenhaft Staub lag in der Luft. So wurde die Sonne langsam zu einer roten Tomate, die weit vor dem Horizont an Kraft verlor und im Dunst versank.
Bei Roy´s Camp kamen wir im Dunkeln an, aber es half alles nichts, die Autos mussten neu gepackt werden und auch die Funkgeräte mussten angeschlossen werden. So verbrachten wir noch ein paar Stunden mit räumen und machten nur eine kurze Brotzeit. Als alles zu unserer Zufriedenheit erledigt war, gab es noch einen Belohnungsdrink und danach fielen wir sofort in unsere Schlafsäcke. Ein sehr hektischer und anstrengender Tag war zu Ende und wir mit ihm.

Übernachtung: Roy´s Camp, 55 km nördlich von Grootfontein

Tageskilometer: Windhoek - Roy´s Camp 518 km

Mittwoch, 14.09.2011
4. Tag

Nach einer kurzen traumlosen Nacht klingelte unser Wecker ‚Chris’ viel zu früh, aber auch an diesem Tag hatten wir eine lange Strecke vor uns, denn wir wollten bis zur Kalizo Lodge kommen. Dort mussten wir leider eine Nacht - dank Air Berlin - streichen und darum wollten wir die wenige Zeit natürlich sinnvoll nutzen und unsere Bienenfresserkolonie besuchen.
Nach einem kurzen Frühstück brachen wir auf.
Die einsetzende Dämmerung schlängelte sich als ein rosa Band durch den nachtblauen Himmel. Der Vollmond näherte sich langsam dem Horizont. Kühl und verschlafen lag die Straße vor uns, vereinzelt säumten Palmen den Wegesrand. Zum Glück wurde es stetig heller. Unsere Blicke glitten wachsam über die Seitenstreifen, immer auf der Suche nach Tieren, die durch das Scheinwerferlicht geblendet ins Auto laufen könnten.
Langsam kam die Sonne raus und auch an den Straßenrändern begann das morgendliche Treiben. Fleißige Menschen bauten kleine Stände mit Handwerkskunst auf. Wir sahen Holzschnitzereien und Tonkrüge aller Größen. Kühe und Ziegen begaben sich auf ihre tägliche Futtersuche an den Straßenrand. Wir blieben wachsam und bremsten immer wieder ab, wenn Tiere die Straße überquerten. Am Rande einer Ortschaft hatten drei Männer das Gras am Straßenrand entzündet und wärmten sich an den Flammen die klammen Finger. So entstehen sicher oft die Großbrände, die dann weithin als Dunst die Luft verpesten.  Aber so entsteht auch neues Leben und neues Futter für die Tiere, denn schon kurze Zeit nach dem Brand wächst aus der verbrannten Erde der erste grüne Halm.
Zwischen Grootfontein und Rundu versperrte auf einmal eine Schranke den Weg. Wir zuckten zusammen. Mist, eine Veterinärkontrolle. Unser gesamtes Fleisch für die nächsten Tage lag im Kühlschrank. Doch zum Glück war es nur eine Polizeikontrolle. Der Polizist fragte uns woher wir kommen und wohin wir wollen, alles andere interessierte ihn nicht. Erleichtert fuhren wir weiter.
Eine weitere Kontrolle hatten wir kurz vor Rundu bei der Militärbasis. Hier joggten junge Männer am Wegesrand und lautes ausgelassenes Lachen ging durch die Menge. Vor Rundu war es erschreckend dreckig. Überall lag Plastikmüll herum, Tüten wurden vom Wind über die Straße geweht.
Immer weiter ging unser Weg in Richtung Caprivi. Eine letzte Kontrolle hatten wir bei Difundu hinter der Brücke über den Okavango, dann waren wir im Elefantengebiet. Warnschilder säumten die Straße, die schier endlos vor uns lag. Auch hier sahen wir zum Teil verbranntes Land, aber es war noch nicht so schlimm wie in den vergangenen Jahren. Elefanten sahen wir leider keine. Die Strecke zog sich lang und öde dahin - wie immer. Irgendwann am frühen Nachmittag waren wir in Katima. Hier kaufte ich noch einmal ein paar Sachen ein, während Ralf und Chris unsere durstigen ‚Pferde’ versorgten.
Der Weg zur Kalizo Lodge war wie immer gut ausgeschildert. Auch hier gab es ungewöhnlich viel Wasser am Wegesrand. Kleine Buchten waren voll mit Seerosen. Wir sahen viele Wasservögel und unzählige Libellen schwirrten umher.
Um 15.15 Uhr kamen wir endlich an der Kalizo Lodge an. Uns wurde die Campsite 4 zugewiesen. Sie lag direkt am Steilufer des Sambezi mit einer tollen Aussicht auf den Fluss. Doch leider konnten wir die Idylle gar nicht richtig genießen, denn es war schon spät und wir wollten unbedingt noch zu den Bienenfressern.
Gespannt folgten wir dem Uferweg zu den Bruthöhlen. Normalerweise sahen wir schon an der Lodge die kleinen roten Vögel. Doch diesmal ließen sich überhaupt keine Bienenfresser blicken. Vielleicht hatte ja das Hochwasser alles zerstört und die Vögel mussten sich einen anderen Platz suchen. Doch unsere Bedenken zerstreuten sich, je näher wir der Kolonie kamen. Hunderte von Bienenfressern saßen mitten auf dem Weg, so dass wir anhielten und unsere Autos abstellten. Ein riesiger Vogelschwarm erhob sich schimpfend. Vorsichtig setzten wir uns an den Rand der Kolonie ins Gras. Die Vögel beruhigten sich wieder und setzten sich erneut auf den Boden. Leider waren sie noch am Balzen und mit der Partnersuche beschäftigt. So war die ganze Kolonie sehr unruhig und flog bei der kleinsten Windbewegung aufgebracht davon. Hinzu kamen ein paar Schmarotzermilane, die immer wieder in die Kolonie schossen, um Beute zu machen. Aber die kleinen Vögel waren glücklicherweise zu flink. Wenn dann mal nichts die Vögel störte, fingen sie selbst an zu balgen und schimpften wie verrückt. Sie hielten sich zum Teil mit den Krallen fest und zupften dem anderen Federn aus. Dann erhoben sie sich zankend oder balzend in die Lüfte und fielen dabei immer wieder übereinander her. Andere buddelten schon Löcher für die Bruthöhlen in den Boden, so dass wir stellenweise nur noch den Sand fliegen sahen.
Es war ein unglaubliches Geschnatter und Gezeter bei den kleinen roten quirligen Vögeln. Viel zu schnell verflogen zwei wunderschöne entspannte Stunden am Rande der Kolonie.
Chris besorgte uns unsere Sundownerdrinks – Windhoek Lager und Savanna – mit denen wir der roten Tomate zuprosteten. Auch an diesem Tag verließ uns die Kraft der Sonne schon früh, denn der Dunst raubte ihr das warme Licht.
Zurück auf der Campsite grillten wir Springbocksteaks. Dazu gab es Tomatensalat und Knoblauchbrot. Bei einem Lagerfeuer genossen wir das sanfte Plätschern des Sambezi, doch schon bald fielen uns nach diesem langen anstrengenden Tag die Augen zu. Leider sang diesmal kein Fischer auf dem Fluss, aber vielleicht schliefen wir ja auch nur zu fest.

Übernachtung: Kalizo Lodge, Katima Mulio

Tageskilometer: Roy´s Camp – Kalizo Lodge 725 km

Donnerstag, 15.09.2011
5. Tag

Auch heute stand wieder ein langer Weg auf unserem Plan, darum klingelte unser Wecker wieder sehr früh. Um 5.45 Uhr starteten wir nach einem kleinen Frühstück. Der dicke helle Vollmond leuchtete uns, so dass wir den Weg gut erkennen konnten. Langsam dämmerte es und mit der Dämmerung wurden auch die Menschen aktiv. Immer wieder kamen uns verschlafene Gestalten entgegen, die vielleicht zu ihrer Arbeit auf die Lodge gingen.
Auf dem Hauptweg staubte es mal wieder vom Feinsten, da waren wir sehr froh, als wir endlich die Teerstraße erreicht hatten.
An der Namibischen Grenze wurden nur unsere Pässe gestempelt und die Autos eingetragen, so waren wir nach ca. 10 Minuten fertig. Dafür brauchten wir bei der Einreise nach Sambia gut eine Stunde. Zuerst das Visum für 50 US$ p.P. Ein junger Mann füllte alles aus. Dann wurden die Autos eingetragen und eine Car Fee für 50 N$ p. Auto bezahlt. Danach mussten wir eine Versicherung abschließen für 65 US$. Beim Zoll wurden noch einmal pro Auto mit 2-3l Hubraum 150000 Kwacha (1 US$=4200 K) fällig und zu guter Letzt mussten wir für ein namibisches Auto 40 US$ zahlen und Ralf für ein südafrikanisches Auto 20 US$. Für jede Zahlstelle gab es einen anderen Beamten und immer wieder wurden unzählige Formulare ausgefüllt, das dauerte natürlich und kostete viel zu viel Geld für nur Transit. Egal, das war die kürzeste Strecke zum Mana Pools Nationalpark für uns und somit trugen wir es mit Fassung.
An der Sambezi Brücke machten wir noch einen kurzen Fotostopp, dann ging es weiter. Mit 100 km/h zockelten unsere Pferdchen auf guter Teerstraße dahin. Es war auch hier sehr trocken und staubig. Viele Dörfer glitten an uns vorbei. Massen an Menschen waren auf der Straße unterwegs, meist zu Fuß, aber auch mit dem Rad. Sie transportierten Wasserkanister und kleinere bis größere Lasten auf ihren Rädern. Ja, wir waren wieder in Sambia unterwegs, dem Land der freundlichen Menschen, das uns 2008 schon begeistert hatte.
Unterwegs war sehr viel Land verbrannt, aber das erste Grün spross schon und auch ein paar Blumen blühten. Magere Rinder, Esel und Ziegen suchten am Wegesrand nach den ersten Halmen.
Im Wildlife Park kurz vor Livingstone sahen wir ein paar Paviane und Impalas. Im Ort tankten wir nach. Dann mussten wir einmal quer durch die Stadt, um weiter in Richtung Kariba zu brausen. Diesmal war die Teerstraße fertig. Keine Schlaglöcher, die so tief wie ein Autoreifen waren lagen mehr vor uns und wir kamen gut voran.
An den Orten waren wieder viele Polizeikontrollen, aber meistens winkten uns die Beamten nach einem kurzen Plausch durch, bis wir an den Abzweig zum Karibasee kamen. Dort sprang eine sehr geschäftstüchtige Beamtin auf die Kreuzung und kontrollierte gewissenhaft unsere Papiere. Dummerweise hatte ein Beamter an der Grenze eine Zahl vom Nummernschild vergessen einzutragen. Als Chris ihn darauf aufmerksam machte, sagte er, dass Chris die Zahl hinschreiben solle. Tja, die hatte nun aber eine andere Farbe und daran biss sich die Polizistin fest wie ein Pitbull. Oh je, wie kommen wir da nur wieder raus. Chris erklärte ihr geduldig, dass alles seine Richtigkeit hatte, aber sie war erbost. Zum Glück füllte sich jetzt die Kreuzung und die Dame kam in Stress. Sie verlangte noch unsere zwei Warndreiecke und den Feuerlöscher zu sehen, dann durften wir gnädigerweise weiterfahren.
Die Landschaft wurde sehr hügelig und die Straße bestand bald nur noch aus Kurven, steilen Anstiegen und genauso steilen Abstiegen. Diese Straße nutzen auch unzählige Laster für den ganzen Fernverkehr. Immer wieder gab es Notauslaufstellen für die Laster, die auch zum Teil genutzt wurden. Es roch stellenweise nach Bremsen und Kupplung auf dem Teer. Als wir um eine Kurve kamen lag dort ein Laster. Ein paar Stunden vorher muss er auf unserer Spur um die Kurve gefahren sein, aber er schaffte es nicht. Der Laster kippte und das Fahrerhaus wurde am Felsen zerquetscht. Ein Teil der Ladung lag noch auf der Straße, die Polizei machte Bilder. Wir fuhren langsam vorbei und wollten uns gar nicht ausmalen, wie es wäre, wenn so ein umgestürzter Lastwagen auf einen zurast. Noch etwas vorsichtiger fuhren wir weiter.
Mit voller Kraft knallte die Sonne auf unser Auto, auch mit offenen Fenstern und Durchzug schwitzten wir gewaltig. Die Strecke zog sich dahin.
Irgendwann kamen wir in Sivonga an. Dort tankten wir noch einmal nach und Chris kaufte sündhaft teures, eiskaltes Mosibier und ein paar Savanna an der Tankstelle. An seinem Grinsen im Gesicht sah man, dass das Bier nicht lange halten würde, nach dieser langen 40°C heißen Fahrt. Danach fuhren wir zum Eagles Rest Camp. Nach 758 Kilometern waren wir richtig geschafft und beschlossen die Grenze nach Simbabwe erst am nächsten Morgen zu überqueren.
Wir suchten uns eine schöne Campsite am Karibasee und bauten schon mal unsere Zelte auf. Abgestorbene Bäume standen im Wasser und eine kleine Insel lag uns genau gegenüber. Wir kamen uns fast vor wie am Meer, denn es war kein Ufer am Horizont zu erkennen, aber auch kein Himmel, denn der See und der Himmel hatten die gleiche graue Farbe.
Das Wasser glitzerte im abendlichen Gegenlicht, Insekten tanzten auf der Wasseroberfläche. Alles wirkte so friedlich und still. Gerne wären wir für ein kleines Bad in den See gesprungen, aber einige Schilder, die vor Krokodilen und Hippos warnten, hielten uns davon ab.
Hier hatte es viele Mücken, so dass wir uns gut einschmierten und dann faul in unseren Stühlen hingen und dem Sonnenuntergang zuschauten. Wieder versank eine rote Kugel im grauen Dunst. Schade! Der Sundowner schmeckte trotzdem hervorragend und auch die Dusche tat uns gut.
Kaum war jedoch die Sonne weg, da fuhren aus allen Richtungen Fischerboote auf den See. Zum Teil sahen wir 20-30 Lichter. Dieselmotoren knatterten die ganze Nacht und erst mit dem Morgengrauen kehrte Ruhe ein.

Übernachtung: Eagles Rest Camp, Lake Kariba, Siavonga - Preis: 54000 Kwacha p. P. (12 US$)

Tageskilometer: Kalizo Lodge – Eagles Rest Camp 758 km

Freitag, 16.09.2011
6. Tag

Nach einer schlecht durchschlafenen Nacht quälten wir uns am Morgen gerädert aus unseren Dachzelten. So nett der Campingplatz am Karibasee auch war, hier würden wir so schnell nicht wieder schlafen.
Der Himmel war wolkenverhangen und es sah sogar etwas nach Regen aus. Wir frühstückten gemütlich und machten uns dann um 6.45 Uhr auf zur Grenze. Die Abfertigung in Sambia ging sehr schnell, dann fuhren wir über den Kariba-Staudamm zur simbabwischen Grenze. Die Talsperre mit der doppelt gekrümmten Beton-Staumauer wurde zwischen 1955 und 1959 gebaut. Sie ist 128 m hoch und 617 m lang. Das Wasserkraftwerk versorgt den Kupfergürtel von Sambia und Simbabwe mit Strom. Wieder einmal kamen wir uns sehr klein und unbedeutend vor, als wir von der gigantischen Mauer blickten.
Wir hatten ja vorher schon einiges zum Thema Schmiergeld und Korruption gelesen und waren nun gespannt auf unsere Erfahrung an der Grenze. Wir parkten unsere Autos und gingen in das Grenzgebäude, dort stellte uns eine sehr nette junge Frau das Visum für 30 US$ aus, danach mussten wir an den Nachbarschalter wo wir uns wieder einmal in eine Autofahrerliste eintragen mussten. Danach zahlten wir noch einmal 55 US$ diesmal für das Auto. (30 US$ Auto 25 Carbon Tax) Auch diese Frau wollte nichts weiter von uns. Um den Schein für das Gate zu bekommen musste noch jemand die Autos kontrollieren. Dieser junge Mann nahm seinen Job sehr genau. Unsere Motornummer war arg verrostet und zerkratzt und kaum noch zu erkennen und die Zulassung an der Scheibe wollte er zuerst nicht anerkennen. Dann fragte er nebenbei noch nach unseren restlichen Kwachas, aber wir hatten keine mehr. Zu direkt wollte er dann auch nicht werden und wir stellten uns etwas doof, so gab er uns das Okay und wir konnten weiterfahren.
In Kariba verloren wir irgendwie Ralf und der Funk ging nur bedingt in den Bergen. Für so einen Moment hatten wir nichts ausgemacht, darum warteten wir erst einmal. Aber Ralf antwortete auf keinen Funkspruch. Wir wendeten, fuhren wieder zur Grenze und noch einmal vor zur Tankstelle, an der wir auch vorher schon gewartet hatten. Nichts. Chris meinte, dass Ralf nur in den Ort gefahren sein könnte. Okay, wir versuchten es dort. Nichts. Kein Ralf war zu sehen oder zu hören. Dafür sahen wir auf einem Hof eine Zebraherde grasen und an einer Kreuzung guckten uns zwei Elefanten an, die dort friedlich in den Büschen futterten. Hey, wir sind in Afrika grinsten wir uns an. Chris meinte nach einigen weiteren Versuchen Ralf zu finden, dass wir nun langsam in Richtung Mana Pools NP fahren, denn es gibt nur eine Straße dorthin – auf der muss Ralf sein. Okay, wir fuhren noch einmal am Ortsrand entlang. Selbst bei einer Polizeikontrolle fragten wir nach Ralf, aber der Polizist hatte gerade erst angefangen und konnte uns auch nicht helfen. Dann endlich antwortete er auf meinen Funkspruch. Er war ein paar Kilometer vor uns und wartet an der Straße auf uns.
Die Landschaft war sehr hügelig, dadurch schlängelte sich die Straße. Immer wieder saßen Paviane fressend am Straßenrand. Aber auch hier war es so dunstig, dass an den schönsten Aussichtspunkten eigentlich nichts zu erkennen war. Als es noch bergiger wurde, gab es eine Geschwindigkeitsbeschränkung für Lastwagen auf 60 km/h. Auf einer Straßenböschung saß gut getarnt ein Polizist und laserte fleißig die ankommenden Trucks. Die Armen, gerade hatten sie den Bergpass hinter sich und konnten wieder Gas geben, da wurde auch schon kassiert. Chris warnte einige entgegenkommende Laster und hoffte, dass man überall auf der Welt Lichthupe verstand.
Jetzt wurde es richtig bergig und in Serpentinen schlängelte sich die Straße über die Berge.  Immer öfter sahen wir zerschmetterte Trucks neben den Kurven am Abhang liegen. Einige lagen auch in den Notausrollwegen für Laster bzw. dahinter. Wenn man das alles so sah, konnte einem angst und bange werden. Zum Glück kamen wir bald am Office zum Mana Pool Nationalpark an. Der Park gehört seit 1984 zum UNESCO-Weltnaturerbe. Der Park erhielt seinen Namen durch vier in der Trockenzeit mit Wasser gefüllte Becken des Sambesi. Vier bedeutet nämlich in der Sprache der Shona (Bantusprache) – Mana.
Im Office füllte uns eine Rangerin das Permit aus, das wir an zwei kommenden Gates vorzeigen müssten. Sie war super nett und gut drauf. Zum Abschied sagt sie uns, dass wir 7 Nächte bleiben können, aber den Park sicher so toll finden, dass wir länger bleiben wollen. Schmunzelnd verließen wir das Office. Bei den Park-Regeln stutzte ich, denn im Park sind Früchte verboten. Unauffällig ließen wir unsere Zitronen verschwinden, denn ein Gin Tonic ohne Zitrone geht nur im Notfall. Aber uns fragte niemand nach den verbotenen Früchten. Am ersten Gate wurde das Permit kontrolliert. Die Straße war okay, etwas Wellblech und ein wenig Sand, dann standen wir vor dem zweiten Gate. Zwei super nette Ranger, die sehr stolz auf ihren Park waren, standen schwitzend vor uns. Ralf und Chris zeigten im Rangerhäuschen ihre Papiere und dann durften wir schon weiter fahren. Doch zuerst ein kühles Getränk für alle. Die Ranger strahlten vielleicht als wir ihnen eine eiskalte Cola in die Hände drückten. Das kühle Getränk zischte fast als es durch unsere staubigen Kehlen lief. Tat das gut!
Nach dem Gate waren es noch 47 km bis zum Sambesi. Die Straße wurde besser und wir kamen gut und schnell voran.

Beim Main Office, wo sich jeder melden muss, bekamen wir auf der Nyamepi Campsite die Nr. 20 zugewiesen. Die Site lag direkt am Sambesi mit einem großen Schattenbaum, genauer gesagt ein Leberwurstbaum, der gerade blühte.
Hier gefiel es uns auf Anhieb. Wir stellten unseren Tisch und die Stühle auf und genossen den Blick über den Sambesi. Gegenüber lag der Lower Sambesi Nationalpark. Schon am Tage konnte man einige Rauchsäulen der Buschbrände in Sambia erkennen.
In der Flussmitte lag eine Insel, darauf fraß gerade gemütlich ein Elefant. Hippos lagen auf einer Sandbank in der Sonne – was für eine Idylle.
Aber auch auf unserem Campingplatz war einiges los. Drei Büffel kamen direkt auf uns zu, aber zum Glück visierten sie die Nachbarcampsite an und legten sich dort in den Schatten zum Verdauen. So lagen drei der gefährlichsten Tiere Afrikas gemütlich beim Wiederkäuen ca. 10 m von uns entfernt. Etwas später schaute ein Büffel noch etwas näher vorbei. Er sah zwar nicht aggressiv aus, aber wir gingen trotzdem mal zu den Autos und warteten dort ab. Aber kurz darauf ging er wieder zu den anderen Büffeln in den Schatten zurück.
Ein Elefant trottete auch auf uns zu und ging sehr dicht an unserem Baum vorbei. Wir waren ebenfalls vorsichtig und stellten uns lieber zwischen die Autos. Aber der Bursche wollte nicht zu uns, sondern ging gemächlich über die Campsite bis zu einem anderen Baum, wo er weiter fraß.
Glanzstare schauten nach Krümeln und Essensresten. Ein Specht hämmerte wie wild auf einen Baum ein. Überall zwitscherten Vögel und der Wind rauschte dazu in den Bäumen. Wir waren in einem kleinen Paradies angekommen und fühlten uns gleich als ein Teil davon.
Um ca. 13 Uhr prallte die Sonne gnadenlos vom Himmel, aber dank Wind und dem Schatten war es erträglich.
Ralf versuchte gleich am ersten Nachmittag sein Glück beim Angeln, aber außer Seegras wollte einfach nichts „beißen“.
Am Nachmittag fuhren wir für ca. 2 Stunden durch den Park und machten uns einen ersten Eindruck. Der Park war sehr klein mit einem guten Wegenetz. Wenn es nicht mehr weiter ging fuhren wir wieder zurück und probierten eine andere Strecke aus. Wir sahen Wasserböcke, Impalas, Kudus und Elefanten.
Abends ließen wir uns T-Bones schmecken. Die Brände in Sambia waren nun richtig zu sehen. Hohe Flammen erhellten den Himmel und spiegelten sich im Wasser. Meterhohe Rauchsäulen stiegen in die Atmosphäre hinauf. Ein beängstigender und zugleich faszinierender Anblick.

Übernachtung: Nyamepi Campsite Mana Pools Nationalpark, Zimbabwe - Nr. 20: 100 US$ / Site

Tageskilometer: Eagles Rest Camp – Mana Pools Nationalpark 225 km

Samstag, 17.09.2011
7. Tag

Der kräftige Wind vom Vortag hatte sich in der Nacht zu einem Sturm entwickelt. Böen rissen an unserem Zelt und schüttelten es immer wieder kräftig durch. Es war sehr heiß, so dass wir unheimlich schlecht geschlafen hatten. Dicke Wolken verdeckten den Himmel, so dass selbst die Dämmerung sehr dunkel ausfiel.
Chris tastete sich schlaftrunken die Leiter hinunter, als er auf einmal den Halt verlor und mit dem eh schon kaputten Bein in die Sprosse einfädelte und die Aluleiter hinunter fiel. Ich hörte im Zelt nur ein Stöhnen und Fluchen. Sofort war ich mit dem Kopf aus dem Zelt und sah einen zusammengesunkenen Chris, der sich das Knie hielt. Nicht schon wieder, schoss es mir durch den Kopf. Hoffentlich ist das Band nicht erneut gerissen. Chris holte sich eine eiskalte Cola und kühlte die Stelle erst einmal. Nach einer Weile meinte er, dass es schon wieder geht und machte sich tapfer an die morgendlichen Arbeiten.  Aber ganz so toll wie er tat war es doch nicht. Er hatte sich mächtig den Knochen geprellt, auch die Haut war tief eingerissen und trotzdem hatte er Glück im Unglück, denn das restliche Knie hatte nichts weiter abbekommen.
Auf dem Weg zu den Duschhäusern ging ich an einem Wasserbock und Impalas vorbei, die die Blüten der Leberwurstbäume futterten. Trotz des Schrecks zur Morgenstunde, genoss ich diese Idylle und freute mich über das Zutrauen der Tiere.
Als ich den Wasserhahn aufdrehen wollte, entdeckte ich auf dem Hahn einen kleinen Frosch. Er duckte sich gleich, als ich ihn mit meiner Stirnlampe anleuchtete, so nach dem Motto: ‘wenn ich dich nicht sehe, siehst du mich auch nicht‘. Okay, ich hatte verstanden.
Unseren Morgengamedrive machten wir zum Mana Mouth. Durch die Bewölkung war es jedoch sehr dunkel aber auch warm, denn die Außentemperatur zeigte 26°C an. Mit dem Fahrtwind fröstelte ich trotzdem ein wenig. Bei dem Wetter waren nur wenige Tiere zu sehen. Aber auf ein paar Wasserböcke und Impalas war Verlass. Auch Paviane und ein paar Meerkatzen durchsuchten den Wald nach Fressbarem. 
An diesem Morgen wollten wir den Weg bis zur südlichen Parkgrenze fahren. Plötzlich entdeckte ich eine Bewegung in den Büschen. Da sind ja Wildhunde, rief ich freudig. 29 Tiere davon ca. 15 Junge lagen vor unseren Augen im Schatten eines riesigen Baums. Die Kleinen kamen zuerst neugierig auf uns zu, um aber gleich darauf zu den Großen zu laufen und sich hinter ihnen zu verstecken.
Die Wildhunde hatten einen Riss. Geier und Marabus warteten in der Nähe, aber die Hunde ließen niemanden an die abgenagten Knochen. Immer wieder knabberten die Hunde an dem fast schon fleischlosen Kopf. Für die Geier blieb nichts übrig. Aber bei dem großen Rudel war das ja kein Wunder. Die Kleinen balgten und spielten ein wenig um sich dann in den Schatten zum Schlafen zu legen. Wir beobachteten sie noch eine Zeitlang, und fuhren dann zurück ins Camp in der Hoffnung, dass sie am Nachmittag noch da wären.
Mittlerweile hatte der Wind die Wolken vertrieben und die Sonne schien wieder mit voller Kraft, es wurde schwül heiß.

Bei uns gab es Spiegeleier mit Speck und eine ausgiebige Mittagspause in unseren Hängematten. Am Nachmittag duschten wir schon, denn in den Duschhäusern gab es kein Licht. Auf dem Weg zu den Duschen sah ich zwei Elis am Rande der Campsite fressen. Hier gefiel es mir so richtig gut. Ein Platz zum Verweilen.
Der Wind schürte die Feuer in Sambia, so dass weiße Rauchsäulen kilometerweit in den Himmel hinaufragten. Es war sehr dunstig und Asche lag in der Luft.
Am Nachmittag fuhren wir voller Hoffnung zu den Wildhunden. Sind sie noch da, oder sind sie weitergezogen? Bisher hatten wir immer nur kurze Wildhund-Begegnungen, denn die Tiere sind einfach zu quirlig und immer auf der Suche nach Beute.
Gespannt fuhren wir zu der Stelle, an der sie am Morgen lagen und wirklich, sie waren noch da. Sie waren nur mit dem Schatten des Baums gewandert und lagen nun auf der anderen Seite. Wir konnten unser Glück kaum fassen. Sie schliefen noch eine Zeitlang. Als in der Nähe ein paar Impalas vorbeizogen, kam Leben in das Rudel. Sie sprangen auf und liefen los. Die Kleinen hinterher. Weit weg wuselten sie herum, begrüßten sich und spielten mit den Kleinen. Ab und zu würgte ein Alttier etwas Fleisch hervor und die Kleinen fraßen wie wild und wuselten noch mehr. Dann kamen sie auf einmal wieder auf uns zu.
Ein paar Hunde hatten sich vom Rudel gelöst und ein Impala gerissen. Die ganze Gruppe stürmte zu der Beute. Ein Winseln und Jaulen ging durch die Menge. Staub wirbelte auf und die Hunde verschmolzen zu einer einzigen gierig fressenden Masse. Die Kleinen durften immer zuerst fressen, die Großen holten sich natürlich auch ihren Anteil, aber sie waren sehr geduldig mit den Jungen.
Als alle satt waren, ging das Gewusel weiter. Die Hunde liefen in Richtung Fluss und gingen dort zum Trinken. Leider gab es nur eine vernünftige Aussicht auf den Fluss und zu der fuhren wir. Hier war ein Teil der Hunde hinabgelaufen, wie wir an den Spuren sahen.
Doch mittlerweile waren sie weit weg und auch die Sonne hatte uns schon wieder zu früh im Stich gelassen. Ein paar Wasserböcke spitzten alarmiert die Ohren, aber die Hunde hatten kein Interesse an ihnen.

Sehr zufrieden brachen wir für diesen Abend unseren Gamedrive ab und fuhren zurück zum Camp. Es wurde sehr schnell dunkel. Ein Lodgefahrer stand mit seinem Auto an einem Baum und sagte uns, dass darin ein Leopard sitzt. So sehr wir auch unsere Augen anstrengten, wir konnten ihn nicht entdecken. Schade, das wäre doch der perfekte Abschluss dieses spannenden Abends gewesen.
Zurück im Camp macht Chris sofort Feuer. An diesem Abend gab es Kartoffelauflauf mit Zwiebeln und Speck + Burenwurst. Später machten wir noch ein paar Nachtaufnahmen von dem an diesem Abend sternenklaren Himmel und den Bränden auf der gegenüberliegenden Seite. Nebenan mampften sich Hippos durch den Campingplatz.

Übernachtung: Nyamepi Campsite Mana Pools Nationalpark, Zimbabwe - Nr. 20: 100 US$ / Site

Tageskilometer: 82 km

Sonntag, 18.09.2011
8. Tag

Auch an diesem Morgen war es wieder stark bewölkt und wir hatten nur 22°C. Es war sehr kühl, aber diesmal wehte wenigstens nicht noch ein frischer Wind.
Auf unserer Morgenrunde sahen wir viele Elefantenfamilien, die im Wald und auf den freien Flächen nach Nahrung suchten. Einige Elefanten haben ganz kleine Babys bei sich. Die Kleinen sind so goldig, besonders wenn sie noch so unbeholfen sind und gar nicht so recht wissen, was sie mit ihrem Rüssel anfangen sollen. Ein Kleines schaute uns neugierig unter dem Bauch seiner Mutter hervor an. Auch die Paviane gingen ihren täglichen Ritualen nach. Sie saßen in und unter den Bäumen und schlugen sich die Bäuche voll. Wasserböcke standen im kühlen Nass und fraßen. Impalas sprangen in vollem Galopp vor unser Auto. Zum Glück hatten wir sie schon von Weitem gesehen. Ein paar Zebras schauten uns neugierig aus den Büschen an. Wir kamen uns wieder vor wie in einem kleinen Paradies und genossen den Morgen auch ohne Sonne.
Je näher wir der Stelle mit den Wildhunden kamen, desto aufgeregter wurde ich. Chris meinte, sie sind auf alle Fälle noch da, aber ich war mir dessen nicht ganz so sicher. Aber Chris hatte Recht. Wir kamen um die Ecke und sahen schon frische Hundespuren auf dem Weg, dann entdeckten wir sie. Sie lagen unter einigen Bäumen direkt an einer freien Fläche. Einige knabberten an ein paar Knochen herum, andere dösten vor sich hin. Von dem Impala war nicht mehr viel übrig, außer ein paar Knochen und dem Schädel.
Als ein Pavian zu nah an den Hunden vorbei kam, sprangen einige auf und verfolgten ihn. Er konnte sich auf einen Baum retten. Die Hunde saßen darunter. Doch sie waren satt und bald wurden sie des Spiels überdrüssig und gingen zu den anderen Hunden zurück.
Irgendwie war das Rudel unruhig und schon bald zogen sie sich weit nach hinten in den Schatten riesiger Laubbäume zurück. Dort würgte wieder eine Hündin etwas Fleisch für die Kleinen hervor. Sie waren ganz aufgeregt und winselten laut.
Als alle Hunde im Schatten der Bäume lagen, fuhren wir noch etwas weiter durch den Park. Das Wetter zeigte sich mittlerweile wieder von seiner schönsten Seite, der Wind hatte die Wolken vertrieben und die Sonne strahlte intensiv vom Himmel. Wir nutzten die Möglichkeit auch mal das Auto zu verlassen und ein wenig am Flussufer spazieren zu gehen. Besonders gut gefiel uns der Blick auf die andere Flussseite, wo sich in Sambia die Hügel zu Bergen auftürmten und uns somit eine besonders schöne Kulisse bot. Elefanten durchsteiften die Galeriewälder auf der Suche nach frischen Blüten und jungen Ästen.

Mittags fuhren wir zurück auf die Campsite und verbrachten die heißesten Stunden im Schatten unseres Baums. Dort genossen wir den wunderschönen Ausblick über den Sambesi. Die Flusspferde grunzten, Vögel zwitscherten und ein paar Impalas fraßen auf dem Gelände der Campsite.
Nach dem Kaffee fuhren wir wieder den uns mittlerweile vertrauten Weg in Richtung der Wildhunde.  Eine Elefantenkuh kam mit ihrem Kalb genau auf uns zu und überquerte vor uns die Straße. Weiter ging die Fahrt durch eindrucksvolle Wälder, vorbei an betagten Baobabs bis wir uns den Wildhunden näherten.
Dort bot sich uns ein besonders eindrucksvolles Bild. Die Hunde lagen verstreut auf einer freien Fläche. Ein Ranger saß mit zwei Touristen im Schneidersitz ca. 50 m von den Tieren entfernt am Boden. Über den Knien hatte er zwar eine Waffe liegen, aber sie war nur für den Notfall dabei. Die Hunde störten sich überhaupt nicht an den drei Menschen, sondern spielten und dösten im Nachmittagslicht. Zu gerne wären wir ausgestiegen und hätten uns dazu gesetzt, einfach nur zum Genießen, aber wir wussten, dass wir dann dieses friedliche Bild zerstören würden. Also lehnten wir uns zurück und gönnten den Dreien dieses einmalig schöne Erlebnis. Etwas später zogen sich die drei Menschen vorsichtig und leise zurück. Das Besondere am Mana Pools NP ist, dass man hier aussteigen darf, aber man soll dabei keine Tiere stören und sich der Natur gegenüber bewusst verhalten.
Als Impalas in die Nähe kamen, war es mit der Ruhe vorbei. Die Hunde sprangen auf und einige rannten sofort los. Ein Großteil des Rudels legte sich anfangs genau vor uns auf die Straße. Dann liefen sie weiter. Sie bewegten sich alle in eine Richtung. Irgendwann waren alle Alttiere weg und nur die Jungen blieben bei uns. Wir hörten Zweige brechen, die Hatz war noch in vollem Gange. Auch wenn wir nichts sahen, war es unheimlich spannend. Vielleicht hatten die Impalas diesmal Glück, denn so nach und nach kamen ein paar Hunde zurück. Dann liefen alle hinaus auf die freien Flächen am Wasser und wir machten uns wieder einmal in der Dämmerung auf den Heimweg ins Camp. Den Weg kannten wir zwar mittlerweile, aber er zog sich schon ganz schön dahin. Wir mussten durch ein paar Flusstäler und durch dichten Wald. Bald war es stockdunkel. Wir erahnten ein paar Elefanten und auch einige Impalas. Ralf hatte da mehr Glück, denn kurz vor dem Camp lief ihm ein Erdwolf vor das Auto.
Zurück im Camp aßen wir Rinderfilet von Chris perfekt gegrillt. Wieder waren wir völlig erledigt und lagen nach dem allabendlichen Gin Tonic mit Zitrone schon bald in unseren Betten.

Übernachtung: Nyamepi Campsite Mana Pools Nationalpark, Zimbabwe - Nr. 20: 100 US$ / Site

Montag, 19.09.2011
9. Tag

Als ich die Augen an diesem Morgen aufschlug, hörte ich ein langersehntes und bisher nicht gehörtes Geräusch. Löwen brüllten. Ach, wie liebe ich diesen Sound. Chris erzählte, dass schon die ganz Nacht Löwen gebrüllt hatten, aber nur er hatte sie gehört. Witzig war, dass ein Rudel im Lower Sambezi und ein Rudel im Mana Pools NP miteinander kommunizierten. Zuerst hörte man die Löwen des Lower Sambezi rufen, dann antworteten die Mana Pools Löwen. So ging es hin und her.
Heute war unser Abreisetag, die drei Nächte im Park waren nahezu verflogen. Ich war so richtig traurig und geknickt, denn ich wollte zu gerne noch bleiben.
Affen tobten über die Campsite, Büffel zogen durch. Langsam ging die Sonne auf. Auf der Insel gegenüber zerlegte ein Elefant einen Baum. Es krachte und staubte nur so. Chris ging zu einer Sandbank, denn dort konnte er den Sonnenaufgang richtig sehen. Diesmal war keine Wolke am Himmel und ein glühendroter Ball kam langsam über den Horizont. Wieder brüllten die Löwen von unserer Seite. Mir fiel der Abschied mehr als schwer und so löste sich die eine oder andere Träne und lief mir über die Wangen, während ich noch einmal den Blick über die kleine Insel und das gegenüberliegende Ufer schweifen ließ.
Als Chris zurück kam und mich sah, meinte er, dass er gerade ein so tolles Erlebnis hatte und ob wir nicht bleiben wollen. Er stand nämlich fast neben einem Elefanten, der genüsslich frische Blätter und Blüten von einem Baum zupfte und es schien fast, als ob sie beide zusammen den Sonnenaufgang genießen würden. Da kann man doch nicht abreisen meinte er. Ich strahlte, jetzt ging es nur noch darum, ob wir auch eine Campsite bekommen würden. Sofort fuhren wir ins Office. Alles klar, meinte der Ranger. Wir zahlten eine weitere Nacht und bekamen eine Reservesite ebenfalls am Fluss zugewiesen. Mir war jede Site recht, aber am liebsten wäre ich natürlich auf unserem schönen Platz geblieben, aber der Ranger konnte nicht sagen, ob er vergeben war oder nicht.

Schon waren wir wieder unterwegs. Dieser wolkenfreie Morgen war so schön, dass auf einmal überall Fotomotive lockten. Elefanten fraßen an einem Baum und nah davor hockte eine Frau. Warum muss man eigentlich überall so nah herangehen? Nur weil man aussteigen darf, muss man doch nicht aussteigen und sich selbst in Gefahr bringen, oder? Egal, wir fuhren weiter, da wir ja zu den Hunden wollten.
Doch allzu weit kamen wir diesmal nicht, denn vor uns auf dem Weg blockierten einige Autos die Fläche. Okay, dort gibt es etwas zu sehen - wussten wir. Unter ein paar Büschen entdeckte ich 10 Löwen, die verteilt im Schatten lagen. Auch hier waren die Touristen wieder unglaublich. Eine Horde Südafrikaner mit zwei Autos stand johlend und Bier trinkend vor den Löwen. Ist das denn die Möglichkeit? Aber auch einige andere Leute hatten keinerlei natürlichen Respekt vor den Raubkatzen. Ein Paar war jedoch besonders unglaublich. Die Frau ging mit ihrer kleinen Kamera direkt auf die Löwen im Schutz einiger Minibüsche zu, so dass sie ca. 2/3 von den Löwen und 1/3 vom Auto entfernt war. Ihr Mann stand „nur“ ca. 10 Meter vom Auto weg und filmte vom Stativ aus. Die dumme Frau ging immer näher zu den Löwen. Eine Löwin hatte sie fest fixiert. Ich schüttelte den Kopf und schimpfte vor mich hin. Das hörte wohl der Mann, denn nach einem kurzen Blick zu mir, rief er seine Frau zurück. Wir hatten uns schon gefragt, ob er den Tod seiner Frau auf Video aufnehmen will? Wie kann man nur so bekloppt sein? Diese Menschenmassen störten eindeutig die Löwen, denn sie zogen sich immer weiter zurück. Als wir sie nicht mehr sahen, machten wir uns noch immer kopfschüttelnd auf den Weg zu den Wildhunden.
Die Hunde lagen unter ihrem Lieblingsbaum und schliefen. Wir freuten uns, sie so nah beobachten zu können. Aber auch diesmal hatten wir die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn schon kamen die zwei Autos der Südafrikaner und hielten neben uns an. Natürlich stiegen sie aus, selbstverständlich wurden lautstark Gespräche geführt und dabei eine Dose Bier nach der anderen gesoffen. Ebenso selbstverständlich ging ein besonders großer Trottel mit einer kleinen Kompaktkamera direkt auf die Hunde zu. Als ob das nicht genug wäre, kam auch noch die dumme Frau mit ihrem filmenden Mann und auch sie rannte mit dem anderen Typen mit. Wir waren fassungslos, aber nicht nur wir, den Hunden ging es genauso. Sie bellten und sprangen alle auf einmal auf. Das war einfach zu viel für die Tiere und schon waren sie in den Weiten des Parks verschwunden. Wir waren stinksauer über so viel Rücksichtslosigkeit und Dummheit.
Zurück bei den Löwen tat sich etwas, denn es standen immer noch Autos dort. Eine große Herde Büffel hatte sich genähert und die Löwen lagen auf der Lauer.
Als die Büffel noch näher kamen wurden die ersten Angriffe von den Löwen gestartet. Leider war es sehr verbuscht. Wir konnten durch dichtes Gestrüpp hindurch einen Angriff sehen, bei dem eine Löwin auf einem Büffel hing, aber es klappte nicht. Eine andere Löwin brachte die halbstarken Jungen in Sicherheit vor den Hufen und Hörnern der Büffel. Sie wurden von den Büffeln sogar verfolgt. Staub und Angst lag in der Luft.
Dann verloren wir die Löwen aus den Augen. Die Büffel zogen über eine freie Fläche und auch sie entschwanden so nach und nach unseren Blicken.

Als wir auf die Campsite zurückkamen, war unser Platz noch frei und wir machten dort Mittagspause. Danach hingen wir in den Hängematten ab und lasen in unseren Büchern.
Nach einem guten Nachmittagskaffee fuhren wir natürlich wieder zu ‚unseren‘ Hunden. Irgendwie war es mittlerweile für uns schon selbstverständlich, dass die Wildhunde da waren, so dass wir ihre Anwesenheit gar nicht mehr in Frage stellten.
Sie lagen an ihrem Lieblingsbaum, an dem sie am Morgen von den Vollidioten vertrieben wurden. Zum Glück sind die Wildhunde nicht übermäßig scheu, denn sonst wären sie sicher nicht an den Platz zurückgekommen. Die Großen lagen rund um den Baum herum und die Kleinen mitten in den Wurzeln. Ab und zu kam mal eine kleine Schnauze nach oben, schnappte nach einer Fliege oder zwickte den Kumpel ins Ohr, dann war wieder Ruhe. Irgendwann war die Mittagsruhe beendet und die Kleinen kamen aus den Wurzeln heraus. Sie liefen zu den Großen und begrüßten sie. Das große Wuseln begann von Neuem. Sofort herrschte geschäftige Betriebsamkeit und man wusste gar nicht mehr wohin man schauen sollte. Wieder zogen die älteren Wildhunde los und die Kleinen blieben zurück. Diesmal hatten sie Jagderfolg, denn nach einer ganzen Zeit kamen die ausgewachsenen Wildhunde mit blutigen Schnauzen wieder zurück. Das Licht war eh schon wieder weg und die Kleinen folgten den Großen. So beschlossen wir wieder einmal im Dunkeln in unser Camp zurückzufahren.
Da an diesem Tag so viele Autos im Park unterwegs waren, mussten wir im Konvoi zurück fahren. Auf der gesamten Strecke stand dichter Staub, aber irgendwann kamen wir am Campingplatz an.
Gespannt schauten wir, ob sich auf unserer Campsite jemand befand, aber wir hatten Glück und konnten bleiben. Erfreut bauten wir unsere Zelte auf und beobachteten mal wieder die Feuerwalze, die sich langsam über die Hügel in Sambia schob.
Ein toller Zusatztag, trotz der dummen Menschen, ging zu Ende und wir waren sehr froh, geblieben zu sein.

Übernachtung: Nyamepi Campsite Mana Pools Nationalpark, Zimbabwe - Nr. 20: 100 US$ / Site

Dienstag, 20.09.2011
10. Tag

Natürlich konnten wir nicht abreisen, ohne vorher noch einmal unsere Wildhunde besucht zu haben. So brachen wir schon mit der Dämmerung auf. Unterwegs sahen wir sehr viele Büffel, aber leider ließ sich kein Löwe blicken.
Bei den Wildhunden waren wir ganz alleine. Sie lagen auf einer freien Fläche und nutzten die kühlen Morgenstunden, um ausgelassen zu toben und zu schmusen. Immer wieder forderte einer den anderen zum Spielen auf, indem er sich herunterbeugte und so tat als ob er zubeißen würde. Dabei wedelte er mit dem Schwanz und sprang hin und her. Der andere konnte gar nicht anders und musste mitspielen. Manchmal kamen sie auch zu Zweit und überfielen einen am Boden liegenden Hund. Sie zwickten ihn in den Schwanz und in die Füße, bis der andere mit tobte. So ausgelassen und entspannt hatten wir die Wildhunde die ganze Zeit nicht erlebt und das Schönste war, dass wir diese Szenen ganz für uns alleine hatten.
Irgendwann wurde es ihnen dann zu warm und sie liefen auf der Straße umher und wuselten um uns herum. Zum Glück blieben sie gleich an der Straße bei ein paar Büschen im Schatten liegen. Aber auch hier balgten sie immer wieder miteinander herum. Es war einfach schön, so nah bei den Hunden zu sein. Nun kamen auch die ersten Autos und natürlich waren auch die Südafrikaner dabei. Mist, dachten wir. Aber diesmal hielten sie sich abseits und spazierten dort dann außerhalb ihrer Autos herum und redeten so laut, dass auch jeder mitbekam, wie viel Spaß sie hatten. Uns war es egal, denn die Wildhunde störten sie damit nicht. Sonst hätte Chris wohl was gesagt, denn diese Typen hatten die Tiere zu oft gestört und sich wie die Idioten verhalten.
Als sich die Hunde noch weiter in den Schatten einiger großer Laubbäume zurückzogen, hieß es für uns Abschied nehmen. An diesem Tag fiel es mir nicht ganz so schwer, obwohl ich trotzdem gerne noch länger geblieben wäre. Natürlich hatte Chris auch Recht mit seinem Argument, dass wir noch ganz am Anfang der Reise stehen und nicht wissen, ob wir noch den einen oder anderen Reservetag bräuchten.
So prägten wir uns das friedliche Bild noch einmal fest ein, drehten unsere Autos und fuhren langsam in Richtung Ausgang. Unterwegs sahen wir noch eine Elefantenfamilie mit einem ganz kleinen Jungen. Dem Kleinen standen noch richtig die Babyhaare weg und es konnte unter dem Bauch der Mutter durchlaufen. War das vielleicht goldig.
Nach einer weiteren Kurve standen zwei Autos etwas abseits des Weges. Gespannt schauten wir, was sie wohl beobachten. Wir trauten unseren Augen kaum, als wir 11 weitere Wildhunde schlafend im Schatten liegen sahen. Der Abschied wurde uns wirklich schwer gemacht.
Wir machten noch einen kurzen Abstecher zum Long Pool und sahen dort zig Krokodile liegen, die jedoch sofort ins Wasser glitten, als sie uns hörten.
Dann ging es endgültig hinaus aus dem Paradies. Chris und Ralf voller Vorfreude auf die weiteren Parks und ich voller Wehmut.

Wir verabschiedeten uns von den zwei netten Rangern am Gate und erzählten ihnen von unserem Glück. Leider hatten wir nicht viel Zeit, denn schon kamen weitere Autos angefahren um die sich die Ranger kümmern mussten.
Zurück auf der Teerstraße kamen wir dann zu einer Tse Tse Kontrolle und der Kontrolleur hatte sogar Erfolg und fing eines dieser beißenden Monster auf unserer Rückbank. Die Biester verdienen es eigentlich gar nicht erwähnt zu werden, denn sie haben mir derart das Leben schwer gemacht, dass ich stellenweise recht verzweifelt war. Bei mir schwollen die Bisse heftig an. Sie spannten, taten weh und juckten gleichzeitig und irgendwie halft nichts. Das Fieseste war jedoch, je mehr Bisse ich bekam, desto schlimmer wurden sie. Aber der Mana Pools NP war nichts gegen den Matusadona NP, aber zu dem kommen wir ja erst noch.
Wieder mussten wir durch die Berge, vorbei an vielen verunglückten Lastwagen. Da wird einem schon etwas anders. Als wir gerade einen Laster überholt hatten und um eine Kurve kamen, dachte ich das wäre es jetzt, denn uns kamen zwei Laster nebeneinander entgegen. Einer versuchte nämlich den anderen zu überholen und da bot sich eine kurvige Bergstrecke ja nahezu an. Ich hielt die Luft an und keuchte, aber zum Glück bremste der überholende Laster ab und fuhr zurück auf seine Spur und das genau im richtigen Augenblick, so dass wir unbeschadet vorbeifahren konnten. So schnell kann es gehen und so schnell kann alles vorbei sein. Zum Glück war das nicht unser letzter Tag und so ging es weiter.
Bei der Makuti Lodge, die sich genau am Abzweig nach Kariba befindet, tankten wir unsere Autos auf. Weiter ging es durch bergige Landschaften mit vielen Bäumen und Büschen. Am Straßenrand sahen wir immer wieder Frauen, die den Lastwagenfahrern Erfrischungen und Essen anboten.
Knapp 10 km vor Karoi (Tankstelle) bogen wir von der Hauptstraße auf eine kleinere Straße ab und es wurde wieder ländlicher. Aus der Teerstraße wurde nach ca. 20 km eine gute Gravelroad. Vorbei an unzähligen Dörfern fuhren wir bis zum Sanyanti River. Da es auch an diesem Tag sehr heiß war und der Weg bis zum Matusadona NP noch viel zu weit war, beschlossen wir um 15 Uhr Rast zu machen und unser Lager aufzubauen. Ein kleines Camp lag oberhalb des Sanyanti Rivers. Leider war es absolut nicht ausgeschildert, aber Ralf hatte die richtigen GPS Daten und so fanden wir es relativ schnell. Die Campsite sollte mal eine kleine Lodge werden, verfallene Hütten wiesen noch darauf hin. Die Toilette war ein tiefes Loch im Boden und die Dusche ein leerer Raum. Wasser gab es an einer Pumpe bei den Besitzern. So holten Ralf und Chris frisches Wasser für unsere Solarduschen. Die hängten wir jedoch im Freien auf. Nach der langen heißen Fahrt tat die Dusche so richtig gut.
Der Platz war okay, auch wenn er fast keinen Schatten bot und wir hinter den Autos Schutz vor der Sonne suchten. Es war jedoch sauber und wir bekamen sogar Holz gebracht.
Am Abend gab es Nudeln mit Tomatensoße, denn zum Grillen hatten wir alle keine Lust. Das war hier einfach nicht der richtige Ort. Für eine Zwischenübernachtung war es jedoch völlig ausreichend.
Wir gingen sehr früh ins Bett, denn am nächsten Morgen wollten wir zeitig starten, um in den Matusadona NP zu kommen.

Übernachtung: Sanyanti River Camp: 5 US$ p. P.

Tageskilometer: Mana Pools Nationalpark – Sanyanti River Camp 229 km

Mittwoch, 21.09.2011 - Donnerstag, 22.09.2011
11. - 12.Tag

Ein Uhu hatte sich direkt vor unserem Dachzelt seinen Platz gesucht und die ganze Nacht war sein lautes Uuhuuu Uuhuuu zu hören – erzählten mir Ralf und Chris. Tja, ich hatte mal wieder einen extrem festen Schlaf und überhaupt nichts davon mitbekommen. Chris hatte ihn sogar mit der Stirnlampe angeleuchtet und ihn als Milchuhu identifiziert. Darum sahen die Zwei an diesem Morgen so übernächtigt aus.
Nach einem kleinen Frühstück fuhren wir um 5.30 Uhr los. Wieder führte uns die Piste durch zahlreiche Dörfer, die friedlich in der Dämmerung lagen. In den Dörfern konnten wir schon etwas Leben erkennen. So brannte hier und da ein Feuer, ein paar Frauen fegten die Sandflächen vor ihren Hütten und manch einer schaute uns etwas verschlafen an. Mit Sonnenaufgang wurde es richtig belebt auf den Straßen, wo unzählige Menschen von A nach B wanderten. Manche hatten auch am Wegesrand übernachtet, wie uns eine kleine glimmende Feuerstelle und heruntergedrücktes Gras verrieten. Simbabwe gefiel uns richtig gut mit seinen unaufdringlichen freundlichen Menschen.
Nach ca. 26 km zweigte eine Piste zum Matusadona Nationalpark ab, der folgten wir. Der Park liegt am Karibasee in West-Simbabwe. Er ist ca. 1500 km2 groß. Der Park ist sehr unerschlossen und schwer zu erreichen. Er ist eines der letzten Rückzugsgebiete der vom Aussterben bedrohten Spitzmaulnashörner. Außerdem soll es hier eine extrem hohe Löwendichte geben. Leider haben auch ein paar traurige Unfälle die Bekanntheit des Parks gesteigert. So wurde 2010 ein Südafrikaner von 5 Löwen aus der Dusche eines abgelegenen Lagers gezerrt und so schwer verletzt, dass er wenig später an einer schweren Halsverletzung starb. Ein weiterer Unfall ereignete sich direkt auf der Campsite, als eine Gruppe Südafrikaner im Schattendach übernachtete und eine hungrige Löwin mit ihren drei Jungen versuchte einen Mann zu töten. Es ging noch einmal glimpflich aus, aber man sollte nie vergessen, dass man sich in freier Natur auf einer zaunlosen Campsite inmitten des Reichs der Tiere befindet.
Am Chifudze Office mussten wir uns für das Tashinga Camp in ein Buch eingetragen, dann ging es weiter. Anfangs war der Weg noch sehr gut, doch dann zweigte er nach ca. 10 km rechts ab und daraufhin wurde die Piste abenteuerlich. Gleich am Anfang der Strecke brach eine große Säbelantilopenherde durch das Gestrüpp direkt vor uns auf die Straße, um gleich darauf wieder im Dickicht zu verschwinden.
Wir durchfuhren unzählige Senken, bei denen das Auto über Stock und Stein fahren musste. Außerdem mussten wir immer wieder aussteigen und den Weg von Ästen oder Steinen befreien. Dementsprechend langsam kamen wir voran. Draußen umschwirrten uns unzählige Tse Tses, die ausdauernd auch bei höherer Geschwindigkeit mit uns mit flogen. In diesem Gebiet waren sie besonders aggressiv oder auch hungrig. Immer wieder biss mich eine, so dass ich den Beulen beim Wachsen zuschauen konnte.
Am Boom Gate meldeten wir uns erneut und wurden in ein Buch eingetragen. Noch abenteuerlicher ging danach die Strecke weiter. Die Landschaft war trotzdem toll. So durchfuhren wir einen breiten Fluss, der sicher in der Regenzeit unpassierbar ist, aber jetzt in der Trockenzeit ein riesiges Sandbett war. Steile Uferwände ragten zu beiden Seiten hoch hinauf. Über eine Piste kletterte auch unser Auto den Anstieg hoch. So holperten wir Hügel um Hügel unserem Endziel entgegen.

Die letzten 10 Kilometer im Park waren dann wieder eine gute Sandstrecke. Sie führte uns oberhalb des Karibasees entlang, so dass wir immer wieder schöne Ausblicke auf den See mit seinen Inselchen hatten. Hausboote fuhren herum und ein paar lagen auch vor Anker. Das Wasser schimmerte tiefblau bis türkis und lud bei gut 40°C geradezu zum Baden ein.
Für die gesamte Strecke vom Office über ein weiteres Gate bis zum Wardens Office brauchten wir gut 3 Stunden. Am Office bezahlten wir dann für zwei Nächte Parkeintritt und Camping 100 US$.
Die Tashinga Campsite lag traumhaft schön am Karibasee. Eine Halbinsel mit Rasen und riesigen Schattenbäumen bewachsen, die aufs liebevollste gepflegt wurde, lud zum Verweilen ein. Der See glitzerte im Licht und kleine Wellen plätscherten sanft ans Ufer. Im See standen abgestorbene Bäume und erinnerten daran, dass hier zuvor einmal Land war. Ein weiteres kleines Paradies lag mitten im Nichts vor uns. Unser Campwart stellte sich vor und freute sich, dass wir sogar zwei Nächte bleiben wollten, da die meisten Leute nur eine Nacht blieben. Doch dafür war uns die Anfahrt viel zu mühsam gewesen.
Im Laufe des frühen Nachmittags kamen Impalas über den Campingplatz gelaufen, Kudus knabberten Blätter von den Bäumen, Paviane fraßen verzückt die dicken Blüten der Leberwurstbäume, Buschböcke zupften das frische Grün vom Rasen und zwei Elefanten ließen sich die Blüten und Blätter diverser Büsche und Bäume am Strand schmecken. Idylle pur und die ganz für uns alleine.
Am Nachmittag drehten wir noch eine kleine Runde durch den Park, der leider sehr verbuscht war. Tiere sahen wir gar keine. Erst als wir fast wieder auf der Campsite waren, liefen auf dem Fußballfeld unzählige Perlhühner herum. Es sah fast so aus, als ob sie spielen würden. Schmunzelnd fuhren wir auf die Campsite zurück und genossen dort den Sonnenuntergang.
Wieder war es sehr dunstig, so dass die Sonne sich zuerst als roter Ball dem Wasser näherte, aber dann immer stärker verblasste, bis sie kurz vor dem Horizont im Dunst versunken war. Schön war das Schauspiel trotzdem und auch unser Sundownerdrink schmeckte hervorragend.
An diesem Abend ließen wir uns Elandsteaks mit Folienkartoffeln und Butternut schmecken.
Spät abends bekamen wir noch Nachbarn, die wie wild über die Campsite brausten und nach einem geeigneten Platz suchten. Obwohl die Campsite riesig war, stellten sie sich genau auf unsere Nachbarsite. Da suchte wohl jemand Nähe.
Auf dem Karibasee funkelten wieder unzählige Lichter der Fischerboote, aber zum Glück waren sie weit weg, so dass das Tuckern der Dieselmotoren nur sehr gedämpft bei uns ankam. Dafür leuchteten die Lampen der Boote wie eine Partylichterkette über den See zu uns herüber.

Am nächsten Morgen frühstückten wir gemütlich zum Sonnenaufgang. Auch unsere Nachbarn waren schon wach und  liefen genauso wuselig wie am Vortag über die Campsite doch diesmal mit Kameras und Video bewaffnet.
Nach dem Frühstück drehten wir noch eine Runde durch den Park. Bis auf sehr beißwütige Tse Tses, drei panisch flüchtende Elefanten und ebenfalls fliehende Paviane sahen wir auf der Strecke nichts. Dafür entdeckten wir eine wunderschöne Bucht mit Impalas und Wasservögeln sowie vielen ‚Löwenbüschen’. Leider sahen wir keinerlei Raubtiere. Die Fahrt dorthin und wieder zurück war jedoch sehr anspruchsvoll, wieder ging es durch unzählige Senken, in denen Auto und Fahrer stark gefordert waren.
Mittags kamen wir wieder zurück in unser kleines Paradies und beschlossen den restlichen Tag auf der Campsite zu verbringen, da wir hier definitiv mehr Tiere zu sehen bekamen als unterwegs. Die Sonne prallte nur so vom Himmel und alleine schon vom Nichtstun stand uns der Schweiß auf der Stirn. Doch untätig waren wir trotzdem nicht. Wir haben uns frische Semmeln gebacken und für den Abend Pizzateig vorbereitet. Auch unsere Autos bekamen etwas zu trinken.
In unseren Hängematten verbrachten wir einen gemütlichen Nachmittag mit Lesen und dem Beobachten diverser Tiere, die wie selbstverständlich über die Campsite liefen und sich dort die Bäuche voll fraßen. Besonders gefielen uns zwei Kudubullen, die zum Teil fast in die Bäume kletterten und sich gar nicht stören ließen.
Leider ging auch an diesem Tag wieder einmal ein sehr starker Wind und es wurde eine stürmische Nacht, in der es auf ca. 27°C ‚abkühlte‘.

Übernachtung: Tashinga Camp, Matusadonna Nationalpark - 100 US$ für zwei Nächte Camping für zwei Personen und ein Auto

Tageskilometer: Sanyanti Campsite – Matusadona Campsite: 138 km + Gamedrive: 55 km im Park

Freitag, 23.09.2011
13. Tag
Da eine anstrengende Strecke vor uns lag und auch die Tse Tses morgens noch schliefen, brachen wir schon um 5.30 Uhr auf. Bei knapp 27°C war es noch angenehm kühl an diesem Morgen. Die Dämmerung tauchte die Landschaft in ein tolles Licht, immer wieder schimmerte der See durch die Büsche. Als wir gerade um eine Kurve fuhren, sahen wir irgendetwas vor uns auf der Straße liegen, das wir aber erst aus kurzer Distanz als einen Löwen ausmachen konnten. Der Bursche lag faul und müde mitten auf dem Weg. Er hob nur verschlafen seinen fast mähnenlosen Kopf und betrachtete uns abwägend. Als ungefährlich eingestuft, wendete er sein Haupt wieder von uns ab und wollte weiter schlafen. Aber so ganz geheuer waren wir ihm dann wohl doch nicht, denn nach einiger Zeit erhob er sich und wanderte gemächlich in die Büsche. Eigentlich hatten wir überhaupt nicht mehr mit Tieren gerechnet und das wir dann ausgerechnet über einen Löwe ‚stolperten' grenzte für uns fast schon an ein Wunder. Dankbar fuhren wir weiter. Wieder ging es durch ca. 11 zum Teil sehr steinige Senken bis wir das Boom Gate erreichten.
Die Tse Tses waren wieder genauso schlimm, wie bei der Fahrt in den Park hinein. Doch diesmal sagten wir ihnen den Kampf an. Da alles nichts half, verbarrikadierten wir uns bei geschlossenen Fenstern im Auto. Als es dann zu heiß wurde, schaltete Chris die Klimaanlage ein. Sogleich kam aus sämtlichen Lüftungsklappen feiner weißer Staub und hüllte uns und unseren Innenraum in eine Nebellandschaft. Hustend rissen wir die Fenster auf und fächelten uns erst einmal frische Luft zu. Sofort kamen die blutrünstigen Monster hinein und stürzten sich wieder auf mich. Es war einerseits zum Lachen und andererseits zum Verzweifeln. Doch Chris erwies sich mal wieder als perfekter Fliegenjäger und schon bald waren alle Fliegen tot oder wieder draußen und flogen grimmig durch die Scheiben schauend mit uns mit. Derweil saßen wir ‚frisch klimatisiert' im Auto.
Nach dem Gate kamen wieder ca. 11 Senken und ein paar steinige Passagen. Zwei Senken waren sogar betoniert und ließen sich relativ gut fahren. Mitten im Nichts lag ein Dorf. Wir hielten an und machten ein paar Bilder von den Kindern, Frauen und dem Dorf. Die Kommunikation ging zwar nur spärlich, denn sie sprachen kaum englisch, aber mit Händen und Füßen konnten wir uns etwas verständigen. Auch hier fielen wieder die beißwütigen Fliegen über uns her. Auch die armen Menschen wurden arg malträtiert, aber sie schienen die Bisse gar nicht mehr zu spüren.
Ich fragte mich, wie und wovon man hier leben kann, mit diesen Biestern inmitten der Buschlandschaft wo auch keinerlei Felder zu erkennen waren. Wir ließen ein paar Lebensmittel da und wurden winkend verabschiedet.
Weiter ging es über Stock und Stein, Berg und Tal. Nach den letzten Kilometern auf guter Schotterpiste kamen wir um 8.45 Uhr beim Office an.
Da wir noch zwei Reservetage übrig hatten, bevor es zu den Vic Falls ging, entschlossen wir uns, den Hwange Nationalpark zu besuchen. Dort waren wir 2004 zum letzten Mal und waren schon sehr gespannt ob und was sich in der Zwischenzeit dort getan hatte.
Der Hwange NP ist ca. 14650 km2 groß und damit Simbabwes größter Nationalpark. Er liegt im Westen des Landes an der Grenze zu Botswana in den Ausläufern der Kalahari.
Auf guter Gravelroad ging es in Richtung Hwange. Die Landschaft war sehr hügelig mit vielen Büschen und Bäumen. Wir überquerten mehrere Flüsse auf guten Brücken. Dann wurde die Straße zum Teil etwas abenteuerlich mit tiefen Kies- und Sandabschnitten. Beim Durchfahren sahen wir teilweise nur noch feinen hellen Staub und das Auto schlingerte ganz schön im tiefen Sand. Vorbei ging es an unzähligen Dörfern mit sehr schönen zum Teil bemalten Hütten und vielen Tieren, bis wir endlich wieder auf eine Teerstraße kamen. Hier war es noch belebter und je näher wir Hwange kamen, desto mehr nahm die Menschendichte zu. Kinder in schönen blauen Schuluniformen säumten den Straßenrand und winkten uns zu.
Besonders witzig fand ich die Schilder, die die Autofahrer auf evtl. vorbeilaufende Wildhunde aufmerksam machten. Immer wieder kamen Wildhundwarnschilder, bis wir zur Parkgrenze kamen.

An einer Schranke wurden wir kontrolliert und nach Waffen gefragt. Nein, wildern wollen wir nicht, wir jagen nur mit der Kamera.  Lachend ließ uns die junge Rangerin passieren. Auf guter Teerstraße ging es nun ins Main Camp. Unterwegs sahen wir ein paar Elefanten und Antilopen am Wegesrand. Im Main Camp buchten wir die Campsite, denn wie wir schon ahnten waren alle kleinen individuellen Camps ausgebucht. Wir bekamen noch ein paar Tipps zur Tierbeobachtung, dann schauten wir uns die Campsite an. Naja, ein staubiger Platz mit sehr vielen Sites lag vor uns, aber die Grillstellen waren ordentlich und der Platz gepflegt. In den Duschhäusern waren sehr liebevoll Pflanzen aufgestellt, die ein wenig über den langsam fortschreitenden Verfall hinwegtäuschen sollten. Dumm war nur, dass in sämtlichen Frauenduschen nur Badewannen standen und noch dazu kein Wasser lief.  Nach dem Inspizieren der vierten Dusche wurden wir fündig. Endlich eine Dusche mit fließend warmem Wasser; dass es eine Dusche auf der Männerseite war, übersah ich geflissentlich. Schnell war der Schweiß der Fahrt abgespült und wir fühlten uns wieder etwas menschlicher.
Danach fuhren wir ein wenig durch den Park. Unser Ziel war der Nyamandhlovu Pan Hide am Wasserloch, wo ein großer schattiger Hide mit Stühlen zum Verweilen einlud.
Rings um den Hide saßen Paviane, sie fraßen in den Bäumen, machten Unsinn an dem Wasserspeicher, spielten und rauften miteinander.
Immer wieder kamen Elefantenherden zum Teil mit ganz Kleinen zum Trinken. Es war schon ein besonderes Erlebnis, als diese Giganten fast lautlos aus den Büschen kamen. Die Rüssel hochgestellt, den Schwanz weggestreckt rasten sie auf das Wasser zu. Staub wirbelte auf. Man sah, dass sie es kaum noch erwarten konnten ihren Durst zu stillen. Besonders die Kleinen waren fast nicht zu bremsen. Interessant war auch zu beobachten, als mehrere Familien aufeinander trafen. Wie sie sich vorsichtig begrüßten und miteinander umgingen. Manchmal preschte ein junger übermütiger Elefant ausgelassen auf die Neuankömmlinge zu, so dass wir gespannt warteten, wie die Elefanten reagieren, aber sie gingen sehr freundschaftlich miteinander um.
Ab und zu kamen auch Kudus und Impalas zum Trinken. Elegant und anmutig näherten sie sich dem Wasser, immer witternd und nach allen Seiten schauend, ob Gefahr droht. Man war fast versucht sie zu beruhigen und ihnen zu versichern, dass keine Löwen in der Nähe sind. Es war so warm und friedlich. Nur ab und zu durchbrach das Knarren der Holzstühle die Ruhe.
Nach ca. 2,5 Stunden rissen wir uns von dieser Idylle los und fuhren noch ein wenig durch den Park. An der Dopi Pan trafen wir wieder auf eine große Elefantenfamilie, die sich sogleich schützend um ihre Jungen stellte und uns beobachtete.
Hier im Park war es nicht so dunstig, so ging die Sonne als großer roter Ball bis zum Horizont, doch leider fanden wir keine freie Fläche mit einem passenden Sundownerbaum und ein paar Giraffen, die gemächlich auf den Baum zuwanderten. So begnügten wir uns mit einem Blick durch das dichte Buschwerk. 
Am Abend knisterte wieder unser Lagerfeuer, unser Starkoch grillte perfekte Rumpsteaks und über uns glitzerten tausende Sterne am Himmel.

Übernachtung: Main Camp, Hwange Nationalpark, Zimbabwe
Preise: Parkeintritt: 20 US$ p. P. + Camping: 15 US$ p. P. im Main Camp + Auto: 10 US$

Tageskilometer: Matusadona Campsite – Hwange Main Camp: 392 km

Samstag, 24.09.2011
14. Tag

Gleich nachdem das Tor pünktlich zum Sonnenaufgang geöffnet wurde, waren wir unterwegs, aber leider sahen wir nicht ein Tier im frühen Morgenlicht. Angestrengt hielten wir Ausschau nach allen Seiten, scannten die Umgebung immer und immer wieder ab, nichts.
Beim Hide, wo am Vortag noch unzählige Elefanten kamen, war kein Tier zu sehen. Wir überlegten kurz zu warten, aber das Morgenlicht ist nur für kurze Zeit so schön, also beschlossen wir weiter zu suchen.
Die Landschaft lag fast ausgestorben vor uns. Wir fuhren die Wasserlöcher auf dem Weg ab – ohne Erfolg. Erst auf dem Weg zur Drain Pan Plattform zeichneten sich frische Löwenspuren aller Größen auf dem Sand ab. Sofort schauten wir uns nach allen Seiten um, doch leider sahen wir gar nichts. Vielleicht sind sie ja am Wasser, hofften wir. Aber als wir um die Kurve kamen, sahen wir dort nur ein Auto mit aufgeklapptem Dachzelt stehen. Ein Guide ging mit einer jungen Frau herum und schaute mit ihr nach Spuren. Hier waren sicher keine Löwen. Von ihrem Freund erfuhren wir, dass man auch diesen Hide buchen kann. Also hier hätte es uns auch gefallen. Die Löwen haben sie jedoch auch nur gehört und nicht zu Gesicht bekommen. Sie waren nachts am Wasser, wie der Guide an den Spuren sah und müssen dann weiter gewandert sein. Schade, diese Familie hätten wir zu gerne gesehen. So mussten wir uns mit den Spuren zufrieden geben.
Jetzt wurden auch so langsam die Tiere wach und wir sahen sogar ein paar Rappenantilopen. Doch leider waren sie so scheu, dass wir nur mit Mühe und Not ein paar Bilder machen konnten, bevor sie in den Büschen verschwanden. An diesem Morgen merkten wir deutlich, dass hier gewildert wurde/wird. Die Tiere waren extrem scheu bzw. liefen davon, wenn sie nur das Auto hörten.
An der Shumba Picnic Site ist auch ein Hide angelegt, dort sahen wir ein paar Büffel beim Trinken. Eine Pferdeantilope lief panisch davon, aber wenigstens blieb die Rappenantilope bis sich ein anderes Auto näherte. Die Zebras und Impalas waren auch mehr als wachsam, aber bei ihnen war der Durst größer als die Angst und so konnten wir sie gut beobachten.
Unseren nächsten Stopp machten wir beim Masuma Dam. Dort stank es vielleicht. Nach einem prüfenden Blick in die Umgebung entdeckten wir einen toten Elefanten, der keinen Kopf mehr hatte. Natürlich denkt man gleich an Wilderer, aber der Ranger vor Ort meinte, dass der Elefant so gestorben sei.
Der Hide am Masuma Dam lag erhöht und man konnte den Blick über die Landschaft schweifen lassen. Hunderte Perlhühner kamen zum Trinken. Es sah einfach witzig aus, wie sie in Reih und Glied zum Wasser liefen, nebenbei im Sand scharrten, den Nachbarn ärgerten und schnell mal mit aufgestellten Federn davon flitzten. Mitten im Wasser lagen 4 Hippos und ließen es sich gut gehen. Ein Elefant zog leider gerade ab. Dieser Ort hatte uns 2004 schon gut gefallen, aber auch hier war natürlich alles ausgebucht.
Beim Mandavu Dam gefiel es uns besonders gut. Hier hat man einfach eine tolle ebenfalls erhöhte Aussicht über den riesigen See und die Landschaft unter einem. Rockdassies (Klippschliefer) liefen umher und schauten mit uns auf das bunte Treiben unzähliger Angler hinab. Gebannt verfolgten wir, wie sich eine riesige Büffelherde zum trinken näherte. Den Staub konnten wir schon weit vor den Tieren sehen, die durstig dem Wasser entgegen liefen. Immer mehr kamen an und stillten ihren Durst. Wo Büffel sind, sind auch Löwen nicht weit, schoss es mir durch den Kopf, aber nirgends war eine Raubkatze zu sehen. Leider gab es auch zu den Büffeln keinen Weg, so dass wir sie nur von oben und aus der Ferne beobachten konnten. Faszinierend war es trotzdem. Ganz in der Nähe der Büffel entdecken wir auch eine große Impalaherde und einige Zebras.
Auf der Weiterfahrt zu unserem heutigen Ziel sahen wir noch ein paar scheue Zebras, dann näherten wir uns Sinamatella. Das Camp liegt hoch oben auf einem Berg und bietet eine traumhafte Aussicht. Sinamatella ist uns von allen drei Hauptcamps das liebste. Es ist klein und freundlich, aber auch hier sah man, dass es schon bessere Zeiten erlebt hatte. Von außen waren die Gebäude frisch gestrichen, aber innen blätterte die Farbe ab und es sah alles andere als gemütlich aus. Besonders die Duschhäuser waren sehr marode und heruntergekommen.

Die Campsite selbst war gut gepflegt, so war der Sand gefegt, der Aussichtshide makellos sauber und unser Campwart wieder sehr nett und zuvorkommend.
Natürlich bauten wir unser Camp am Hide auf, denn hier hatten wir Schatten und eine wahnsinnig tolle Aussicht auf die Savannenlandschaft unter uns.
Eine größere Eidechse schaute neugierig was wir treiben, so dass Ralf seine Kamera holte und versuchte sie zu fotografieren. Irgendwie hatte die Echse eine Kameraphobie, denn immer wenn sie wieder aus den Steinen hervorlugte und Ralf die Kamera anhob, verschwand sie schnell wieder. Wir verbrachten die Mittagspause dösend im Schatten. Etwas später am frühen Nachmittag sahen wir Elefanten beim Trinken in der Savanne, Kudus liefen über die Ebene und auch Warzenschweine waren auf der Suche nach etwas Fressbarem. Immer wieder störten Schüsse unsere Ruhe. Klar machen wir uns Gedanken wieso, weshalb und warum, aber wir bekommen keine Erklärung. Vielleicht waren es Schießübungen der Ranger, vielleicht waren es Wilderer, aber wieso mitten am Tag?
Am Nachmittag fuhren wir den Lukozi River Loop, der uns etwas abenteuerlich am Fluss entlang führte. Zum Teil war es sehr buschig, so dass man kaum etwas sehen konnte, dann ging es wieder oberhalb des Flusses entlang, wo wir immer wieder Blicke in das Flussbett werfen konnten. Wir sahen einige relativ steile Auf- und Abstiegswege der Elefanten und wunderten uns, wie diese riesigen Tiere solche Steilhänge bewältigen können.
Dass sie es sehr gut können demonstrierte uns ein Elefant, der gerade zu uns herüber kam. Da fuhren wir dann doch schnell weiter. Am und im Flussbett trafen wir auf weitere Elefanten und ein paar Impalas. Aber wieder waren die Tiere sehr scheu und selbst die Elefanten liefen mit wehenden Ohren vor uns davon oder griffen zum Schein an. Die Kleinen dabei immer in der Mitte und damit so gut es ging geschützt.
Wir fuhren noch weiter bis zu Masuma Dam, aber auch dort waren keine Tiere zu sehen. Also beschlossen wir den Nachmittag ruhig am Mandavu Dam ausklingen zu lassen. Mit einem Sundownerdrink setzten wir uns in den Hide und ließen unsere Blicke über die Landschaft gleiten. Die Büffel waren abgezogen, das Wasser glitzerte in der Abendsonne und nur noch ein paar wenige Fischer standen am Seeufer und säuberten ihre Fische. Da kam Chris die Idee, wie es wäre, wenn wir abends Fisch grillen würden. Da wir eigentlich nichts mehr so richtig hatten, fanden wir die Idee prima. Also ging er zu den Fischern und fragte, nach ein paar Fischen. Einer verkaufte uns vier Bream (Brassen) für ein paar Dollar. Sie kamen sofort in eine Plastiktüte und verschwanden im Kühlschrank. So frisch kommen wir so schnell nicht mehr an eine Fischmahlzeit heran, grinsten wir.
Zurück im Camp, war der Grill schnell eingeheizt. Die Fische wickelten wir gut gewürzt mit Knoblauch und Zwiebeln in Alufolien ein. Das war vielleicht super!!!

Übernachtung: Camp Sinamatella, Hwange Nationalpark, Zimbabwe

Gamedrive: morgens 140 km und nachmittags 82 km

Sonntag, 25.09.2011
15. Tag

An diesem Morgen machten wir einen 80 km langen Gamedrive bis zum Gate von Robins Camp. Unterwegs sahen wir nur sehr wenige Tiere, aber die Fahrt war landschaftlich sehr reizvoll. Wir schauten uns ein paar weitere Wasserlöcher an, wo wir vereinzelt ein paar Zebras und Impalas beobachten konnten.
Die Salt Pan, ein großer See, gefiel uns besonders gut. Hier schwirrten ein paar Wasservögel herum. Wir wollten uns kurz die Beine am Seeufer vertreten. Als ich ausstieg fielen mir frische Spuren auf. Sie waren etwas kleiner als Löwenspuren. Mein Herz klopfte sofort und wir schauten nach allen Seiten. Hier musste irgendwann am Morgen ein Leopard beim Trinken gewesen sein. Die Spuren waren eindeutig frisch. Sie führten zum Wasser und wieder davon weg. Aufmerksam suchten wir die Umgebung ab. Nichts, wirklich schade, so eine Leopardenbegegnung wäre doch wirklich noch ein Highlight für den Park gewesen.
Kurz vor Robins Camp trafen wir noch auf eine riesige Büffelherde. Die Tiere waren sehr unruhig. Da waren bestimmt Löwen in der Nähe, aber auch hier suchten wir vergebens nach meinen geliebten Raubkatzen.
Robins Camp wirkte sehr verlassen auf uns. Eigentlich hätten wir uns hier austragen wollen/ sollen, aber niemand ließ sich blicken. So bogen wir auf die Straße, die uns aus dem Park hinausführte ab und ließen den Hwange nach einem weiteren Gate hinter uns.
Außerhalb des Parks sahen wir noch ein paar Giraffen, die an den Bäumen knabberten. Als mein Blick wieder einmal auf der Sandpiste verweilte, entdeckte ich wieder Spuren im Sand. Chris hielt das Auto an. Frische Löwenspuren führten in Richtung Park, doch leider sahen wir nicht den Verursacher. Der lag sicher irgendwo im Gras und machte ein Nickerchen nach der anstrengenden Wanderung.

Nach etlichen Kilometern mündete unsere Piste auf die Teerstraße und wir brausten Vic Falls entgegen. Mir war ein wenig wehmütig zumute, denn unsere Zeit in diesem tollen Land mit seinen netten Menschen, den traumhaften Nationalparks mit dem Charme vergangener Zeiten und einer Tierwelt, nach der es sich lohnt zu suchen, ging langsam aber sicher zu Ende.
Doch auch hier gab es ein paar Ausnahmen. So liefen zwei kleine Jungen am Straßenrand auf unser Auto zu. Sie winkten und als wir vorbeifuhren hob einer den Arm und schmiss einen Stein auf uns. Er war zum Glück zu weit weg und traf auch nicht. Ein weiterer kleiner Wermutstropfen kam kurz vor Vic Falls. Wir wurden wieder von der Polizei aufgehalten und waren angeblich 6 km/h zu schnell. Ralf, der hinter uns her fuhr wurde ebenfalls aufgehalten, obwohl er gar nicht gemessen wurde. So sollten beide Fahrer zuerst 20 US$ zahlen, doch als Ralf langsam seine einzelnen Dollarnoten abzählte, waren es auf einmal nur noch 15 US$. Wieder wanderte das Geld in die Taschen der Polizei. Darüber sollten wir auch noch dankbar sein, fand der Polizist. Nun ja, ich schaute nicht gerade glücklich aus, denn ich war stinksauer über so viel Korruption, aber wir wollten uns den Tag nicht verderben lassen und so saß ich nur kopfschüttelnd im Auto.
In Vic Falls wollten wir uns eigentlich ein Hotel suchen und auch einmal etwas Luxus schnuppern, aber wie so oft war es entweder viel zu teuer oder ausgebucht. Es sollte einfach nicht sein und so landeten wir auf den Campingplatz in der Stadt, dem Restcamp.
Wir fuhren gleich zum Pool und gingen dort im Restaurant essen. Als ich auf dem Nachbarstuhl eine absolut liebe verschmuste Katze entdeckte, war ich sofort begeistert vom Restcamp und fühlte mich hier gleich wohl. Das Katerchen bekam unzählige Streicheleinheiten und schlummerte schnurrend vor sich hin.
Am Nachmittag fuhren wir zu den Victoria Fällen. Mittlerweile kostete der Eintritt dort 30 US$. Dafür war aber wenigstens der Parkplatz kostenlos und sicher.
Die Victoriafälle wurden 1989 von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt. Entdeckt wurden sie am 16.11.1855 von David Livingstone, der sie zu Ehren der Königin Victoria Falls benannte.
An den Wasserfällen hatte es um diese Jahreszeit noch sehr viel Wasser und leider stand der Wind für uns ungünstig, so dass wir ständig nass wurden und vor Gischt kaum die Wassermassen sehen konnten. Aber mit etwas Geduld konnten wir immer wieder während einer Windpause die Fälle gut sehen. Ein wenig beneideten wir die Badegäste auf der Sambia Seite. Es muss schon ein Wahnsinnsgefühl sein, direkt an der Abbruchkante der Fälle baden zu gehen, aber von unserer Seite aus, war wenigstens die Aussicht toll. Immer wieder bildete sich ein Regenbogen. Wir sahen Hornvögel und viele andere gefiederte Freunde. Meerkatzen hingen in den Bäumen ab, aber irgendwie hatten sie alle das eine oder andere Handicap. Eine schaute uns aus total verquollenen Augen an und eine andere humpelte ganz dolle.
Es war grün und feucht – ein tolles Gefühl durch dieses kleine Stück Regenwald zu laufen und immer wieder die Aussicht auf die Fälle zu genießen.
An der Eisenbahnbrücke, die Simbabwe mit Sambia verbindet, war der Teufel los. Immer wieder stürzten sich Wagemutige an einem Bungeeseil in die Tiefe. Alleine schon bei diesem Anblick kribbelte es mir im Magen und die herzzerreißenden Schreie gingen mir bis ins Mark. Nie und nimmer würde ich so was machen. Mich müsste man schon von der Brücke werfen, aber freiwillig könnte ich das einfach nicht. Mittlerweile gab es dort nicht nur Bungee Jumping, sondern man konnte auch zu zweit in den Canyon hinab schwingen. Auch dieses Vergnügen löste wahre Schreiorgien aus und besonders einige junge Mädels hatten ihren Spaß. Uns reichte es zuzuschauen, auch wenn mein Magen bei jedem Sprung einen Hüpfer machte.
Wir blieben bis zum Sonnenuntergang bei den Wasserfällen, doch leider ging die Sonne viel zu weit von den Wassermassen entfernt unter, so dass es kein spektakuläres Licht gab. Egal, schön war es trotzdem und wir wollten es noch einmal am nächsten Morgen versuchen.
Zurück im Restcamp hatten wir so gar keine Lust, zum Essen in die Stadt zu fahren. Also blieben wir im Camp und gingen dort ins Restaurant. Wir bestellten Warthogschnitzel (Warzenschwein). Das war richtig gut und Chris schwärmte noch den ganzen Urlaub davon.
Zurück auf der Campsite lauschten wir mehr oder weniger freiwillig den Geräuschen der Stadt. In einer Billardkneipe gleich nebenan ging der Punk ab. Laute Musik und Stimmen kamen zu uns rüber. Na, das konnte ja heiter werden in der Nacht, dachten wir uns. Dann rauschte auch noch laut hupend ein Zug vorbei. Wo waren wir nur gelandet?
Doch als uns unser kleiner Kater von der Bar besuchen kam, waren wir gleich wieder versöhnt. Insbesondere Ralf hatte der Kleine fest ins Herz geschlossen und so blieb er bis uns die Augen zufielen.
Witzigerweise war ab ca. 23 Uhr alles ruhig, um nicht zu sagen totenstill und wir schliefen hervorragend.

Übernachtung: Victoria Falls Rest Camp, Victoria Falls, Zimbabwe - Preis: 10 US$ p. P. und 8 US$ p. Auto

Tageskilometer: Hwange Nationalpark – Victoria Falls: 188 km

Montag, 26.09.2011 - Dienstag, 27.09.2011
16. - 17.Tag

Da wir zum Sonnenaufgang an den Fällen sein wollten, mussten wir wieder früh raus. Kaum hatten wir unsere Zelte verlassen, kam auch schon wieder der kleine Kater an und forderte seine Streicheleinheiten. Wir frühstückten schnell und auch unser kleiner Freund kam nicht zu kurz, dann hieß es Abschied nehmen. Ein letztes Mal knuddelten wir unseren kleinen getigerten Kater, dann verließen wir das Restcamp, das uns in angenehmer Erinnerung bleiben wird.
Ein weiteres Auto mit zwei Fotografen kam mit uns bei den Fällen an und so warteten wir gemeinsam auf den Einlass. Die Zeit verrann und niemand kam. Wir warteten und warteten. So langsam wurden wir unruhig. Endlich kam jemand, aber der Ranger durfte uns nicht reinlassen. Die beiden Fotografen wollten ihm das Geld in die Hand drücken, aber er wollte und durfte es nicht nehmen. Gleich ist Sonnenaufgang, stöhnten die zwei, aber auch wir waren leicht ungehalten. Die Zeit rann uns wie Sand durch die Finger, das würden wir nie mehr bis zu den Hauptfällen zum ersten Licht schaffen. Dann endlich mit 10-minütiger Verspätung kam die Kassiererin. Sie konnte die ganze Aufregung gar nicht verstehen. Wir warfen ihr alle das Geld hin und stürmten los. Da ich nicht so schnell laufen konnte, schickte ich Chris vor und ging mit Ralf langsam nach. Dumm war nur, dass wir uns an der Abzweigung für den falschen Weg entschieden hatten. Wir gingen nach rechts, anstatt nach links zu laufen. Nun ja, ich hatte keine Kamera dabei und genoss den Sonnenaufgang so inmitten der Gischt. Ralf machte ein paar Bilder. Aber dafür sahen wir zwei Buschböckchen, die ohne Scheu direkt am Weg frisches Gras fraßen. Sie ließen sich von uns gar nicht stören und wir waren total begeistert von der Zutraulichkeit der beiden.
Nach fast 20 Minuten fanden wir endlich Chris, der natürlich stinksauer war, aber auch ohne mich tolle Bilder gemacht hatte. Das Licht war immer noch sehr schön und warm. Trotzdem schleuderte der Wind uns ständig die Gischt um die Ohren und immer wieder mussten Kamera und Objektive geputzt werden. Als die Sonne höher stieg, wanderten wir noch einmal die anderen Aussichtspunkte ab. Wieder waren tolle Regenbögen zu sehen. Da machte das Fotografieren gleich noch mehr Spaß.
An einer Stelle trafen wir auf die Polizisten vom Vortag. Die machten wohl mit unserem Geld einen kleinen Betriebsausflug?!
Um ca. 9 Uhr verließen wir den Park und fuhren zur Grenze nach Botswana. Die Strecke zog sich auf guter Teerstraße etwas dahin. Auch hier waren wieder die netten Wildhundewarnschilder am Straßenrand aufgestellt.
Eine Gruppe Elefanten überquerte die Straße und fraß am Wegesrand. Solche Begegnungen sind immer noch etwas Besonderes für uns und erinnern einen daran, dass man in Afrika ist, wo immer etwas Unerwartetes passieren kann. Unterwegs überholten wir noch eine Autokolonne mit zig gleichen Landrovern und einen voll besetzten Overlander. 
In Simbabwe waren wir ganz schnell abgefertigt, dann ging es nach Botswana. Hier hatten sie uns schon mal unsere restlichen Lebensmittel weggenommen. Ich werde nie die dicke Mama vergessen, die sich die Gummihandschuhe bis zum Ellenbogen zog und mit einem Gesicht zur Faust geballt unser Auto inspizierte. Nur die weiße Schokolade, die sie wohl nicht mochte, durften wir behalten. Doch diesmal hatten wir eh nichts mehr und ein netter junger Beamter schaute in unseren Kühlschrank. Danach zahlten wir noch die Straßennutzungsgebühr von 160 N$ und das war es auch schon. Wir wurden durch die Schranke gewinkt und befanden uns in Botswana, wo der zweite Teil unserer Reise begann.

Wir waren schon gespannt ob sich während unserer dreijährigen Pause etwas in Kasane getan hatte, denn schon 2008 blühte die Stadt regelrecht auf. Doch vorher wollten wir noch tanken. So fuhren wir gleich bei Kazungula an die Engeen Tankstelle. Eigentlich konnten wir bisher in Botswana immer mit der Kreditkarte bezahlen. Zum Glück fragte Chris vorher, denn diesmal war es nicht möglich. Gleich nebenan war ein neues Einkaufszentrum und das riesige ATM Schild lockte uns an wie Honig die Bienen. Auch der Tankwart verwies uns dorthin. Also schnell vor den ATM gefahren, die Karte in den Automaten geschoben und ….. nichts. Hier funktionierte wohl noch nicht alles.
Okay, dann fahren wir halt in den Ort.
Hey, was war denn das? Kurz vor Kasane stand eine völlig unsinnige riesengroße Ampel. Wir trauten unseren Augen kaum. So standen wir an der roten Ampel und warteten, kein Auto weit und breit. So kann man natürlich auch Geld verschwenden.
Der Chobe glitzerte uns entgegen und immer wieder sahen wir Elefanten am Ufer. So viele Elis hatten wir noch nie in der Umgebung von Kasane gesehen. Einige neue Unterkünfte sind am Fluss entstanden oder wurden noch gebaut.
Kasane war gewachsen und es hatte sich einiges in den drei Jahren getan. Wir brausten an der Garden Lodge vorbei und sahen erleichtert, dass sie von außen immer noch so aussah wie bei unserem letzten Besuch.
Auch im Ort hatten wir kein Glück mit dem Sprit. Der Diesel war aus und auch die Kartenzahlung funktionierte nicht. So beschlossen wir schon mal einzukaufen und am Einkaufszentrum gegenüber der Tankstelle den ATM zu benutzen. Doch zuerst hatten wir ein kleines Parkplatzproblem. Was war denn nur in der Stadt los? Menschenmassen stürmten die Geschäfte und es sah ganz schön leer in den Regalen aus. Den Spar würden wir eh erst am Abreisetag besuchen, um uns dort für die nächsten Tage einzudecken. Also stürmten wir nur den Bottlestore und kauften dort ein.  Aber auch hier war es ganz schön leergefegt. So gab es keinen Tonic und kein Windhoek Lager. So wanderten dann nur Gin und Softdrinks in die Vorratskiste unseres Autos. Danach schauten wir uns noch etwas auf dem Platz um. Hier gab es einige neue Geschäfte. Überall wuselte es nur so. Auch am ATM stand eine sehr lange Schlange. Da es Mittagszeit war, beschlossen wir, eine Kleinigkeit zu essen. Ein Hühnchenfastfood war gleich gegenüber vom Spar entstanden. Dort holten wir uns eine Kleinigkeit, saßen draußen auf der Terrasse und schauten dem bunten Gewusel zu.
Danach stellten wir uns an den ATM an, doch wir mussten feststellen, dass auch dieser Automat nicht funktionierte, da die Schlange einfach nicht kürzer wurde.
Chris erinnerte sich, dass am anderen Ende des Ortes noch ein Shopride und ein Bottlestore waren. So fuhren wir dort auch noch hin. Hier gab es sogar einen funktionierenden ATM ohne eine lange Menschenschlange, so dass wir endlich Pula in unseren Geldbeuteln hatten. Tonic und Windhoek Lager wanderten nun auch noch aus dem Bottlestore in unsere Vorräte, so waren wir zufrieden und hatten schon mal einen Teil des Einkaufs erledigt. Jetzt fuhren wir zur Garden Lodge und wurden sehr nett von den beiden Managern Greg und Julia begrüßt. Aber das allernetteste, was uns dort erwartete, war ein kleiner, 2 Monate alter Jack Russel, der auch gerade an diesem Tag angekommen war. Der Kleine freute sich über jeden von uns und wedelte dabei mit dem ganzen Popo, kullerte sich über den Boden und war einfach nur allerliebst mit seinen großen Augen und den puschligen Schlappohren. Unsere Herzen eroberte er im Sturm, aber auch alle anderen vom Personal waren hin und weg. Was für ein Goldstück! Auch 6 junge Katzen hatten bei Gabi und Phil, den Besitzern der Garden Lodge, die gerade in Deutschland weilten, ein Zuhause gefunden. Wir lernten die Kätzchen nacheinander kennen und schmusten mit jeder einzelnen. Ralf bekam direkt ein Zimmer bei den Managern und hatte damit pausenlos die Katzen um sich. Das merkte man insbesondere daran, dass wir Ralf kaum noch zu Gesicht bekamen. Ich musste schon zu ihm vorgehen und dann spielten wir gemeinsam mit den Kätzchen. Wir bezogen wieder unseren Bungalow und waren selig. Ist schon komisch, dass man sich so auf ein Zimmer freuen kann.
Der Pool plätscherte und es dauerte nicht lange, dann saß Chris darin, während ich mich noch im Zimmer einrichtete. In der Garden Lodge war auch innen alles beim Alten, bis auf ein paar sehr angenehme Neuerungen, wie eine Klimaanlage in jedem Zimmer. Alles war sauber und sehr ordentlich. Auf unserem riesigen Bett lagen hübsche Blüten. Es war wieder ein wenig wie nach Hause kommen.
Um 15 Uhr gab es Kaffee und Kuchen, danach ging es aufs Boot. Wir hatten wieder unser privates Boot, denn wir wollten selber entscheiden, wie lange wir bei den einzelnen Tieren verweilen. Calvin war wie 2008 wieder unser Guide.
Der Chobe glitzerte uns einladend entgegen. Adler riefen, Kormorane trockneten ihre Federn im warmen Wind, Krokodile lagen am Ufer und sonnten sich. Hippos grunzten, Elefanten fraßen an den Uferbänken und auf den Inseln, Büffel nahmen ein Schlammbad, Antilopen und Paviane machten sich über das frische Grün am Fluss her. Es war einfach schön, wieder ‚daheim’ zu sein und wir genossen den Ausflug auf dem Wasser.
Doch alles Schöne hat auch eine Kehrseite, so waren noch mehr Boote auf dem Fluss, der mittlerweile nur noch Oneway zu befahren war. Wie gibt es das denn? Einbahnstraße auf dem Fluss??? Es gab keine Möglichkeit, noch einmal zu einem Tier zurück zu fahren, wenn man schon daran vorbei war. Angeblich wurde scharf kontrolliert und es gab Strafen bei Nichteinhaltung der Regel. Da waren wir echt sprachlos.
Oft konnte man vor Menschenmassen die Tiere fast nicht sehen, bzw. sobald ein Guide ein Tier entdeckt hatte und anhielt, kamen unzählige Boote angeschossen, wie hungrige Ameisen. Kameras aller Größen blitzten im Sonnenlicht, bunte T-Shirts soweit das Auge reichte, doch mittendrin immer noch unzählige Tiere, die sich zum Glück noch nicht allzusehr daran störten. Besonders fielen uns mehrere Boote vollbesetzt mit Fotografen auf. Sie hatten fest eingebaute Stative und darauf ihre Kameras befestigt. Das wurde ja immer besser! Sie preschten über den Fluss immer auf der Suche nach dem perfekten Schuss. Da waren wir echt froh auf unserem kleinen Boot zu sitzen und auch ohne Druck den Chobe und seine Tiere genießen zu können. Doch es war wirklich nicht mehr wie früher und irgendwas muss sich in Zukunft tun, denn auch der Chobe River ist ein empfindliches Ökosystem, dass man nicht grenzenlos ausbeuten sollte.
Zum Sonnenuntergang fanden wir leider keine ‚perfekten’ Elis, die einen waren in der falschen Richtung. Dorthin durften wir ja nicht mehr fahren und unsere Elefanten gingen leider langsam weg. Es war trotzdem schön und wir genossen unseren Sundownerdrink auf dem Boot, während wir den Elefanten zuschauten. Die Sonne versank wieder im Dunst, denn der Himmel war grau von den Feuern im Caprivistreifen.
Zurück in der Lodge aßen wir hungrig unser Abendessen und tranken später noch einen Gin Tonic auf der kleinen Terrasse vor unserem Bungalow.

Auch der nächste Tag verlief ganz im Zeichen der Bootstouren auf dem Chobe River. Besonders die Morgentouren waren schön wie immer. Nur wenige Boote waren außer uns unterwegs. Der Ruf des Schreiseeadlers hallte über den Fluss, Möwen und Milane stritten sich um die Fische im Wasser. Ein Adler holte direkt vor uns einen Fisch heraus. Doch leider bekamen wir es viel zu spät mit, so dass keinem ein Bild gelang. Viele Antilopen grasten am Ufer, Hippos knabberten die Grashalme von den Wiesen. Sie sahen aus wie große schwarze Ölfässer auf Füßen, die sich langsam über die Wiesen rollten. Büffel futterten sich auf den Sandbänken die Bäuche mit frischem Gras voll und beäugten uns kritisch. Unzählige Wasservögel waren auf der Suche nach Fressbarem unterwegs. Es war ganz anders als am Nachmittag und für uns viel idyllischer, wenn nicht auch hier wieder die Fotoboote voller Speed an einem vorbeigesaust wären. Wir wollten ja auch Bilder machen, aber das war irgendwie zuviel des Guten und für uns wirkte es wie ein einziger Wettkampf der Fotografen nach dem besten Schuss. Dementsprechend angespannt sahen auch die Leute aus, aber vielleicht lag es ja auch nur am Fahrtwind.
Eine kleine Schwalbe setzte sich immer wieder auf unser Boot und begleitete uns.
Am Abend waren wieder Massen an Booten auf dem Fluss unterwegs. Doch diesmal fuhren wir gleich etwas schneller und weiter in den Park hinein. Wir sahen, wie Büffel das Wasser durchquerten, um von einer kleinen Insel auf die nächste zu kommen. Das war schon irre. Sie standen lange am Ufer, als ob sie überlegen würden, ob es wirklich sinnvoll wäre, hinüber zu schwimmen. Dann ging einer vor und wie beim Domino rückten die anderen Büffel nach. Es platschte und spritzte. Ein Schauspiel, das wir vorher noch nie so nah gesehen hatten. Auch eine Elefantenfamilie durchquerte den Fluss. Dank der vielen Boote ist das wohl mittlerweile eine Seltenheit geworden, meinte Calvin. Das fand ich sehr schade, denn eigentlich sollten die Tiere nur beobachtet und nicht gestört werden. Aber wie schon im Mana Pools Nationalpark schien es das Motto der meisten Fahrer zu sein, die Touristen so nah an die Tiere heranzubringen, so dass sie sie fast anfassen konnten.
Wir fuhren diesmal bis hinter die Chobe Safari Lodge und hatten einen wunderschönen Nachmittag. An einer unserer Lieblingsstellen lagen Hippos im Wasser und noch etwas weiter im Park kam im warmen Abendlicht eine Elefantenfamilie zum Trinken an den Fluss. Hier hatte es ein wenig die Idylle vergangener Zeiten, als man die Tiere noch fast alleine beobachten konnte. Die Sonne versank wieder schüchtern im Grau des Dunstes aus Staub und Asche.
Nachts kam noch ein Hippo an den Zaun der Lodge, während wir beim Gin Tonic den Abend ausklingen ließen. Die Sterne funkelten am Himmel und es versprach wieder ein schöner Tag zu werden.

Übernachtung: Garden Lodge, Kasane, Botswana

Tageskilometer: Vic Falls – Kasane: 80 km

Mittwoch, 28.09.2011
18. Tag

Nach einer letzten morgendlichen Bootsfahrt auf dem Chobe hieß es Abschied nehmen vom Luxus der Lodge, den liebenswerten Tieren, den netten Managern und den entspannenden Bootstouren. Jetzt ging es wieder raus in die Wildnis, doch vorher war noch einiges zu erledigen, denn unsere Vorräte an Essen mussten aufgefüllt werden. Im Spar waren wieder Menschenmassen und die Regale waren noch leergefegter als an unserem Ankunftstag.
Was war denn nur hier los? Des Rätsels Lösung erfuhren wir, als wir Greg noch einmal trafen und er uns erzählte, dass am 30.9. Unabhängigkeitstag in Botswana sei. Nun wussten wir Bescheid und mussten uns mit den restlichen Lebensmitteln in den Regalen zufriedengeben. Auch beim Fleisch sah es nicht so rosig aus. Wir beschlossen noch zu Marios Meat Market, der in Richtung Kazungula liegt, zu fahren. Aber auch dort bekamen wir nur T-Bones, so dass wir wieder zurück zum Spar fuhren und hier das restliche Fleisch einkauften. Mittlerweile war es sehr heiß und die Mittagssonne prallte erbarmungslos auf die Dächer unserer Autos. Es wurde höchste Zeit, die Stadt zu verlassen und in den Park zu fahren.

Am Parkeingang war ein neues Häuschen von Kwalate Safari entstanden, wo man Buchungen für den Park tätigen kann. Wir gingen in das DWNP Office, wo eine sehr witzige junge Rangerin die Parkeintrittsgebühr für alle Parks entgegennahm. Sie fragte Ralf, ob er alleine unterwegs sei und als er bejahte, wollte sie ihm gleich ihre Kollegin ins Auto setzen. Uns fragte sie, wie man in Deutschland seine Katze ruft, da schauten wir zuerst etwas verwirrt, denn sie konnte ja nichts von unseren Katzen wissen. Sie war auf alle Fälle super drauf und wir hatten unseren Spaß.
Dann ging es in den Park hinein. Auch hier gab es jetzt einige Oneway-Regelungen. Das wird ja immer verrückter, grummelte ich in Gedanken. Zum Glück durften wir gleich an den Fluss und lenkten unsere Autos durch den Tiefsand, der in der Gluthitze besonders weich war, geschickt an das Flussufer. In der mittäglichen Hitze waren nicht viele Tiere zu sehen. So genossen wir die Fahrt an den uns gut bekannten Stellen entlang des Flusses.
Kurz darauf kamen wir an ein Lodgefahrzeug, das an einigen Büschen parkte. Dort gibt es sicher was zu sehen, freuten wir uns. Und wirklich, mitten im Gebüsch, absolut gut getarnt und nur mit Mühe zu erkennen, lag ein Leopard. Wir trauten unseren Augen kaum. Mucksmäuschenstill beobachteten wir die elegante Raubkatze, die sichtlich unter der Hitze litt. Aber wenigstens lag sie im Schatten, was man von uns in unseren Blechkisten nicht behaupten konnte. Leider kamen genau an dieser Stelle Elefanten durch das Gebüsch und wie ein Geist war der Leopard verschwunden. Niemand sah ihn. Es war, als ob er sich in Luft aufgelöst hätte. Was für ein tolles Erlebnis!
Unsere Fahrt bis zu unserer Campsite in Ihaha zog sich hin. Immer wieder gab es etwas zu sehen und so kamen wir erst am Nachmittag am Camp an. Wir hatten eigentlich bei der Reservierung die Campsite 3 zugeteilt bekommen, aber die war natürlich anderweitig vergeben. Wir hatten die Wahl zwischen der Site 4 und 7 und schauten uns die Plätze erst einmal an. Die 4 war fast schattenlos und erhöht, da hätten wir an der Grillstelle Schwierigkeiten mit zwei Autos zu stehen. Aber die Nr. 7 war für uns perfekt. Einige Bäume spendeten Schatten, wir hatten gleich mehrere Grillstellen zur Auswahl und eine tolle Sicht auf den Fluss. Hier blieben wir. Uns gefiel es sogar so gut, dass wir beschlossen den Abend im Camp zu verbringen. Wir stellten unsere Stühle etwas näher an den Fluss und machten ein paar Bilder von den Elefanten, die weit weg im Gegenlicht Staubbäder nahmen. Die Sonne wurde roter und roter. Uns ging es gut und es hätte fast nicht noch besser werden können, da kam ein Auto von Kwalate Safari angefahren und der Fahrer meinte, dass dort vorne Wildhunde ein Impala jagen. Wir drehten uns um und wirklich die Hunde hetzten zu dritt ein Impala über die Campsite und kamen genau auf uns zu. Doch leider waren zu viele Leute zu Fuß unterwegs, so dass die Hunde die Jagd abbrachen und wieder im Nichts verschwanden. Wow, ein Sekundenerlebnis der besonderen Art. Wenn das Auto nicht gekommen wäre hätten wir vielleicht gar nichts mitbekommen, oder die Hunde erst gesehen, wenn sie an uns vorbeigelaufen wären.
Am Abend grillte uns Chris Rinderfilet, außen knusprig und innen zart, dazu gab es Brot und Salat. Sehr satt und zufrieden nach diesem ereignisreichen Tag fielen wir in unsere Schlafsäcke und genossen die Kühle der Nacht. Als wir unsere Köpfe aus dem Zelt streckten,  beobachteten wir noch die meterhohen Buschbrände im Caprivistreifen.

Übernachtung Ihaha Campsite Nr. 7, Chobe Nationalpark

Tageskilometer: Kasane – Ihaha: 65 km mit Gamedrive

Donnerstag, 29.09.2011
19. Tag

Leicht fröstelnd bei nur 17°C standen wir am Morgen auf. Als ich müde aus dem Zelt kroch und mich zur Beifahrertür schleppte, hing daran ein Luftballon und auch an meinem Stuhl waren zwei bunte Luftballons befestigt. Schmunzelnd fiel mir ein, dass heute ja mein Geburtstag war. Ralf hatte extra Glitzerluftballone aus Deutschland mitgebracht. Wir frühstückten und fuhren mit Sonnenaufgang los. Gleich neben der Campsite weidete eine riesige Zebraherde. Ihre Rufe hatten uns schon am Morgen erreicht. Ich liebe es im Zelt zu liegen und die Rufe der Tiere in der Dunkelheit zu hören. Das Wiehern der Zebras ist für mich genauso unverkennbar wie das Brüllen der Löwen. Ein Geräusch, das nach Afrika gehört wie der Staub in der Luft.
Für heute hatte ich mir natürlich Löwen gewünscht und war gespannt, was der Tag so bringen würde. Wir sahen Impalas, Büffel und Elefanten. Ein paar Elefanten durchquerten den Fluss und kamen auf uns zu, während das erste Licht schwach die Umgebung beleuchtete. Eine Familie Mangusten durchstreifte den Park auf der Suche nach Fressbarem. Ich liebe diese quirligen kleinen Gesellen und so blieben wir eine Zeitlang stehen und beobachteten sie bei ihrem Treiben. Sie buddelten und scharrten, futterten und knabberten. Sie wuselten nur so an uns vorbei, lustige Gurrlaute von sich gebend, so dass es eine besondere Freude war, ihnen zuzuschauen.
Paviane saßen am Wegesrand. Einige hatten sehr kleine Babys dabei. Es war interessant sie zu beobachten. Zu fremden Kindern konnten sie recht grob sein. So zog ein Pavianweibchen ein fremdes Kind am Fell weg oder schubste es leicht. Das eigene Baby wurde jedoch aufs Liebevollste verwöhnt, gestreichelt und sogar richtig geküsst. Aber auch die Kleinen waren witzig wenn sie miteinander herumtollten. Sie konnten kaum richtig laufen, schon wurde miteinander gestritten und gerauft, dann wieder gekuschelt. Auch größere Affenkinder mischten sich immer wieder ein und versuchten ein Baby zum Spielen zu animieren. Doch die Spiele der Größeren waren eindeutig zu rau für die Kleinen, so dass sie schnell wieder zu ihren Müttern liefen.
Etwas später entdeckten wir dann zu Chris' Erleichterung zwei sehr müde Löwen unter einigen Büschen. Man konnte sie kaum sehen, so versteckt lagen sie. Natürlich sprach sich diese Sichtung schnell herum und so brauste ein Lodgefahrzeug nach dem anderen heran. Da die Sicht auf die Löwen nur sehr begrenzt war, war es einfach herrlich die Fahrzeuge und die Leute darin zu beobachten, denn sie mussten sich anstellen, um dann genau an einer Stelle einen Blick auf die Löwen werfen zu können. Die Löwen waren jedoch so müde, dass sie nur ab und zu mal mit einem Ohr wackelten. Ein junger Löwe hob auch mal seinen Kopf und schaute, aber das war auch schon das höchste der Gefühle. Da es immer heißer wurde, beschlossen wir ins Camp zurückzufahren.
Auch hier zog auf unserer Nachbarcampsite eine Mangusten-Großfamilie ein. Mindestens 20 Tiere wuselten gurrend umher, sie schaufelten Dreck und lagen im Schatten. Man könnte fast glauben, eine Wagenburg Südafrikaner sei angereist und beginnt mit dem Zeltaufbau.
Chris lag in der Hängematte und las, Ralf lud seine Bilder auf den PC, während ich im Schatten der Bäume saß und unsere lustigen Nachbarn beobachtete. Zum Kaffee gab es etwas Besonderes, denn Ralf hatte die ganze Reise über einen Marmorkuchen im Kühlschrank versteckt, aber nicht nur das, passend zum Kuchen gab es außerdem eine Auswahl an verschiedenen Kaffeeleckereien. So saßen wir im Schatten der Bäume, tranken Cappuccino, Latte und Mokka und futterten dazu den guten Marmorkuchen mit Schokoladenhülle. Die Schokolade schmolz zwar schnell in der Hitze, aber was konnte es Schöneres geben, als am Chobe zu sitzen, die Aussicht zu genießen und sich dabei genüsslich die Schokolade von den Fingern zu lecken. Ein warmer Wind wehte uns um die Ohren, über uns kreiste ein Gaukler und ein Milan schoss immer wieder durch die Bäume. Es gibt Momente im Leben, wo man um nichts in der Welt woanders sein möchte und das war so ein Moment.

Am Nachmittag besuchten wir noch einmal die Löwen. Sie hatten sich auf wundersame Weise vermehrt und waren von zwei Männchen auf mindestens 5 Löwen angewachsen. Nur am Dauerschlaf hatte sich nichts geändert. Sie lagen da, als ob sie die ganze Nacht durchgefeiert hätten und rührten sich fast gar nicht. Ab und zu blinzelte uns ein verschlafenes Löwenauge an, aber mehr war einfach nicht drin. Wir beobachteten die müden Gesellen eine ganze Zeit und beschlossen dann zum Sonnenuntergang auf die Campsite zu fahren. Es war einfach noch viel zu warm, wir waren uns sicher, dass sich die Löwen frühestens nachts bewegen würden.
Zum Abendessen gab es T-Bones mit Zucchinigemüse und Brot. Wir ließen den warmen Abend bei einem Gin Tonic ausklingen und lauschten den Geräuschen der Nacht und dem Knistern unseres Lagerfeuers.

Auf unserem Rückweg zum Camp hatten wir schon einen Jeep mit Soldaten gesehen, die an unserem Camp aus dem Auto stiegen. Irgendwie war mir dabei sonderbar zumute. Brauchten wir etwa besonders viel Schutz die Nacht? Es war ja Unabhängigkeitstag in Botswana. Gingen die Soldaten davon aus, dass die Namibianer diesen Anlass ausnutzen wollten?  Diese Fragen und mehr schossen mir immer wieder durch den Kopf. So konnte ich natürlich besonders schlecht schlafen. Ein Jeep mit einem riesigen Strahler fuhr durchs Camp und leuchtete immer wieder das andere Ufer ab. Ich suchte mit, denn schlafen konnte ich sowieso nicht. Ich lauschte auf jedes Geräusch und trotzdem bemerkte ich die riesige Impalaherde erst, als sie direkt bei uns am Fluss war. Dann plätscherte es auf einmal leise. Was war das? Kam da jemand? Angestrengt spitzte ich die Ohren und lauschte in die Nacht. Wieder plätscherte es leise. Kein Mond erhellte die Nacht. Es war stockdunkel. Wo war denn nur der Jeep? Es half alles nichts, ich musste selber leuchten. Dumm war nur, dass es unmöglich war mit unserer Taschenlampe durch die Gaze zu leuchten. Chris, der ebenfalls wach war, öffnete leise den Reißverschluss und leuchtete in die Nacht. Nichts. Es plätscherte wieder und diesmal hörten wir auch ein leises Grummeln. Elefanten! Erleichtert sanken wir auf die Kissen zurück und endlich übermannte mich der Schlaf.

Übernachtung: Ihaha Campsite Nr. 7,Chobe Nationalpark

Tageskilometer: 73 km Gamedrive

Freitag, 30.09.2011
20. Tag

Ein Auto war schon genauso früh unterwegs wie wir. Es bog nach rechts ab und wir nach links, denn wir wollten schauen, ob die Löwen noch in der Nähe waren. Schon auf dem Weg zu den Löwen sahen wir ihre Spuren und wir folgten ihnen. Man konnte nicht so richtig einschätzen in welche Richtung sie führten, denn sie gingen vor und wieder zurück. So fuhren wir erst einmal zu der Stelle, an der die Löwen gestern lagen. Nichts. Also wendeten wir und suchten angestrengt die Umgebung ab. Nichts! Schade, die Bande musste sich in der Nacht auf den Weg gemacht haben und bis auf ihre Spuren konnten wir nichts mehr von ihnen entdecken.
Dafür sahen wir eine Elefantengroßfamilie am anderen Flussufer auf uns zukommen. Sie überquerten genau vor uns den Chobe. Von den Kleinen sahen wir nur die Rüssel aus dem Wasser ragen und auch die Großen mussten ein wenig schwimmen, so tief war der Fluss an dieser Stelle. Es war einfach großartig wie leise die Elefanten den Fluss durchquerten, es plätscherte nur leise, dann waren sie auch schon aus dem Wasser heraus und kletterten die Uferböschung zu uns hinauf.

Da noch ein weiter Weg vor uns lag, kehrten wir um und fuhren durch den Park und Richtung Ngoma Bridge um das Traumgebiet am Chobe River so langsam via Gamedrive zu verlassen. Auf dem Weg trafen wir auf das Auto vom Morgen. Darin saß ein sehr breit grinsendes Paar, das uns scheinheilig fragte, was wir gesehen hätten. Äh, Löwenspuren und Ihr? Was sie uns dann berichteten wollten wir eigentlich gar nicht hören, denn wenn wir wie sie nach rechts gefahren wären, dann hätten wir auch gesehen, wie die Wildhunde ein Impala ans Wasser hetzten, das dann von einem Krokodil erbeutet wurde. Tja, wenn das Wörtchen wenn nicht wäre….  Egal, tapfer schauten wir den beiden in die hocherfreuten Gesichter und gönnten ihnen das Erlebnis von Herzen. Wir waren ja selbst Schuld. Natürlich schauten wir jetzt noch intensiver nach Tieren, aber bis auf sehr weit entfernte Zebras, Impalas und ein paar hübsche Kudus sahen wir keine Raubtiere mehr. Später mischten sich noch unauffällig Kühe unter die Antilopen. Das war ein wirklich witziges Bild, aber sie waren einfach zu weit weg für ein gutes Foto.
Um 9 Uhr verließen wir die Chobe Riverfront über eine sehr tiefsandige Piste, die auch noch bergauf führte und fuhren auf der nagelneuen Teerstraße bis nach Kachikau. Danach war eigentlich alles wie immer. Die Piste wurde zuerst einspurig und tiefsandig mit Wellblech, dann wurde sie mehrspurig und ließ sich gut befahren bis zum Abzweig Savuti – Linyanti. Danach war die Piste wieder einspurig und absolut tiefsandig mit heftigem Wellblech. Es war sehr anstrengend und natürlich kam es wie es kommen musste, wie blieben mal wieder im Tiefsand stecken. Die ganze Zeit schon war sich Chris nicht sicher ob unser Allrad funktionierte oder nicht. Nun ja, er funktionierte schon, aber Chris fuhr einfach zu langsam (auch das kommt manchmal vor) und so starb das Auto einfach im Tiefsand ab. Jetzt war mal wieder Buddeln angesagt. Wir legten Äste und Gestrüpp unter die Reifen und schoben fleißig das Auto an. Chris gab Gas und…. Ralf schrie auf, denn der Reifen drehte durch und der ganze Sand wurde über Ralf geschaufelt. Das sah so komisch aus, dass ich erst einmal lachend in den Sand plumpste. Zum Glück lachte Ralf auch, es knirschte zwar bei ihm alles, aber nun war er paniert und konnte wenigstens keinen Sonnenbrand mehr bekommen.

Kurze Zeit später hatten wir unser Auto aus dem Sandkasten befreit und fuhren weiter. Dann kamen wir ans Ghoha Gate. Von dort aus war der Weg eindeutig besser. Es gab zwar auch immer wieder Schlaglöcher und ein paar sandige Stellen, aber nichts im Vergleich zum bisherigen Weg. Alles war wie immer. Die Wasserlöcher am Wegesrand waren ausgetrocknet, es war staubig und kein Tier ließ sich blicken. Am Savuti Wasserloch traf uns dann fast der Schlag. Es war leer! Nur gegenüber der Straße waren noch ein paar schlammige Pfützen. Bestürzt nahmen wir die traurige Szene in uns auf. Wir wussten zwar, dass der Savuti Channel Wasser führte, aber irgendwie hätten wir nicht damit gerechnet, dass die Pumpe, die das Wasserloch mit Frischwasser versorgte, nun abgestellt war. Obwohl es eigentlich völlig logisch war, traf es uns trotzdem völlig unvorbereitet. Die Bestürzung hielt nicht lang an, denn als wir an den Fluss kamen und die Brücke vor uns lag, staunten wir so richtig. Aus dem staubtrockenen, sandigen Flussbett, war ein lebensfreundlicher Fluss geworden. Die Büsche und Bäume waren grün und strotzten  geradezu vor Leben. Die Tiere brauchen momentan wirklich kein Wasserloch, denn hier gab es Frischwasser im Überfluss. Was für ein Bild!
Am Office legten wir unsere Reservierung vor und waren schon gespannt, ob wir den lange vorgebuchten Platz am Channel bekommen würden. Klar, meinte der Ranger, wir bekommen was wir gebucht haben. Super, die Nr. 4, die wir so viele Jahre schon wollten, sollte diesmal uns gehören.
Wir fuhren zum Fluss und schauten uns die Campsites an. Nr. 1 lag auch am Fluss, aber relativ nah am neuen Luxus Savuti Camp, die 2 auch sehr schön am Fluss und 3 etwas weiter hinten, dann kam die 4, eine Traumcampsite direkt am Fluss mit einem großen Schattenbaum. Doch was war das? Unter dem Schattenbaum standen schon zwei Autos, bei dem einen war das Dachzelt aufgeklappt und beim anderen stand ein Bodenzelt. Im Schatten unter den Bäumen lagen zwei Mädels in Bikinis auf Isomatten und lasen in ihren Büchern. Da musste etwas mit der Reservierung schiefgegangen sein, schoss es mir durch den Kopf. Ralf und Chris fragten nach. Die Mädels waren jedoch relativ unfreundlich und meinten, das Campsiteareal sei groß genug und wir sollen uns etwas anderes suchen, dann lasen sie weiter und beachteten die Beiden nicht mehr. Hä??? Eine Reservierung hatten sie auch nicht, denn die braucht man ja für Savuti nicht. ??????? Wir hatten ein Jahr vorher gebucht und uns wie die Schnitzel über die Campsite Nr. 4 gefreut und nun sollten wir uns etwas anderes suchen??? Zum Glück kam einer der dazugehörigen Jungs und wir einigten uns darauf, dass die vier umzogen und nicht wir. Ich war ganz schön baff, ohne Reservierung nach Savuti zu fahren, dann frech die beste Campsite zu belegen und auch noch uneinsichtig sein. Das war fast zu viel des Guten. Normalerweise hätten wir ihnen angeboten sich zu uns zu stellen, aber nach diesem Vorspiel wollten wir lieber für uns alleine sein. Die Vier zogen auf die Nr. 2 um, ebenfalls eine schöne Site am Fluss. Wofür gab es denn eigentlich Reservesites? Andere Leute, ohne Vorbuchung, stellten sich doch auch rund um den Ablution Block (Waschhaus) auf.
Egal, jedenfalls zogen die Vier in der heftigsten Mittagshitze los auf Gamedrive und waren für die nächsten Stunden verschwunden. In der Zwischenzeit kamen natürlich die Campsitebesitzer von Nr. 2 und warteten am Rand der Site auf die Besetzer.
Chris nutzte die Mittagszeit, um die Ladefläche unseres Autos mit Sand vom Diesel zu reinigen. Einer unserer Kanister war undicht und einige Liter Sprit waren ausgelaufen, so dass es fürchterlich stank. Das richtige Malheur sahen wir jedoch erst als alles wieder eingeräumt war und immer noch Diesel auf die Ladefläche lief, denn der Kanister war nicht am Verschluss undicht, er hatte ein Loch und lief aus. Zum Glück hatte Chris ihn schon ins Auto getankt, so dass nur noch etwas restlicher Diesel nachlief.
Das Wetter wurde immer bedrohlicher. Zuerst sah es nur in der Ferne dunkel aus, dann rückte die dunkle Front so langsam näher, verdunkelte die Sonne und Wind kam auf. Was wird das denn? Es sollte doch nicht etwa regnen in Savuti? Gebannt schauten wir dem Himmelsschauspiel zu. Der Wind entwickelte sich zu stürmischen Böen und wir sahen, wie das Bodenzelt unserer Besetzernachbarn fast davonflog. Wir wollten es gerade retten und sprinteten fast schon los, da kamen sie wieder und konnten ihre Sachen noch vor Schlimmerem retten.
Nach dem Sturm kam dann der Regen. Wir flüchteten nur schnell in unsere Autos und beschlossen, jetzt auf Gamedrive zu gehen. Es war unglaublich, als auf den staubigen Boden die ersten Regentropfen aufschlugen und sich ein heftiger Regenguss direkt auf der Campsite entlud.

Etwas außerhalb in Richtung Marsh war außer einem extrem dunklen Himmel nichts mehr vom Unwetter zu spüren und es kam sogar die Sonne heraus. Begeistert fuhren wir in diese Richtung, aber allzu weit kamen wir nicht, denn dann wurde der Boden feucht und wir beschlossen, keine Experimente zu machen. Draußen auf der freien Grasfläche standen Massen an Gnus und einige Giraffen wanderten an den eigentlich um diese Jahreszeit vertrockneten Flächen entlang und tranken aus diversen Pfützen Wasser. Es war ein völlig ungewohntes Bild und wir freuten uns sehr für die Tiere.
Am späten Nachmittag drehten wir noch eine Runde um das ausgetrocknete Wasserloch. Wir sahen an einer Pan viele Autos stehen. Da gibt es sicher etwas zu sehen. Gespannt fuhren wir auf die Stelle zu und trauten unseren Augen kaum. Weit entfernt saß eine Leopardin im Gras, die etwas später zielstrebig auf einen umgekippten Baum zu lief, sich dort ihre Krallen schärfte und elegant auf den Baum sprang. Oben saß sie wie eine Königin bei der Audienz und warf elegant Blicke um sich. Was für eine Schönheit. Nach kurzer Zeit wurde es ihr zu langweilig und sie sprang wieder ins Gras und schlenderte langsam genau auf die Straße zu. Ein Wettrennen begann. Wer bekommt die Poleposition, wer hat den besten Platz zum Beobachten. Wir hatten Glück, mehrspurig und eingekeilt zwischen mehreren Autos bewegten wir uns langsam vorwärts und konnten nicht aus. Aber glücklicherweise standen wir auf der richtigen Seite. Besonders die Lodgefahrer waren relativ aggressiv. Als wir eingekeilt stehen blieben, motzte uns einer der Fahrer neben uns an, dass wir ihm die Sicht nehmen. Ähm, was sollten wir denn machen??? Wir kamen beim besten Willen nicht aus der Kolonne heraus und die Leopardin kam mit hocherhobenem Schwanz genau auf uns zu. Chris verrenkte sich aus dem Autofenster hinaus und machte ein paar Bilder, dann schwenkte die Leopardin ab und ging etwas weiter vorne durch die Autos hindurch auf die gegenüberliegende Straßenseite. Nun war auch der Lodgefahrer neben uns wieder versöhnt, denn die Leopardin kam auf ihn und seine Touris zu, schaute noch einmal über die Schulter auf die Wagenkolonne und spazierte gemächlich zu ein paar Büschen, wo sie sich in den Schatten legte. Wow, was für ein spannendes Erlebnis. Diese wunderschöne elegante Katze hatte uns einen kurzen Augenblick an ihrem Leben teilhaben lassen und wir waren zutiefst dankbar dafür. Wir beobachteten sie so lange, bis sie genug von dem Trubel hatte und sich immer weiter in die Büsche zurückzog. Im Nachbarauto saßen Timo und Marina, die uns den Tipp gaben, dass an der Harvey’s Pan in letzter Zeit sehr oft Wildhunde gesichtet wurden. Zusammen machten wir uns auf die leider erfolglose Suche.
Zurück im Camp bemerkten wir, dass Timo und Marina unsere Nachbarn auf der Campsite Nr. 5 waren, die ebenfalls sehr schön am Fluss lag.
Nachdem wir unseren leckeren Filettopf mit Nudeln verspeist hatten, kamen die Zwei noch auf einen netten Plausch vorbei. Immer wieder platschte es laut im Wasser, so dass wir dachten jetzt kommen Elefanten. Aber die vermeintlichen Elefanten entpuppten sich als große Fische, die immer wieder auf der Jagd nach nachtaktiven Insekten aus dem Wasser sprangen. Es wurde ein lustiger Abend. Als die Zwei um ca. 23.30 Uhr auf ihre Campsite zurückgingen bemerkte Ralf, dass sein Reifen platt war. Eigentlich wollte er ihn am nächsten Morgen nach dem Frühstück austauschen, aber dabei hatte er Chris vergessen. Nichts da, wir machen das sofort, war seine Ansage. So kam es, dass die Zwei leicht angeheitert mitten in der Nacht den Wagenheber aus dem Auto kramten und im Tiefsand ziemlich schnell den Reifen wechselten. Ich hatte dabei die ehrenvolle Aufgabe die Dokubilder zu machen, der ich natürlich bereitwillig nachkam.

Übernachtung: Savuti Campsite Nr. 4, Savuti - Chobe Nationalpark

Tageskilometer: Ihaha Campsite, Chobe – Savuti Campsite, inklusive Gamedrive: 150 km

Samstag, 01.10.2011
21. Tag

An diesem Morgen hatte es nur 17°C und so machten wir uns leicht fröstelnd mit der Dämmerung auf den Weg zur „Wildhund Pan“, da dort nichts los war und wir auch nach der dritten Runde um die Gras bewachsenen Flächen keinen Wildhund entdecken konnten, beschlossen wir in die Marsh zu fahren. Es wurde auch Zeit, das Gelände zu verlassen, denn schon kamen 4 Jeeps angebraust. Der erste hielt uns gleich einmal auf. Im Jeep saßen mindestens 5 Inder und ein Guide. Wir schauten erst einmal etwas sprachlos. Auch die anderen Autos waren mit ihren indischen Insassen sehr voll gepackt. Erwartungsvolle Gesichter schauten uns an und fragten voller Hoffnung, ob wir etwas gesehen hätten. Nein, leider nichts.
Auf dem Weg zur Marabu Pan kam uns ein Lodgefahrer mit seinen Touristen entgegen und berichtete uns, dass dort auf der freien Fläche zwei Löwenpaschas liegen. Voll freudiger Erwartung näherten wir uns der Pan. Zuerst hielten wir an und schauten. Nichts. Wo sollten wir nur entlang fahren - links oder rechts? Da war guter Rat teuer, denn die Pan war relativ groß. Spuren waren auf dem harten Lehmboden auch keine zu entdecken. Was hatte der Fahrer gesagt – mitten auf der Pan? Angestrengt ließen wir unsere Blicke über die freie Fläche gleiten. Vielleicht sind sie ja weiter gewandert… Hmmm, an einem Baum entschlossen wir uns nach rechts zu fahren… und wären fast über den einen Löwen gestolpert. Er lag total flach mitten auf der freien Fläche und war durch seine Fellfarbe überhaupt nicht vom Untergrund zu unterscheiden. Wir hielten neben ihm an. Er schaute einmal müde zu uns hoch, dann ließ er sich wieder fallen. Zig Fliegen kletterten ihm über das Gesicht und ärgerten ihn sichtlich. Immer wieder fuhr er sich mit der Pfote über die Nase und schüttelte den Kopf. Er hatte auch einen schlimmen Kratzer am Auge auf dem noch viel mehr Fliegen saßen.
Ein Stück weiter entdeckten wir den zweiten hübschen Löwenpascha ebenfalls auf der freien Fläche schlafend mitten in der Sonne.
Nach einer Weile wurde es dem ersten Löwen, bei dem wir standen, wohl doch etwas zu warm, denn er erhob sich und schlenderte in den Schatten eines Baums, wo er sich niederließ und weiter mit den Fliegen kämpfte. Nach einiger Zeit folgte ihm der zweite Pascha. Er ging zu seinem Freund und begrüßte ihn ausgiebig, dann ließ er sich neben ihn auf den Boden plumpsen und kuschelte sich regelrecht an den anderen Löwen heran. Ein wirklich prächtiger Anblick von den zwei müden Majestäten. Leider sprach es sich mal wieder sehr schnell herum und schon brausten die 4 mit Indern vollgepackten Jeeps heran. Jeder stellte sein Auto neben die Löwen und es wurde ein Bild gemacht, dann kamen zwei Autos mit Südafrikanern an und dem folgten die ersten zwei Lodgeautos. Uns taten die Löwen ja schon fast leid, denn nun waren sie umzingelt. Aber sie ließen sich gar nicht stören und schliefen unbeirrt weiter. Wir hatten genug gesehen und beschlossen sehr zufrieden zurück ins Camp zu fahren. Unterwegs kamen uns Timo und Marina entgegen. Freudestrahlend berichteten wir ihnen von den Löwen und unserem riesigen Glück. Doch die Freude währte nur kurz, denn als sie uns von ihrem Glück berichteten, blieb uns der Mund offen stehen und wir waren - man könnte fast behaupten – etwas angefressen. Die Zwei waren am Morgen in Richtung der Rockpaintings gefahren und trafen dort auf zwei Leoparden, die überhaupt nicht scheu waren und anfangs klassisch im Baum lagen und später runter ins Gras kamen. Mist! Aber alles ärgern half nichts. Trotz bester Beschreibung von Marina und Timo fanden wir natürlich die Leoparden nicht, denn mittlerweile waren alle Autos auf dem Weg zu den Löwen.
Die Mittagszeit verbrachten wir wie immer im Camp. Wir lagen in unseren Hängematten, lasen, gingen duschen, futterten bis es Zeit für einen Kaffee war. Marina und Timo verabschiedeten sich am Nachmittag und steuerten den Linyanti an.
Wir fuhren noch einmal durch die Gegend und landeten schließlich wieder bei den Löwen. Die Zwei hatten nur etwas die Position verlagert und waren von dem Baum ein paar Meter weiter zu einigen Büschen gewandert. Dort schliefen sie immer noch tief und fest. Es war ein Kommen und Gehen. Man könnte fast sagen, dass sich die Lodgefahrer die Klinke in die Hand gaben. Immer wieder dröhnten die Motoren, Positionen wurden gewechselt, Blitzlichter flammten auf. Da es schon spät war, blieben wir noch eine Weile und beobachteten die Löwen beim Schlafen und die wuseligen Menschen. Die ersten Sundownerdrinks wurden verteilt. Mir war der Appetit darauf vergangen, denn das war irgendwie zu viel für den Tag an Menschen, Autos und Lärm.
Am Nachmittag hatte Ralf noch versucht seinen Reifen flicken zu lassen, aber leider erfolglos. Er sollte am nächsten Morgen zur Savuti Lodge kommen, dort wollte ein Angestellter den Reifen anschauen.
Wir verbrachten einen ruhigen Abend auf der Campsite, genossen unser Lagerfeuer und das Plätschern des Wassers. Für uns immer noch ein völlig ungewohntes Geräusch hier in Savuti.

Übernachtung: Savuti Campsite Nr. 4, Savuti - Chobe Nationalpark

Tageskilometer: 100 km Gamedrive

Sonntag, 02.10.2011
22. Tag

Chris weckte mich leise: „Komm schnell her, dann zeige ich Dir was Schönes.“ Müde krabbelte ich zum Zeltausgang, wo Chris saß und mit der Taschenlampe die Campsite ableuchtete. Etwas weiter weg in den Sträuchern saßen zwei Springhasen und mümmelten vor sich hin. Grinsend beobachteten wir die zwei und waren gedanklich wieder in Rooiputs, wo wir dank Uwes Ausruf erstmals die süßen Nager sahen.
Da Ralf um 8 Uhr mit seinem kaputten Reifen an der Lodge sein sollte, drehten wir eine kleine Runde in der Nähe der Campsite. Wieder ließ sich fast kein Tier ausfindig machen. An der ‚Harvey’s Pan’ fuhren wir wieder verschiedene Wege und jeder hoffte, dass der andere ein interessantes Tier antreffen würde. Wir stellten den Motor ab und lauschten den Morgengeräuschen. Da erklang ein eigenartiger Laut. Eine Mischung aus Glucksen und Trommelgeräusch. Entgeistert schauten wir uns um. Nichts. Da das Geräusch nicht aufhörte, suchten wir weiter und entdeckten im hohen trockenen Gras eine Riesentrappe beim Balzen. Sie hatte das Halsgefieder aufgestellt, den Kehlsack ballonartig aufgeblasen und gab diese eigenartigen Töne von sich. Dabei bewegte sie sich ruckartig vorwärts immer wieder den Hals reckend und glucksend. Was für ein Anblick! Wir näherten uns langsam, aber die Trappe war so beschäftigt, dass sie überhaupt nichts störte. Wir sagten Ralf noch Bescheid, aber er wollte schon mal langsam in Richtung Lodge fahren. So genossen wir das Schauspiel noch eine Zeitlang.
Danach fuhren wir in Richtung Marsh, denn wir wollten noch einmal die Stellen absuchen, wo Leoparden gesichtet wurden. Natürlich hatten wir kein Glück und sahen fast kein Tier. Als nächstes fuhren wir zur Marabu Pan in der Hoffnung die Löwen noch einmal anzutreffen. Aber auch hier hatten wir kein Glück. Großflächig umfuhren wir die Pan und suchten aufmerksam die Gegend ab, doch leider sahen wir nichts.
Ein anderer Weg führte fast am ‚Löwenbaum’ von der Pan weg, den wollten wir noch versuchen. Als wir ihn ein Stück entlangfuhren wurde der Untergrund weicher und wir konnten wieder etwas auf dem Weg erkennen. Stopp, rief ich. Hier gab es eindeutig riesige Löwenspuren im Sand. Unsere Paschas waren genau diesen Weg entlanggelaufen. Schritt für Schritt folgten wir den Spuren und waren wieder einmal froh, dass die Löwen lieber Wege gingen, als durch das trockene Gras zu laufen. Doch leider verloren wir irgendwann die Spuren aus den Augen. Der Weg führte auf die freien Flächen, auf denen Massen an Tieren grasten und dort verharrten sicher auch die Löwen. Vielleicht hatten sie ja nachts Beute gemacht und lagen nun mit dicken Bäuchen irgendwo in der Morgensonne oder sie warteten auf eine günstige Gelegenheit um ihre hungrigen Bäuche zu füllen. Jedenfalls sahen wir sie nicht mehr wieder und fuhren langsam in Richtung Camp zurück.

Unterwegs probierten wir immer wieder Ralf über Funk zu erreichen, doch es klappte erst beim Abzweig zur Sandridge. Leider konnte sein Reifen nicht geflickt werden, aber er war auf dem Weg zu uns. Gemeinsam starteten wir den Weg über die Sandridge Road, da die Marsh Road immer noch unter Wasser stand. Tiere sahen wir fast überhaupt nicht. Eine kleine Elefantenfamilie am Wegesrand, ein paar Giraffen in den Büschen, das war es auch schon auf der gesamten Strecke. Dafür war der Weg anfangs relativ gut, außer einer stetigen Berg- und Talfahrt mit ein paar sandigen Abschnitten gab es keinerlei Hindernisse, so dass wir gut vorankamen. Zum Abschluss wurde die Strecke noch einmal nervig, denn der Untergrund war bretthart und tiefe Löcher zierten ihn wie ein Schweizer Käse. Dieser Abschnitt kostete uns Nerven, aber er war machbar. Am Mahabe South Gate trugen wir uns wieder einmal aus, dann fuhren wir diesmal nicht nach rechts in Richtung North Gate, sondern hielten uns geradeaus in Richtung Mababe Village. Das Wetter hatte sich dramatisch verschlechtert und so hatten wir keine Lust zuerst zum Khwai River zum Gamedrive zu fahren und dann wieder zurück, um nach South Gate zu kommen. Direkt nach North Gate konnten wir nicht fahren, da der Fluss immer noch zu viel Wasser führte. Die Abschleppunternehmen hatten momentan Hochkonjunktur, da es immer wieder Leute versuchten. So wollten wir dieses Wagnis nicht eingehen, denn nicht nur das Wasser stand noch immer zu hoch, auch die Flussdurchquerung musste an der richtigen Stelle erfolgen, wie uns vier nette junge Leute in der Garden Lodge erzählt hatten. Da wir weder die GPS- Angaben noch einen Schnorchel am Auto hatten, ließen wir dieses Abenteuer lieber sein.
Der Himmel wurde immer bedrohlicher. Die Wolken färbten sich von tiefblau zu schwarz, Wind kam auf und erste Blitze zuckten vom Himmel. Es wirkte, als ob die Welt untergehen wollte. Wieder einmal waren wir begeistert von den Launen der Natur und sehr froh, im trockenen Auto zu sitzen. Zum Glück kühlte es auch etwas ab, denn vorher war es dermaßen schwül, so dass selbst bei offenen Fenstern der Fahrtwind keine Erfrischung brachte. Dann prasselten die ersten Regentropfen auf unser Autodach und ein Schauer entlud sich über uns. Man konnte kaum etwas sehen und so fuhren wir vorsichtig dem South Gate entgegen. Ab und zu kam uns mal ein Auto entgegen, aber ansonsten hatten wir die leicht rutschige Piste fast für uns alleine. Eigentlich hatten wir eine Nacht irgendwo draußen am Khwai geplant, da das Wetter aber so schlecht war, beschlossen wir, gleich in den Moremi Nationalpark zu fahren und zu versuchen einen Tag länger im Park zu verbringen.
Der Regen ließ unterwegs nach und hörte schließlich ganz auf. Auf der Zufahrt zum Park hatte es heftig gebrannt, so sah die Landschaft schwarz und trostlos aus. Tiere sahen wir gar keine.
Das South Gate erreichten wir um ca. 13 Uhr bei schönstem Sonnenschein und fuhren erstmals durch das neue Gate. Das sah schon prächtig aus. Neu war, dass man hier 5 Liter Wasserkanister, Souvenirs und Karten vom Park kaufen konnte. Der Ranger erklärte ganz genau welche Strecken fahrbar wären und welche Wege man meiden sollte und trug sie uns in die Karte vom Park ein. Zuerst telefonierte er jedoch mit dem North Gate und fragt nach, ob wir dort eine Nacht länger bleiben könnten. Ein paar Telefonate später waren wir stolze Besitzer einen zusätzlichen Nacht auf der Campsite am North Gate und um etliche Euros ärmer. Arm aber zufrieden fuhren wir dem Khwai River entgegen. Die lange Waldstrecke unterwegs wirkte ebenfalls wie ausgestorben. Kein Tier weit und breit. Wenn nicht ab und zu ein Vogel aufgeflogen wäre, hätten wir kein einziges Lebewesen angetroffen.
Am North Gate bekamen wir die Campsite 10 zugewiesen. Ein sehr großer Stellplatz mit relativ hohen, zu dieser Jahreszeit blattlosen Bäumen. Die Site lag am Rand und wir hatten einen tollen Ausblick über die weite Fläche. Ich war sofort verliebt, denn hier wirkte es fast so als ob man alleine wäre. Der Weg zu den Waschhäusern war okay und so richteten wir uns häuslich ein. Natürlich wurden wir am Gate wieder vor Affen gewarnt und bedauernd teilten uns die Ranger mit, dass sie das Problem nicht im Griff hätten. Diesmal waren wir ja mehr als gewarnt, denn unser letztes Pavianerlebnis am North Gate 2008 war alles andere als glimpflich verlaufen. Doch weit und breit sahen wir nicht einen Affen. Trotzdem schauten wir, dass die Autos immer geschlossen waren.
Am Nachmittag fuhren wir von der Campsite aus nach links zum Khwai hoch, aber weit kamen wir nicht. Alle Wege, die wir bisher ohne Probleme gefahren waren, führten ins Wasser. Immer wieder mussten wir wenden und zurückfahren. Tiere sahen wir fast gar keine. Ein paar Mal konnten wir ein Stück am Wasser entlang fahren, aber letztendlich mussten wir den langen Weg durch den Wald nehmen und immer wieder versuchen ans Wasser zu kommen. Wir sahen ein paar Elefanten in der Nähe der Khwai River Lodge am und im Wasser, aber weit weg. Auch ein paar Lechwe-Moorantilopen schauten zu uns herüber, ansonsten sahen wir nur ein paar Vögel.
An einer Wasserdurchquerung wollte Chris mich gerade durch das Wasser schicken, als ich ein Krokodil entdeckte, das bei unserem Anblick schnell ins kühle Nass verschwand. Damit waren für mich auf dieser Reise die Wasserdurchquerungen gestrichen, was Chris amüsiert zur Kenntnis nahm. Selbst bei Pfützen ließ ich ihm den Vortritt und machte lieber Bilder, wie er schlingernd durch den Matsch stapfte und Maß nahm, ob die Stelle passierbar sei oder nicht.
Auf dem Rückweg folgten wir eine Zeitlang einem Lodgefahrzeug. Ein großer Elefant kam aus dem Wald gelaufen und baute sich vor dem Fahrzeug auf. Der Fahrer muss wirklich gute Nerven gehabt haben, denn er blieb gelassen stehen, während der graue Riese mit den Ohren wedelte und den Rüssel hob.
Im Wald versank langsam die Sonne und wir fuhren zu unserer Campsite zurück. Dort bekamen wir noch Elefantenbesuch. Vier Dickhäuter schlenderten an unserer Campsite vorbei und brachen nebenbei Zweige von den Bäumen. Sie waren in der Dämmerung gerade noch so zu erkennen.
Unser Lagerfeuer prasselte, das Fleisch lag auf dem Grill, als es wieder im Gebüsch knackte und raschelte. Chris hob die Lampe und leuchtete, zwei Augen leuchteten zurück. Bei genauerer Betrachtung erkannten wir eine riesige dicke Hyäne, die angelockt von den Fleischgerüchen zielstrebig auf uns und das Feuer zulief. Nee, das Fleisch gehört uns! Wir klatschten in die Hände und machten etwas Krach. Mit einem sehnsüchtigen Blick auf unser Fleisch beschloss die Hyäne den Rückzug anzutreten. Auch eine zweite, jüngere Hyäne kam uns noch besuchen, auch sie vertrieben wir wieder erfolgreich, denn die Tiere hatten fast keine Scheu mehr und kamen zum Teil bis auf einen Meter an uns heran. Das war uns bei dem Gebiss der Tiere dann doch etwas zuviel des Guten.
Auch Impalas besuchten uns noch im Camp. Mit leisen Hufen trabten sie an unserer Campsite vorbei, man hörte sie kaum, aber mit unserer Lampe sahen wir unzählige Augen aufleuchten. Dann erklang noch ein hundeartiges Winseln vom Wasser zu uns herüber, die Impalas flohen. Jetzt hörte man die Hufe laut tippeln. Wir sprangen auf. Waren da vielleicht Wildhunde? Das Geräusch musste einfach von Wildhunden stammen, aber es war zu dunkel, um etwas zu erkennen. So mussten wir uns mit der Geräuschkulisse zufrieden geben und auf den nächsten Tag hoffen.

Übernachtung: North Gate Campsite Nr. 10, Moremi Nationalpark, Botswana

Tageskilometer: Savuti – South Gate – North Gate: ca. 200 km

Montag, 03.10.2011 - Dienstag, 04.10.2011
23. - 24. Tag

In der Nacht hatte es noch einmal gewittert und Regen plätscherte auf unser Zelt. Der Wind zerrte an den Zeltplanen, aber trotzdem schliefen wir recht gut. Nachts kam die Hyäne noch einmal vorbei und untersuchte unser Lagerfeuer, doch nur Ralf sah sie und machte ein paar Beweisbilder. Wir Zwei schliefen tief und fest und hatten überhaupt nichts mitbekommen.
Den Tag verbrachten wir mit der Erkundung des Bereiches rund um den Hippo Pool. Hier kam man immer wieder ans Wasser heran und konnte Bögen entlang des Ufers fahren. Leider waren das die einzigen brauchbaren Wege, so dass sich hier fast der gesamte Campingplatz tummelte. Auch die Lodgefahrer suchten hier insbesondere nach Raubtieren, wurden aber wie wir auch erst am Nachmittag fündig. Da lag ein heftig hechelnder großer Löwenpascha im Schatten. Wir vermuteten, dass er gejagt hatte und darum so ausgepowert war. Jedenfalls sah er so aus, als ob er jeden Moment umfällt, aber zum Glück erholte er sich langsam, schleppte sich dann ans Wasser und trank ausgiebig.
Im Park war es sehr grün mit viel Wasser, überall blühten Seerosen. Hier und da standen ein paar Moorantilopen und knabberten das frische Gras. Ein paar Elefanten machten Schlammpackungen. Unzählige Wasservögel liefen durch das seichte Wasser. Ein Hammerkopf hatte einen Fisch erbeutet. Doch ehe wir ein Bild machen konnten, verlor er ihn wieder. Hier fanden wir den Khwai River, den wir so lieben wieder und genossen die heißen Tage am Wasser. Die Mittagshitze verbrachten wir auf der Campsite. Wir hatten uns entschlossen auf der Nr. 10 zu bleiben, was zum Glück kein Problem war, denn sie war nicht vergeben.
Da unsere Aufmerksamkeit durch die Nichtanwesenheit von Affen stark nachgelassen hatte, waren die Autofenster zwar geschlossen, aber die Heckklappe stand offen. Wir lagen in den Hängematten und lasen in unseren Büchern. Was war das? Es raschelte leise. Kam das von unserem Auto? Es war wieder ruhig. Da, wieder raschelte es und ein leises Trippeln war zu hören. Das kam eindeutig aus unserem Auto. Alarmiert sprangen wir aus den Hängematten und flitzten zur Heckklappe. Dort saß seelenruhig eine Meerkatze und verteilte unser Gemüse. 2 kleine Butternut und mindestens 2 Tomaten Verlust hatten wir zu beklagen. Aber wir waren ja selbst Schuld. Zum Glück waren es keine Paviane und den Meerkatzen kann man irgendwie nicht böse sein. Der kleine „Robin Hut“, der so schön das Gemüse verteilt hatte, flitzte mit der letzten Tomate davon, blieb in sicherem Abstand sitzen und beäugte uns unschuldig. Die Krönung war dann eine Meerkatzenmama mit Baby, die etwas zu spät zur Spendenaktion kam und uns vorwurfsvoll, schon fast mitleidheischend anschaute. Doch genug war genug, sie ging leer aus, auch wenn sie versuchte, uns zu hypnotisieren.
Den ganzen Tag bildeten sich immer größer werdende Wolkenberge, aber zum Abend lösten sie sich wieder auf. An diesem Abend sahen wir auch wieder Paviane, die zurück zum Campingplatz kamen. Zum Glück hatten wir unsere Lektion mal wieder gelernt und beide Autos waren affendicht verschlossen.

Am nächsten Morgen fuhren wir wieder die „Wasserschleifen“ entlang. Ein paar Impalas grasten am Ufer und Letschwe Moorantilopen standen im Wasser, sonst war leider nicht viel los. Bei ein paar Letschwes stand ein tolles Auto, gut ausgestattet mit Fensterstativen und einem französischen Fotografenpaar darinnen, die genauso verrückt wie wir sind und mehrmals im Jahr zurück nach Afrika kommen. Sie fotografierten die Moorantilopen im ersten Licht und wir fuhren langsam weiter.
Aufmerksam durchsuchten wir das Gras immer auf der Suche nach einem guten Motiv. Dann sah ich einen komischen Schatten. Ein Raubtier. Doch es war zu klein für Raubkatzen und sah auch nicht so richtig wie ein Schakal aus, denn die Fellfarbe war eher grau, aber irgendwie doch schakalähnlich. Was war das denn? So ein Tier hatten wir vorher noch nie gesehen. Wir schauten nach und stellten fest, dass wir zwei Streifenschakale beobachteten. Diese eigentlich nachtaktiven Tiere genossen wohl das erste Licht des Tages. Sie waren ungefähr gleich groß, aber das Männchen war etwas kräftiger. Sie ernähren sich hauptsächlich von Früchten, lehnen aber eine Fleischmahlzeit auch nicht ab. Leider waren die zwei von uns nicht ganz so begeistert wie wir von ihnen und suchten relativ bald den Schutz einiger Büsche auf.
Mittags besuchten uns noch zwei Goldbugpapageien. Sie waren überhaupt nicht scheu, sondern sehr neugierig und ließen uns sehr nah an sich heran.
Seit es so viel Wasser im Park gab, hörten wir auch hier abends die Eiswürfelklimperfrösche und schwenkten unsere Gläser im Takt dazu.
Später kamen wieder die dreisten Hyänen zu Besuch. Nur ein Klatschen vertrieb sie vorerst. Witzig war, dass man es von allen Seiten klatschen hörte und überall die Taschenlampen das Gelände absuchten. Es kann einem schon etwas anders werden, wenn man mit der Taschenlampe die Umgebung scannt und einem fast auf Hüfthöhe Augen entgegen leuchten, die auch noch näher kommen. Die eine Hyäne war die größte und kräftigste, die wir bisher je zu Gesicht bekommen hatten.
Wir schauten noch eine Weile aus unserem Zelt auf die verglimmende Glut, bis uns der Schlaf übermannte und wir friedlich dem Morgen entgegenträumten.

Übernachtung: North Gate Campsite Nr. 10, Moremi Nationalpark

Mittwoch, 05.10.2011
25. Tag

Am Morgen wurden wir durch einen lange nicht gehörten Sound geweckt – ein leises Löwenbrüllen erklang in unseren Ohren. Ich atmete tief durch und sog den Sound fest in mich hinein. Diesen Urlaub hatten wir davon nicht wirklich viel zu hören bekommen, umso mehr genoss ich nun den Augenblick.
Es hatte ganz schön abgekühlt in der Nacht und so kletterte ich fröstelnd bei nur noch 9 °C aus dem Zelt. Die Sonne ging wieder als rote Tomate im grauen Dunst auf. Kraftlos schob sie sich langsam höher, bis sie die Dunstschicht durchbrochen hatte und die Landschaft in warme Farben tauchte.
Nach einer kleinen erfolglosen Runde am Khwai entlang, fuhren wir dem South Gate und damit unserer nächsten und letzten Nacht im Moremi Nationalpark - dem Third Bridge Camp - entgegen.
Im schönsten Morgenlicht tuckerten wir durch endlose Wälder. Wir sahen nur ein paar Frankoline und Tokos, sonst nichts. Dann entdeckten wir vor uns auf der Straße frische Raubtierspuren. Wir waren uns sicher, dass das Hundepfoten-Abdrücke sind. Wieder musterten wir aufmerksam die Gegend und folgten den Spuren. Doch leider verloren sie sich wie so oft im Sand und wir fuhren weiter.
Am South Gate verpasste Chris den ‚richtigen’‚ Abzweig und weiter ging die Fahrt durch dichten Wald. Wir wollten eigentlich die Außenrunde an den freien Flächen entlang zur Third Bridge fahren, aber befanden uns nun auf direktem Weg nach Xaxanaxa. Das stellten die zwei Fahrer nach einem kurzen Blick in unsere Karte fest. Wald soweit das Auge reicht. Erst kurz vor Xaxanaxa entdeckten wir ein paar Zebras im Wald. Vorher stritten sich noch zwei Frankoline vor uns auf dem Weg. Sie waren so vertieft in ihre Zankereien, dass sie gar nicht mitbekamen, als wir neben ihnen hielten und schossen erst relativ spät flatternd vor uns davon. Schmunzelnd setzten wir unsere Fahrt fort.
Dann lag die neue Fourth Bridge vor uns. Die alte Brücke ein Stück daneben wäre keine gute Wahl gewesen, denn sie führte direkt ins Wasser. Die neue Brücke sah stabil aus. Sie war aus dicken Holzbalken und führte uns sicher ans andere Ufer. Ein neuer Weg führte direkt nach Third Bridge. Er war sehr tiefsandig mit brettharten Abschnitten.
Als wir an der Third Bridge ankamen, machten wir wieder große Augen, denn sie stand unter Wasser. Ob die Brücke wohl unser Auto trug? Neben der Brücke entdeckten wir einen Mann, der versuchte eine Pumpe in Gang zu setzen. Sie sollte wohl das Wasser etwas abpumpen, hatte aber den Geist aufgegeben. Chris war vorsichtig und ging erst einmal die Brücke zu Fuß ab. Dabei versank er locker bis zu den Knien im Wasser und hatte Mühe auf den rutschigen Holzbohlen ohne Sturz vorwärts zu kommen. Der Weg war jedoch soweit gut und die Brücke stabil. Wir rollten vorsichtig dem Camp entgegen.
Auf unserer Campsite standen noch die Camper der letzten Nacht, da wir sie nicht stören wollten, drehten wir zuerst noch eine Runde um Mboma Island. Auch hier waren kaum Tiere anzutreffen und so freuten wir uns über ein paar Impalas und einige Giraffen am Wegesrand.
Zurück auf dem Campingplatz bezogen wir unsere Campsite, die Nr. 4. Die Site gefiel uns sehr gut, auch wenn der Weg zu den Waschhäusern etwas weiter war. Zwei Wege führten aus dem Wasser über unsere Campsite bzw. daran vorbei. Skeptisch beäugten wir sie und stellten unsere Autos so, dass sie nicht die Wege versperrten. Unseren Tisch mit den Stühlen bauten wir im Schatten einiger Bäume auf. Kaum waren wir damit fertig, kam auch schon der erste Elefant aus dem Wasser und ging direkt an uns vorbei bis zu einem Baum, an dem er sich ordentlich kratzte. Wow, hier hatten wir ja einen Logenplatz, freuten wir uns.
Doch zuerst musste ich mal die Toiletten aufsuchen. Als ich zurück zur Campsite kam, rief Chris mir zu, dass ich laufen soll. Macht der Späße, ich laufe doch nicht in der Mittagshitze, brummelte ich vor mich hin. Dann gestikulierte er auch noch wild fuchtelnd mit den Armen. Hm, da muss schon was sein. Als ich genauer hinsah, entdeckte ich einen weiteren Elefanten, der gerade aus dem Wasser kam und langsam durch unsere Campsite lief. Ach, den klitzekleinen Elefanten hatte er gemeint. Nun lief ich doch einen großen Bogen machend auf unsere Campsite. Das war auch gut so, denn der Eli hätte mir den Weg versperrt und er hatte es überhaupt nicht eilig. Erst fraß er gemütlich, denn ging es zu dem gleichen Baum wie sein Vorgänger, dort kratzte er sich ausgiebig und nahm ein Staubbad. Leider stand der Wind ungünstig, so dass wir einen Teil vom Dreck abbekamen und auch noch den Eli perfekt riechen konnten. Ca. eine halbe Stunde saßen wir im Staub und beobachteten den Elefanten, dann schwenkte er nach links ab und ließ sich ein paar Meter von der Straße entfernt ins Gras fallen. Was war denn nun los? Geht es ihm nicht gut? Doch dem Burschen ging es super, er wollte einfach nur ein Mittagsschläfchen machen. Wir waren perplex und absolut begeistert zugleich. Leise gingen wir ein paar Schritte näher und machten ein paar Bilder, dann zogen wir uns wieder zurück und beobachteten den grauen Berg, der friedlich schlief. Irgendwie rührte uns diese Szene und wieder erfreuten wir uns an einem besonderen Augenblick. Als der Eli wieder aufstand und in den Büschen verschwand, beschlossen wir duschen zu gehen. Nach einem Staubbad soll man ja mit Wasser nachspülen, oder?!
Auf dem Rückweg von den Duschhäusern mussten wir wieder einen Umweg laufen, denn auf der vorderen Campsite hatten sich mehrere Elefanten zum Kaffeeplausch eingefunden. Es ist schon ein komisches Gefühl relativ nah und ungeschützt an den riesigen Tieren vorbeizugehen. Man kommt sich so klein und unbedeutend vor, was man ja irgendwo auch ist.
So verbrachten wir einen spannenden und aufregenden Nachmittag auf der Campsite.
Am Nachmittag machten wir einen ausgedehnten Gamedrive. Wir sahen weite Flächen mit goldgelbem hohem Gras, das sich leicht im Wind bog und jedem Tier die perfekte Deckung gab. Unser Weg führte uns über die Brücken bzw. die Umfahrungen bis in hinterste Waldecken, doch leider sahen wir fast keine Tiere, dafür aber eine wunderbare wasserreiche Landschaft. Auf dem Rückweg zu unserer Campsite entdeckten wir das Auto eines Filmteams. Wir hielten natürlich an und suchten die Umgebung ab. Da war irgendetwas im Gras. Ich sah ein paar gefleckte Ohren und einen langen Schwanz. Ein Gepard, rief ich erfreut aus. Aber es war nicht nur ein Gepard, sondern es waren zwei dieser seltenen Jäger mit ihren traurigen Gesichtern. Doch leider waren sie sehr weit weg und lagen noch dazu im hohen Gras. Direkt vor uns war ein Wasserloch. Vielleicht kommen sie ja noch zum Trinken vor, hofften wir. Doch leider taten sie uns nicht den Gefallen, sondern zogen sich noch etwas weiter ins hohe Gras zurück. Trotzdem warteten wir bis die Sonne so langsam im Dunst versank. Dann rissen wir uns von den herrlichen Katzen los und fuhren ins Camp zurück.
Auf den Campsites 1 bis 3 standen mittlerweile mindestens 6 Autos. Jeder hatte zwar seinen Platz, aber bei den Preisen fanden wir die Mehrfachvergabe der Plätze nicht angebracht. Gerade hier in den abgelegenen Gebieten, möchte doch fast jeder seine Ruhe haben und etwas Abstand zum Nachbarn gehört für mich definitiv dazu. Auf der Campsite 3 tummelten sich noch dazu zwei Elefanten, nun war der Platz aber wirklich überbelegt, schmunzelten wir. Dann schubste der größere Eli den Kleinen langsam zu uns herüber. Sie balgten sogar etwas, so dass wir wieder im Staub standen. Kurz darauf standen sie direkt vor unserer Campsite und futterten an unseren Bäumen. Jetzt wurde es bei uns etwas enger. Als dann noch ein dritter Elefant aus dem Wasser direkt an uns vorbeilief und sich zu den anderen beiden gesellte, wäre kein Platz mehr für irgendein Auto gewesen. Ankommende Camper mussten ausweichen bzw. warten bis die drei Herren weiterzogen. Es war toll. Die Dämmerung zauberte eine fast schon mystische Atmosphäre, hinzu kamen der Staub und das leise Fressen der Elefanten.
Abends grillten wir. Chris zauberte sehr gute Sirloinsteaks, Ralf machte wieder seine knusprigen Bratkartoffeln dazu und ich ließ mich verwöhnen. Ab und zu muss das auch mal drin sein.
Es raschelte mal wieder im Gebüsch und plötzlich stand eine Hyäne neben uns. Sie bekam aber genau so einen großen Schreck wie wir und suchte schnell wieder das Weite. Die Nacht war sternenklar und es kühlte wieder auf ca. 15°C ab.

Übernachtung: Third Bridge Campsite Nr. 4, Moremi Nationalpark

Donnerstag, 06.10.2011
26. Tag

Wieder brüllten Löwen in der Nacht. Spannung lag in der Luft als wir am Morgen das Camp verließen, um nach den Löwen Ausschau zu halten. Doch zuerst fuhren wir die paar Kilometer bis zu den Geparden. Leider konnten wir sie nirgends entdecken, was aber bei dem hohen Gras und der guten Tarnung der Katzen nicht verwunderlich war. Okay, dann schauen wir mal, ob wir Löwen finden. Wieder suchten wir voller Aufmerksamkeit die Umgebung ab. In Richtung Mboma Island entdeckten wir dann frische Spuren. Aus dieser Richtung kam auch das Brüllen von den frühen Morgenstunden. Tatzenabdrücke verschiedener Größen lagen vor uns im Sand. Wieder folgten wir den Spuren. An einer Stelle stand ein Impalabock witternd und relativ steif auf einem kleinen Grashügel und schaute angestrengt in eine Richtung. Er beachtete uns überhaupt nicht, sondern hielt seinen Blick genau in eine Richtung. Wir schauten und suchten mit und ohne Ferngläser die Gegend ab, doch leider entdeckten wir gar nichts. Enttäuscht und leicht frustriert brachen wir die Suche ab und machten uns auf den Weg hinaus aus dem Moremi Nationalpark. Diesmal wählten wir den Weg entlang der freien Flächen, aber auch hier waren kaum Tiere anzutreffen. Erstmals entdeckten wir ein paar Gnus und auch ein paar Impalas konnten wir beobachten, doch sonst wirkte der Park fast wie ausgestorben. Schade, trotzdem hatte es uns im Moremi wieder sehr gut gefallen und etwas wehmütig verließen wir das South Gate.
Als wir um eine Kurve bogen, trauten wir unseren Augen kaum, denn am Straßenrand stand ein riesiges Leopardenmännchen und schaute uns interessiert an. Uns blieb der Mund offen stehen. Natürlich hatte ich die gesamte Fotoausrüstung weggepackt, denn wir rechneten überhaupt nicht mehr mit irgendeiner Tierbegegnung und schon gar nicht mit einem Leoparden. Der einzige Wermutstropfen an dieser außergewöhnlichen Begegnung war, dass der Leo ein riesiges Sendehalsband trug, das ihn jedoch nicht zu beeinträchtigen schien, denn er war sehr kräftig und gut genährt. Der Leopard nutzte die Deckung unserer Autos, um sich an ein paar Impalas heranzuschleichen, aber die flinken Antilopen hatten ihn schon gesehen und warnten aufgeregt. Sehr schnell waren sie verschwunden, doch der Leopard blieb. Wir verbrachten ca. eine halbe Stunde bei diesem prächtigen Tier und konnten ihn zum Teil hautnah genießen. Er hatte überhaupt keine Scheu vor den Autos und ging direkt an unserem Fenster vorbei. Chris hätte nur eine Hand ausstrecken brauchen und hätte sein Fell berühren können.
Nach einiger Zeit wechselte er die Straßenseite, legte sich noch für ein letztes Bild vor ein paar Büsche und wanderte gemächlich in die Richtung, in die die Impalas verschwunden waren. Jetzt konnten wir erst wieder richtig atmen, denn vor lauter Aufregung hatten wir fast die Luft angehalten. Grinsend und überglücklich schauten wir uns an. Was für ein krönender Abschluss! Natürlich blieb nun die Kamera griffbereit und genauso selbstverständlich sahen wir nur noch ein paar Giraffen weit entfernt in den Büschen.

Schon auf dem Weg in den Moremi waren wir an verbranntem Land vorbeigekommen, aber der Brand muss noch einmal entfacht worden sein, denn überall qualmte es und ein paar Baumreste brannten auch noch. Die einst trockene Buschlandschaft war pechschwarz, Ascheflocken lagen in der Luft und es roch verbrannt. Da wir kein Fleisch mehr hatten, fuhren wir noch immer leicht beschwingt von dem tollen Leopardenerlebnis an die Veterinärkontrolle. Dort wurde uns doch tatsächlich eine halbe Zitrone abgenommen. Bisher gab es in Botswana keinerlei Beschränkungen für Obst und Gemüse, aber angeblich soll damit die Übertragung von bösen Fruchtfliegen verhindert werden. Ich weiß zwar nicht, wie sich Fruchtfliegen im eiskalten Kühlschrank unsichtbar auf einer halben Zitrone halten sollten, aber bitte sehr. Zähneknirschend gab Chris unsere letzte Zitrone her, aber wir waren ja auf dem Weg nach Maun und würden dort vielleicht Ersatz bekommen. Es war sehr heiß und trocken. Der Wind peitschte nur so über die Straße und fegte Laub und Dreck als kleine Windhosen umher. Als wir bei Serobe zurück auf der Teerstraße waren, schauten wir einmal prüfend um das Auto herum, aber Reifen und alles andere auch waren in Ordnung. Jetzt konnten wir uns ins Stadtleben stürzen. Zuerst fuhren wir natürlich die Tankstelle an. Dort erkundigten wir uns, wo eine Reifenreparaturwerkstatt ist. Ralf fuhr schon mal dorthin, während wir noch den Metzger stürmten. Dort kauften wir Biltong und eingelegte Hühnchen-Spieße ein. Danach ging es in den Spar, wo sich Ralf mit einem frisch geflickten Reifen wieder zu uns gesellte. Der Spar war leider sehr ausgesucht, aber wir wollten nicht noch mehr Zeit verlieren, denn der kleine Hunger musste auch noch gestillt werden. Wir überfielen das Chicken-Fastfood Restaurant und aßen dort äußerst lecker. Danach ging es los in Richtung Nxai Pan. Am gefürchteten Veterinärzaun wurden wir diesmal kaum kontrolliert. Wir mussten nur durch die Desinfektionswanne laufen und der Beamte warf einen schnellen Blick in den selbstverständlich fleischfreien Kühlschrank. Dann durften wir schon passieren. Momentan war gerade kein Ausbruch der gefürchteten Maul- und Klauenseuche, einer hoch ansteckenden Viruserkrankung der Rinder, darum lief alles etwas gemütlicher ab. Die alte Zufahrt zur Nxai Pan war gesperrt. Jetzt ging es durch ein großes neues Gate, an dem man sich natürlich anmelden musste, auf die neue Strecke. Die nette Angestellte sagte wissend, die Strecke sei wie immer. Okay, dann schauen wir mal. Doch vorerst war der Weg gut. Feste Spuren brachten uns schnell vorwärts, dann folgte Wellblech abwechselnd mit tiefsandigen Abschnitten. Wir wurden also gut durchgeschüttelt und geschaukelt. Nach einer Zeit wurde der Weg wieder besser und ähnelte einem Feldweg bei uns. Dann kamen wir wieder auf die alte, relativ tiefsandige Strecke und juckelten dem Eingang entgegen. Hier waren neue schicke Unterkünfte entstanden, aber das winzige Gate-Häuschen war immer noch dasselbe. Nach nochmaliger Kontrolle durften wir passieren und fuhren zu unserer gebuchten Campsite Nr. 1. Diese lag gleich rechts neben dem ersten neuen Duschhaus. Ein schöner großer runder Platz mit Grillstelle, aber leider nur kleinen Bäumchen, die noch dazu kein Laub trugen. Dadurch gab es praktisch keinen Schatten. Trotzdem gefiel uns der Platz, da er etwas abgelegen von den anderen Campsites im ‚Wäldchen' lag. Wir richteten uns schnell häuslich ein, indem wir Tisch und Stühle aufstellten, dann ging es schon wieder los zum Wasserloch. Unzählige, breite, völlig ausgefahrene Spuren führten in Richtung Wasserloch. War das ein Gerüttel. Die besseren Wege waren mit Steinen abgesperrt, aber es war fast unmöglich auf den Alternativstrecken zu fahren. Am Wasserloch war nichts los. Wir fuhren noch ein wenig durch die Gegend und entdeckten große Herden von Springböcken, aber kein Raubtier weit und breit. Also stellten wir uns ans Wasserloch und warteten. Normalerweise kamen immer am Abend Elefanten zum Trinken, aber an diesem Abend war absolut nichts los. Mit der Dämmerung fuhren wir auf unsere Campsite zurück und kochten Filettopf mit Nudeln. Laue Abendluft ließ uns noch eine Zeitlang am Feuer sitzen, bis die Müdigkeit zu groß wurde und wir uns in unsere Dachzelte zurückzogen.

Übernachtung: Nxai Pan Campsite Nr. 1, Nxai Pan Nationalpark

Tageskilometer: Moremi - Nxai Pan 375 km inclusive Gamedrive

Freitag, 07.10.2011
27. Tag

Als wir noch im Dunkeln frühstückten verließ bereits ein Auto die Campsite. Daran merkten wir, dass wir schon eine Zeitlang unterwegs waren und alles etwas gelassener nahmen. Selbst Chris futterte entspannt weiter.

Als es so langsam hell genug war, fuhren auch wir los in Richtung Wasserloch. Vielleicht hatten wir ja Glück und würden heute die Löwen am Wasserloch beobachten können. Gespannt fuhren wir die letzten Meter bis zum Wasser. Nichts. Wir drehten die Köpfe in alle Richtungen und suchten die Umgebung ab. Da entdeckten wir das vor uns gestartete Auto ein wenig weiter weg schief stehend am Wegesrand. Sind da vielleicht die Löwen, hofften wir und fuhren langsam näher. Löwen waren keine zu sehen, dafür schauten uns ein paar bekannte Gesichter an. Die zwei französischen Tierfotografen, die wir schon aus dem Moremi kannten, winkten uns zu und erzählten, dass sie in der Früh einen Gepard am Wasserloch gesehen hätten. Er sei an dieser Stelle in die Büsche verschwunden. Wow, was für ein Erlebnis. Wir sahen nicht einmal mehr einen Fellfitzel von dem gut getarnten Tier und stellten uns nach einiger Zeit zurück ans Wasserloch. Im Laufe des Vormittags war hier einiges geboten. So kamen zig Strauße zum Trinken und bereiteten uns mit ihrem Benehmen und Getue sehr viel Freude. Kuhreiher fielen am Wasser ein, ein Milan jagte die unzähligen Tauben, die zum Trinken kamen. Impalas fanden sich ein und es war ein kurzweiliger Vormittag.

Um ca. 9 Uhr morgens gesellte sich ein Lodgefahrer mit ein paar Touristen dazu. Komisch, sie sahen alle so zufrieden aus, wunderten wir uns. Fragend schauten wir den Fahrer an. Der kam zu uns gefahren und fragte, ob wir denn die Löwen auch gesehen hätten. Wie Löwen, wo denn??? ‚Ach’, meinte er, ‚direkt an der Campsite’. Fassungslos schauten wir uns an. Natürlich mussten wir uns die Katzen sofort anschauen. Wir packten zusammen und machten uns auf den Weg zur Campsite zurück und wirklich ca. 200 m in die andere Richtung lagen unter ein paar Büschen fast direkt am Straßenrand 4 Löwinnen, zwei Halbstarke und 3 Kleine. Unglaublich, aber wahr. Wieder einmal hätten wir nur ein paar Meter in die andere Richtung fahren müssen, sind wir aber nicht. Die Löwen waren entspannt aber auch sehr müde. Wir beobachteten sie lange, aber als die Hitze immer stärker wurde und die Katzen immer schläfriger, fuhren wir zurück ins Camp. Diesmal stellten wir uns auf unsere schattige Lieblingscampsite, die Nr. 3 und machten dort Mittagspause. Von hier aus konnten wir bis zu den Löwen schauen und würden mitbekommen, wenn sich bei den Katzen etwas tat.
Wir lagen in unseren Hängematten und beobachteten wie immer die frechen Tokos. Natürlich stellte ich auch wieder Wasser für die Vögel auf. Faszinierend wie hier der Buschfunk funktionierte, denn kaum stand das Wasser, kamen die kleinen Freunde aus allen Richtungen angeflogen und stillten ihren Durst. Ab und zu musste sich ein Toko etwas wichtigmachen und Besitzansprüche stellen, aber die kleinen flinken Vögel ließen sich nicht lange einschüchtern und schon bald wimmelte es von durstigen Gästen auf unserer Campsite.
Am Nachmittag fuhren wir zurück zu den Löwen, die immer noch müde unter den Büschen lagen. Ihre Nachmittagsbeschäftigung bestand darin, sich zu putzen, ausgiebig zu gähnen und sich immer wieder einen neuen, besseren Schattenplatz zu suchen.
Um ca. 17 Uhr kam Leben in das Rudel. Eine Löwin ging los und stupste jeden einzelnen Löwen an. Sie begrüßten sich und so nach und nach standen die erwachsenen Tiere auf. Jeder ging noch einmal auf die Toilette, wusch sich das Gesicht und streckte sich durch. Die Kleinen begannen zu spielen. Dann erklang ein heiserer Ruf und die Löwen zogen langsam an uns vorbei. Eine Löwin ging vor und alle anderen hinterher. Am längsten brauchten natürlich die Kleinen. Sie spielten erst einmal weiter. Als dann alle Löwen auf der anderen Straßenseite in den Büschen warteten, gingen auch sie los und flitzten den Großen hinterher. Wo liefen sie nur hin, fragten wir uns. Die Richtung war eindeutig unsere Campsite. Okay, wir fuhren hinterher. Und wirklich die gesamte Löwengruppe schlenderte über die Campsite. Bei der Nr. 6 ließen sie sich nieder und warteten auf die Kleinen. Das Schild wurde kontrolliert, ob die Nummer auch stimmt und gleich mal markiert. Auch der Platz schien ihnen zu gefallen. Doch sie zogen weiter über die Nr. 7, direkt an unserer Nr. 1 vorbei. Wenn wir auf der Campsite gewesen wären, hätten wir die 9 Löwen sicher nicht einmal bemerkt, denn sehr viele Büsche hätten uns die Sicht versperrt. Doch zum Glück konnten wir ihnen ein Stück des Weges folgen. Unser netter Lodgefahrer kam diesmal leider zu spät. Wir erzählten ihm wohin die Löwen gegangen seien und er meinte, dass das ihr Weg in Richtung Wasserloch sei.
Da der afrikanische Busch die Löwen verschluckt hatte, fuhren wir zum Wasserloch vor.

Die Sonne versank gerade am Horizont und zwei Elefanten standen im Wasser, ein dritter daneben. War das ein schöner Anblick. Mit einem Sundowner in der Hand genossen wir die Idylle. Als die Sonne verschwunden war, kamen noch einmal 7 Elefanten aus den Büschen und stürmten auf das Wasserloch zu.
Unser letzter Abend in der Freiheit des afrikanischen Busches verabschiedete uns mehr als würdig. Ich war so gerührt, dass mir die Tränen in die Augen stiegen und ich mehrmals schlucken musste. Wir genossen diese Idylle so lange, bis die orange Dämmerung dem tiefblau der Nacht gewichen war und das letzte Licht langsam ausging. Schweren Herzens fuhren wir ins Camp zurück.
Chris grillte uns Hühnchenspieße, dazu ließen wir uns Knoblauchbrot und Salat schmecken. Wir saßen noch lange draußen und genossen die laue Nacht. Durch die Bäumchen hindurch sah ich mal wieder meinen Freund den Skorpion am Himmel leuchten. Chris entdeckte die kleinere Variante an einem Termitenhügel.

Übernachtung: Nxai Pan Campsite Nr. 1, Nxai Pan Nationalpark

Gamedrive: 36 km

Samstag, 08.10.2011
28. Tag

Leider waren die Löwen in der Nacht nicht bis zum Wasserloch gewandert. Wieder suchten wir die Umgebung ab, aber kein Anzeichen für Raubkatzen. Wir drehten noch eine Runde durch den Park und stellten uns dann ans Wasserloch. Auch heute wurde uns nicht langweilig. Neue Strauße waren frisch eingetroffen und es wuselte nur so. Diesmal waren es nur Mädels, die sich aufführten, als ob sie auf Schulausflug wären. Sie schauten umher, wedelten mit den Flügeln, steckten die Köpfe zusammen, als ob sie tuscheln würden und reckten ihre Hälse. Dabei blieben sie immer dicht zusammen und tranken auch gemeinsam. Es war wirklich eine tolle Show.
Wieder jagten ein paar Milane Tauben, Perlhühner flitzten ans Wasser und stillten ihren Durst und so nach und nach kamen immer mehr Springböcke zum Trinken. Auch sie waren sehr entspannt und nichts deutete auf die Anwesenheit von Raubtieren hin. Die Löwen mussten wohl unterwegs aufgehalten worden sein.
Um 9 Uhr verabschiedeten wir uns von der Nxai Pan und machten uns auf den Rückweg.

Auf guter Teerstraße flogen wir Maun entgegen. Am Veterinärzaun wurde nur Chris' Führerschein kontrolliert, aber die Kontrollen sind auch von Süden nach Norden nicht so intensiv und schon gar nicht, wenn gerade kein MKS Ausbruch ist.
In Maun hatte es so viel Wasser wie noch nie. Das war uns auf der Durchfahrt vorher gar nicht so richtig aufgefallen.
Überall stand das Wasser zum Teil bis an die Straße. Leute angelten, füllten frisches Wasser in Behälter oder wuschen ihre Autos. Die Tiere sahen alle relativ wohlgenährt aus und auch die Menschen wirkten irgendwie zufriedener auf uns.
Außerhalb von Maun gab es an einer weggespülten Brücke eine kleine Umfahrung, aber die Arbeiten waren voll im Gange und schon bald würde die Brücke in neuem Glanz erstrahlen.
Am Kuke-Veterinärzaun wurde uns dann doch noch etwas abgenommen. So wanderte unsere angefangene Milch in die Hände des strengen Beamten. Die Begründung konnte sich hören lassen, denn wir hätten ja unterwegs eine Kuh melken können. Ist schon klar!!! Trotz des Verlustes mussten wir immer wieder über diese Aussage lachen, besonders als wir uns vorstellten, wie wir hinter der Kuh herliefen, um sie zu melken. Die Stecke zog sich endlos dahin, trotzdem wurde uns nicht langweilig. Wir machten immer wieder Getränkepausen und laute Musik aus unseren Autos übertönte die Eintönigkeit.
Bei Ghanzi qualmte es sehr stark. Die Rauchfront ging kilometerweit in den Himmel hinauf. Je näher wir der Stadt kamen, desto breiter und bedrohlicher wurde die Rauchsäule, die wie ein Atompilz aussah. Er leuchtete in allen Farben von einem Weiß bis hin zu pechschwarzem Qualm war alles geboten. Wir hatten schon Bedenken, dass es in Ghanzi brennen würde, aber das täuschte zum Glück. Der Brandherd lag noch weit von der Stadt entfernt, aber der Rauch zog zu ihr hin.
Die Mamuno Grenze passierten wir wieder schnell und ohne Probleme.
Zum späten Nachmittag kamen wir dann auf Zelda an. Hier bekamen wir die Campsite ‚Impalas Area’ – welch passender Name, denn Impalas hatten wir wirklich fast überall gesehen. Die Campsite lag auf einer Rasenfläche nahe dem Geparden-Gehege. Es war wie immer alles liebevoll eingerichtet und sehr sauber. Der Grillplatz ist gemauert und Schattenbäume stehen auf der Campsite. Tisch und Stühle standen einladend auf dem Rasen. Die Autos konnten wir vor dem Rasen abstellen.
Die Fütterung startete kaum dass wir angekommen waren. So lernten wir ein richtig niedliches Stachelschwein kennen, das vehement sein Futter verteidigte und zur Not auch mal die Stacheln aufstellte. Die Leopardin ‚Tornado’ war rollig und schmuste wie verrückt mit dem Zaun. Dabei machte sie die typischen Rollbewegungen, die man ja auch von den Hauskatzen kennt und schnurrte laut. Der Sohn vom Besitzer konnte sie auch anfassen und kraulte sie durch den Zaun hindurch.
Abends grillten wir ein letztes Mal und Chris strengte sich besonders an. Das Fleisch war absolut perfekt und schmeckte hervorragend. Da es sehr kalt wurde, zogen wir uns schon bald nach dem anstrengenden Fahrtag und einem Gin Tonic in unsere Zelte zurück.

Übernachtung: Zelda Guest Farm, Namibia

Tageskilometer: Nxai Pan – Zelda ca. 685 km

Sonntag, 09.10.2011
29. Tag

Die Nacht war wirklich eisig und Chris wachte am Morgen mit heftigen Kopfschmerzen auf. Zum Glück half eine Tablette.
Zum ersten Mal auf dieser Reise war es hell, als ich den Kopf aus dem Zelt streckte.
Das große Packen konnte beginnen. Doch zuerst gab es Frühstück. So lange und gemütlich hatten wir nur sehr selten gefrühstückt und so genossen wir den Morgen. Das erste Licht wärmte schon bald. Als wir so gemütlich am Frühstückstisch saßen, kam auf einmal ein Erdmännchen angelaufen. Mir blieb vor Begeisterung der Mund offen stehen. Was für ein putziger kleiner Kerl. Es war noch ein Baby, das zusammen mit seinen Geschwistern vom Personal aufgezogen wird. Der Kleine war wohl besonders frech, denn er büxte regelmäßig aus und besuchte die Campsite. Wir knuddelten ihn durch, dann musste er wieder zurück – leider! Doch ich war überglücklich, denn endlich einmal konnte ich ein Erdmännchen aus nächster Nähe sehen und sogar anfassen. Wohlgelaunt mit einem strahlenden Lächeln ging es ans Packen. Nach ein paar Stunden war alles verstaut. Unsere Reste durften wir auf der Farm lassen. Die Stunden verrannen wie Minuten und der Zeitpunkt des Abschieds rückte unaufschiebbar näher. Dann war es soweit. Sehnsüchtig ließen wir noch einmal unsere Blicke in Richtung Botswana wandern und machten uns dann schweren Herzen in Richtung Windhoek auf den Rückweg.
Die Sonne lachte vom wolkenlosen Himmel. Blau-lila Blumenteppiche säumten stellenweise den Weg. Der Abschied wurde uns wirklich nicht leicht gemacht.
Bei Witvlei hielt uns mal wieder die Polizei auf. Da wir weder zu schnell waren noch irgendetwas unserer Meinung nach falsch gemacht hatten, hielten wir entspannt an und schauten den jungen Polizisten erwartungsvoll an. Er wollte nur den Führerschein sehen und  wünschte uns noch eine gute Weiterfahrt.
Die Straße führte stur geradeaus unaufhaltsam unserem Ziel entgegen.
Je näher wir Windhoek kamen, desto klarer wurde es. Die Fernsicht war gigantisch. Glasklar lagen die Berge vor uns, ein paar Wölkchen hatten sich gebildet und verschönerten das Landschaftsbild.
Am frühen Nachmittag trudelten wir bei Claudia in der Casa Piccolo ein. Ups, die Lodge hatte sich ja verdoppelt. Kaum war man mal zwei Jahre nicht da, schon sah alles ganz anders aus. Claudia und ihre Familie hatten das Nachbargrundstück dazu bekommen und konnten somit die Lodge erweitern. Alles war größer und eine neue Rezeption war entstanden.
Wir bekamen zu unserer großen Freude wieder ‚unsere’ Zimmer und zogen sogleich ein. Während ich noch etwas räumte, brachten Ralf und Chris die Autos zurück. Hubert gab ihnen wieder ein Auto mit, das wir dann am Flughafen abstellen sollten. Das war einfach klasse. So konnten wir am Abend noch mit dem Auto zum Essen fahren und auch für den nächsten Morgen war es so mehr als angenehm.
Den Nachmittag verbrachten wir am Pool. Später beim Duschen versuchten wir den Staub aus den Poren zu bekommen, aber es war unmöglich. So fest hatte er sich wieder in unsere Haut gebrannt.
Drei fetzige Metallameisen wanderten auch noch in unser Gepäck. Wieder ein kleines Stück Afrika, das uns nach Hause begleiten würde.
Am Abend gingen wir noch gut essen, diesmal nicht bei Joes, denn wir wollten mal etwas anderes ausprobieren.

Am nächsten Morgen starteten wir sehr früh zum Flughafen. Das Gepäck war schnell aufgegeben und wir tranken einen guten Kaffee im Flughafenrestaurant. Viel zu schnell kam das Boarding und schon saßen wir im Flieger und rollten auf die Startbahn. Ein letzter sehnsüchtiger Blick zurück auf den Flughafen. Warum kamen wir nicht gerade erst an, voller Vorfreude und Erwartungen, mit dem Drang aufzubrechen und Abenteuer zu erleben? Doch nichts änderte die Tatsache, dass wir im Flieger in Richtung Deutschland saßen und eigentlich gar nicht hier sein wollten. Namibia wurde immer kleiner unter uns. Bye bye, du staubiges Wüstenland. Fast schon liebevoll betrachtete ich meine Hände, die schon bald wieder sauber und ordentlich sein würden. Aber um mich zu erinnern, brauche ich keine staubigen Risse in der Haut, denn tief in mir drin schlägt mein Herz für Afrika - die reiche Tierwelt, den unglaublichen Sternenhimmel, die kleinen und größeren Abenteuer auf unseren Wegen, das Vertraute und gleichzeitig Fremde auf diesem einmaligen Kontinent.
Die anfangs lichten Wolken verdichteten sich zusehends je näher wir Deutschland kamen. Über den Alpen durchbrachen wir die Wolken, aber auch unter uns waren noch genügend tiefhängende Wolken zu sehen. Schnee lag auf den Bergen und die Bergspitzen wurden immer wieder von der Abendsonne bestrahlt. Irgendwie war das Wetter wie mein Gemütszustand – stark bewölkt und von ein paar Sonnenstrahlen durchsetzt. Denn so traurig ich auch war, so sehr freute ich mich auch schon auf Daheim, wo unsere Katzen schon auf uns warteten.

Eine sehr angenehme Reise ohne Pannen oder größere Unannehmlichkeiten wie Krankheiten oder Unfälle liegt hinter uns. Wir haben eine weitere Seite Afrikas kennengelernt, interessante neue Parks erkundet, uns von der faszinierenden Natur und der geheimnisvollen Tierwelt Afrikas aufs Neue begeistern lassen. Wir haben Altes wiederentdeckt und Neues gefunden. Manches davon hat uns nicht so gefallen, anderes wiederum absolut beeindruckt.
Eine Reise lebt von den Erinnerungen und davon haben wir reichlich im Gepäck. Immer wenn es hier wieder stressig oder ärgerlich wird, kramen wir sie raus und wärmen unsere Herzen an der Sonne Afrikas.

"Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“
Antoine de Saint-Exupéry - Der Kleine Prinz